Die halbe Miete ist bezahlt

von Christian Lehmann

(19.06.15) Trotz 1:0-Führung zur Pause schlurfte Freckenhorsts Trainer Andreas Strump nachdenklich in die Kabine. Ausgerechnet im Relegations-Hinspiel bei der SpVgg Oelde lieferte der A-Ligazweite in Halbzeit eins eine seiner schwächsten Saisonleistungen ab und durfte sich brav bei Keeper Sebastian Neukötter bedanken, dass er nicht zurücklag. Mit der Führung im Rücken fluppte es dann deutlich besser. Der zunächst vollkommen abgemeldete, aber in Durchgang zwei aufdrehende Goalgetter Pierre Jöcker sorgte mit seinen zwei Treffern dafür, dass die SpVgg nach der 0:3 (0:1)-Hinspielpleite vor rund 1.200 Zuschauern vor dem am Sonntag stattfindenden Rückspiel nun nur noch minimale Chancen auf den Aufstieg hat.

Der zweifache Beckumer Meister brauchte einige wenige Minuten, um ins Spiel zu finden, machte dann aber über Kapitän Jens Hörster und Sturmspitze Patrik Franz richtig Dampf. Die Freckenhorster Innenverteidiger Simon Kaminski und Jan Gierhake wurden von Minute zu Minute vor brenzligere Aufgaben gestellt. Zunächst offenbarte der TuS in der ersten halben Stunde große Lücken über die Außenpositionen, danach war er in der Mitte zu offen, was bissige, angriffslustige, aber keinesfalls fußballerisch überragende Gastgeber ausnutzten. Einzig an einem kamen sie nicht vorbei. Sebastian Neukötter. Die starke Leistung des TuS-Schnappers, der nicht nur bei Flanken unglaubliche Sicherheit ausstrahlte, sondern auch drei Oelder Hochkaräter entschärfte, "war auch nötig heute", meinte Strump. "In der Saison wurde er bisher nicht so gefordert, dafür war er heute voll da."

Schange würgt ihn rein

Das galt nicht für den Rest der Mannschaft. "Die Leistung der ersten Halbzeit kann ich so nicht akzeptieren. Wir hatten Glück, nicht selber in Rückstand zu geraten", fand Strump im Anschluss an die Partie deutliche Worte. Statt mit einem Rückstand ging es gar mit einer Führung in die Halbzeit, weil Pierre Jöcker nach dem zweiten gelungenen Angriff über links nach vorn gestürmt war und Philipp Schange bedient hatte. Der stand einen Schritt näher am Tor als sein Assistgeber, ergo wohl in Abseitsposition. Der Pfiff blieb jedoch aus, und Schange würgte den Ball irgendwie an Christian Forströer vorbei ins Oelder Tor.

Nach Wiederbeginn steigerte sich der TuS, allerdings versprühte er über weite Strecken der Partie auch nicht die Spielfreude, die man von der Mannschaft in dieser Saison so oft gesehen hat. Die sich nun bietenden Räume nutzten Philipp Schange und David Krolikowski aber immer wieder zu Stichpässen auf Pierre Jöcker und Marius Gohl. Ersterer scheiterte zunächst noch an Forströer (68.), Jöcker zielte schließlich besser und machte mit dem Außenrist das 2:0 für die Gäste (71.). Nach ähnlichem Muster legte er in der Schlussminute den 3:0-Endstand und nach und beendete damit wohl die letzten Hoffnungen des Beckumer Meisters auf den Bezirksliga-Aufstieg. Über eben diesen Freckenhorster Treffer, dem ein kapitaler Bock vorausgegangen war, ärgerten sich die Oelder Coaches Patrick Rehberger und Dominik Kretz maßlos: "Das ist D-Jugend!"

Etwas beruhigter, aber keinesfalls überheblich können die Freckenhorster ins Rückspiel gehen. "Man hat ja gesehen, dass die was können", warnt Strump. Er erwartet einen extrem offensiv eingestellten Gegner und hofft, dass es seinem Team besser als im Hinspiel gelingt, die Spielkontrolle an sich zu reißen. Zum Aufstieg gratulieren lassen will sich im Lager des TuS noch niemand. Die halbe Miete ist aber schon einmal bezahlt.

SpVgg Oelde - TuS Freckenhorst     0:3 (0:1)
0:1 Schange (43.), 0:2 Jöcker (71.),
0:3 Jöcker (90.)