Tia durchkreuzt Wolbecker Träume
von Jan Ahlers
(27.10.14) 89 Minuten lang sah es danach aus, als würde der VfL Wolbeck einen wichtigen Schritt zum ersehnten Aufstieg in die Kreisliga A machen. Lange Zeit dominierten sie das Spiel beim TuS Hiltrup II, hätten weitaus höher als nur mit einem Tor führen können. Dann jedoch verloren sie den Faden und mussten so einen am Ende nicht unverdienten Ausgleich zum 1:1 (0:1)-Endstand schlucken, der jedoch in seiner Entstehung absolut vermeidbar gewesen wäre.
Die Kulisse an diesem Sonntagnachmittag war eines Derbys in der B-Liga absolut würdig: Gut 150 Zuschauer, davon gut zwei Drittel aus dem nahen Wolbeck, waren zum Kunstrasenplatz am Osttor gekommen, um dem Spitzenspiel beizuwohnen. Und die Gäste zeigten nach einer Anfangsphase des Abtastens gleich ihre Gefährlichkeit, als Stürmer Sven Möllmann TuS-Keeper Benjamin Dautamac den Ball clever stibitzte, dann aber das leere Tor aus spitzem Winkel verfehlte (20.). Auch Daniel Bothen bekam eine gute Möglichkeit zur Führung aufgelegt, setzte den Ball jedoch freistehend in den nahegelegenen Geräteschuppen.
Nas tanzt alle aus
Dann riss ein anderer Akteur das Geschehen an sich und zeigte, dass er schon in deutlich höheren Ligen Erfahrungen gesammelt hatte: Ein ums andere Mal drehte Christopher Nas den Hiltrupern auf der linken Seite Knoten in die Beine – einer seiner gefürchteten Flügelläufe fand dann schließlich den Weg ins Tor, als er es allein mit drei Gegenspielern aufnahm, alle austanzte und den Ball ins lange rechte Eck schob (39.). Der einzige Vorwurf an den VfL lautete: Sie hätten zur Pause noch mindestens einen Treffer nachlegen müssen. Hiltrups Defensive agierte konsterniert und war fast immer einen Schritt zu spät, sodass Kapitän Marcel Kroker seine Nebenleute zusammenstauchte: „Wir verlieren hier jedes Kopfballduell. Wacht endlich auf!“
Diese Worte sollten zusammen mit einer knackigen Pausenansprache von Sven Kleine-Wilke Früchte bringen. „Ich habe ihnen gesagt, dass es hier mit der Leistung keine Punkte geben wird“, so Kleine-Wilke, der von seiner Elf eine bessere Leistung sah: Patryk Niemyt hatte nach 58 Minuten die große Ausgleichschance, zog den Ball aber freistehend knapp links am Kasten von Till Trautmann vorbei. Dann wurde es hektisch und Schiedsrichter Stefan Lange hatte plötzlich allerhand zu tun: Nach einem rustikalen Foul von Marcel Schulze direkt vor der Anhängerschaft der Wolbecker stellte er den Außenverteidiger des TuS mit der Ampelkarte vom Platz (72.). Doch auch in Unterzahl schaffte es der Gast nicht, auch nur eine Kontersituation konzentriert bis vor das gegnerische Tor zu spielen.
Trautmann greift nicht richtig zu
„Natürlich muss man die Räume besser nutzen“, so ein zerknirschter Jörg Pahlig auf Seiten der Wolbecker, der aufgrund einer Verletzung nicht selbst auf dem Feld stand. In Unterzahl schien jedoch auch den Gastgebern nicht mehr viel einzufallen – dann wurde ihnen jedoch von Keeper Trautmann höchstpersönlich ein großes Gastgeschenk überreicht: Einen harmlosen Schuss hielt dieser nicht richtig fest, Maurice Tia stand in bester Abstaubermanier bereit und schob lässig ein (89.). Mit dieser Wende hätte wohl keiner gerechnet, und Wolbeck versuchte noch einmal alles. Doch als Nas in der 95. Minute die einzige Großchance des VfL im zweiten Durchgang vergab, war es Gewissheit: Derbys und Spitzenspiele enden nun einmal fast immer Unentschieden.
TuS Hiltrup II – VfL Wolbeck 1:1 (0:1)
0:1 Nas (38.), 1:1 Tia (89.)
Gelb-Rot: Schulze (Hiltrup/72.) nach wiederholtem Foulspiel