Das Drehbuch war geschrieben...
Von Christian Lehmann und Svenja Kleditzsch
(01.06.15) Zum zweiten Mal binnen einer Saison hat der TuS Freckenhorst die Supermänner vom SC Greven 09 bezwungen. Die Elf von Trainer Andreas Strump zeigte beim 3:2 (3:2)-Auswärtserfolg in der Schöneflieth vor allem vor der Pause eine hervorragende Leistung und verkürzte den Rückstand auf den Tabellenführer auf nur noch vier Zähler bei zwei noch ausstehenden Partien. Von großen Kampfansagen nahm Strump nach der Partie dennoch Abstand. Und das hatte seinen Grund.
"Greven wird nächste Woche bei Borussia den Deckel drauf machen. Die haben eine enorme Qualität und unheimlich schnelle Spieler. Wir sind glücklich, sie zweimal in dieser Saison bezwungen zu haben und freuen uns, dass wir Platz zwei sicher haben", so der Freckenhorster Coach, der kurz zuvor seinem Trainerkollegen Andrea Balderi zu einem klasse Spiel gratuliert hatte. "Schade, dass man uns nicht angemerkt hat, dass wir ab der fünften Minute einer mehr auf dem Platz waren."
"Da habe ich gedacht 'Oh, jetzt gehen wir baden!'"
Diese eines Spitzenspiels würdige Partie hatte alles und sorgte gerade in Durchgang eins für kurzzeitige Schnappatmung unter den rund 300 Zuschauern in der Schöneflieth. Das perfekte Drehbuch, an dessen Ende ein Grevener Meisterjubel hätte stehen können, war geschrieben. Elfmeter und Rote Karte gegen Johannes Mennemeyer nach fünf Minuten, 0:3 in Rückstand, dann doch zurückgekommen, etliche Torchancen nach der Pause. Und doch fehlte das eine Tor, das den Nullneunern die Tür zur Bezirksliga geöffnet hätte.
Selbst der Grevener Coach Andrea Balderi hatte nicht mehr so ganz an das Comeback seiner Jungs geglaubt, als die Freckenhorster Anhänger nach dem 0:3 ein sich mutmaßlich anbahnendes Schützenfest feierten. "Da habe ich gedacht 'Oh, jetzt gehen wir baden!' Aber da habe ich mich ein bisschen in meiner Mannschaft getäuscht, dass da soviel Power drin ist. In der zweiten Halbzeit hat man nicht gesehen, dass wir ein Mann weniger waren. Wir haben auf ein Tor gespielt und keine Torchance zugelassen. Deswegen bin ich super stolz auf die Truppe. Die Getränke werden kalt gestellt. Wir werden nächste Woche alles versuchen, auf dem Borussen den Dreier zu holen. Und dann ist das Ding gegessen." Auf dem Borussen, da, wo Andrea Balderi viele Jahre erfolgreich als Trainer arbeitete. Auch da gibt's schlechtere Drehbücher.
Ferreira im Fokus
Der gute Schiedsrichter Alex Ferreira stand gestern nur einmal wirklich im Fokus, und zwar in der fünften Minute, als er für Johannes Mennemeyers Notbremse gegen Marius Gohl die strenge Regelauslegung befolgte und nach seinem Elfmeterpfiff konsequent Rot zückte. Dafür musste er sich beim Gang in die Kabine, wenn auch sachliche, Kritik seitens eines Grevener Zuschauers gefallen lassen. "Sie haben gut gepfiffen, aber das war kein Elfmeter!", sagte dieser. Er hatte Unrecht.
Sportsmann Balderi verzichtete auf eine ausufernde Schelte, gab aber zu Protokoll: "Ich hätte jetzt keinen Elfmeter gegeben. Da brauche ich nichts zu sagen. Er pfeift, Rote Karte. Das ist schade, aber wir können's nicht ändern."
Chancenwucher in der Schlussphase
Es war aber nicht einzig diese Szene, die das Spitzenspiel entschied. Am Ende mussten sich die Nullneuner auch an die eigene Nase packen, weil sie in der Schlussphase trotz beherzten Einsatzes einen enormen Chancenwucher betrieben.
Das Drehbuch war geschrieben, es fehlte lediglich derjenige, der die letzten Zeilen hinzufügt und das Happy End schreibt. So nennt man das, was nach der Partie bleibt, wohl einen Cliffhanger. Fortsetzung folgt am nächsten Sonntag an der Grevingstraße...