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Spielabbruch: Fairplay und guter Wille chancenlos gegen Statuten


Von Lutz Hackmann

(09.05.12) Es ist ein Fall, der in dieser Art im Fußball-Kreis Ahaus-Coesfeld noch nicht vorgekommen ist. Folgendes war passiert: Bei der Kreisliga-B-Begegnung zwischen dem SV Gescher 08 II und der Reserve des ASC Schöppingen sind 87 Minuten gespielt, es steht 3:1 für die Platzherren, beide Kontrahenten stehen im Mittelfeld-Nirvana der Liga. Ohne Chance nach oben, ohne Sorge nach unten. Dann ein Pressschlag, bei dem sich der Nullachter Schien- und Wadenbein bricht. Bekommt man einen solchen Unfall optisch und akustisch unmittelbar mit, ist einem danach nicht mehr nach Fußballspielen. So ging es den Akteuren im Sportpark am Ahauser Damm auch.

Durchaus im Bewusstsein, dass man jetzt nicht so ohne Weiteres in die Kabinen gehen kann, entstand eine Idee, die auf Fairplay basierte. Beim ASC ging man nicht davon aus, in zwei Minuten noch einen oder gar drei Punkte zu holen, die Schöppinger hielten den Spielstand von 1:3 aus ihrer Sicht für verdient und wollten aus dem Unfall keinen Profit ziehen. Das Team von Trainer Nenad Vukajlovic verfasste daher eigens ein Schriftstück mit dem Einverständnis, dass dieses Match einfach mit 3:1 für Gescher erfasst und auch exakt so gewertet werden solle. Das Dokument wurde Schiedsrichter Norman Bathe noch an Ort und Stelle übergeben, der für die Weiterleitung an Staffelleiter Horst Dastig sorgte. Bathe brach also die Partie ab, vermerkte das auch ordnungsgemäß und korrekt im Spielbericht – vermutlich in der Überzeugung, dass mit dem Papier alles seinen von den Protagonisten erdachten Weg gehen würde. „Eine Formsache“, dachte auch 08-Coach Klaus Dieter Bürger noch am Montag.

Dastig: „Keinen Millimeter Handlungsspielraum“

Genau aber das geschieht nun nicht. Vielmehr hat Staffelleiter Dastig die Partie auf den als Nachholspieltag vorgesehenen 17. Mai (Christi Himmelfahrt) neu angesetzt. Die Hoffnung der betroffenen Fußballer und Trainer darauf, dass unter den klaren Vorzeichen, der deutlichen Formulierung des ASC und des Unfalls die ganze Chose vom Tisch sein würde, platzte wie eine Seifenblase. „Wenn ein Spiel vom Schiedsrichter als abgebrochen vermerkt wird, muss es neu angesetzt werden. Das sind die Bestimmungen, da habe ich leider keinen Millimeter Handlungsspielraum“, erklärte Dastig auf Anfrage von Heimspiel-online. „Klar ist das ein Mehraufwand für mich, und vor allem für die Spieler, die wieder anreisen müssen. Aber mir sind wegen der Statuten absolut die Hände gebunden!“

Am Mittwochmorgen standen Verantwortlichen im Dialog. „Wir wollen sachlich abklären, ob es zu dieser Neuansetzung kommen muss“, sagt Helmut Höing, Sportdirektor bei den Gescheranern, gesteht aber: „Ich weiß aber nicht, ob das verfahrensrechtlich so ablaufen kann. Eine Klausel dazu kann ich nicht finden. Ich will niemandem einen Vorwurf machen, nicht dem Schiri und nicht Herrn Dastig.“ Man wolle die Köpfe noch einmal zusammenstecken, „ansonsten müssen wir in den sauren Apfel beißen und die Partie nochmal spielen. Die Begegnung mit 3:1 zu werten, wäre für mich eine Vernunftsentscheidung! Alles andere wäre etwas unglücklich.“

Westphal: „Schlupfloch gibt es nicht!“

Doch diesen Hoffnungs-Zahn zieht der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses, Willy Westphal, dem SVG-Mann. „Ein Schlupfloch im Satzungsrecht oder den Ausführungsbestimmungen gibt es mit Sicherheit nicht“, weiß der Bösenseller. „Man kann verstehen, dass beide Mannschaften dem Schiri erklären, dass sie aufgrund der Umstände nicht weiterspielen wollen. Der Unparteiische hat keine Möglichkeit, die Teams gegen ihren Willen weiterspielen zu lassen. Und dann muss er eben abbrechen, der junge Mann hat insofern alles richtig gemacht“, führt Westphal aus. Und er hofft nun – Feiertag und Vatertag, Brückentag und Urlaub bei einigen Spielern -, dass es nicht dazu kommt, dass die Klubs die Neuansetzung ignorieren und gar nicht spielen. „Dann gibt es je 100 € Strafe für nichtantreten und jeweils null Punkte. Das wäre die unsportlichste Lösung!“

Bürger: „Da fehlt der Wille!“

Dass niemandem ein Vorwurf zu machen ist, bleibt Fakt, im Prinzip haben alle Protagonisten richtig gehandelt. Mag sein, dass ein erfahrener Referee die Spielzeit (in diesem Fall ja ein Teil der Behandlungszeit) hätte durchlaufen lassen. Das wäre nicht wirklich korrekt gewesen, aber die Partie hätte es auf 90 Minuten gebracht, und es würde im Spielbericht ein 3:1 zu finden sein, und alle Kicker hätten am Feiertag frei. Doch objektiv gesehen ist alles richtig gelaufen. Dass man das nicht gut finden muss, steht auf einem anderen Blatt. 08-Trainer Bürger sieht es so: „Für uns auf dem Platz stand und steht der Unfall im Vordergrund, unabhängig von dem, was am 17. Mai passiert. Es ist ein enormer Aufwand, der ASC muss wieder 30 Kilometer anreisen, dabei war es eine beispielhafte sportliche Geste der Schöppinger, das war vorbildlich! Ich glaube, dass den Herren im Verband da einfach der Wille fehlt!“ Der schwer verletzte Gescheraner Akteur ist im Übrigen wieder auf dem Weg der Besserung - nach einer dreieinhalbstündigen Operation am Sonntagabend. Über die Neuansetzung dürfte er den Kopf schütteln. Aber wie formuliert es Geschers Helmut Höing: „Aus so einem Fall können wir alle lernen!“



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