SV Herbern: Ein Schwergewicht stößt dazu
Von Till Meyer
(04.03.15) Aus Sicht der hiesigen Fußballszene kann man den SV Herbern schon als fußballerisches Schwergewicht bezeichnen. Nicht nur wegen der drei Seniorenteams, die in der Landesliga und den Kreisligen A und B spielen, sondern auch wegen der überaus erfolgreichen Jugendarbeit. Dabei beeindruckt nicht nur die Anzahl der Jugendteams, sondern auch die Spielklasse(n). Von der Kreis- bis zur Landesliga ist alles dabei. Eine bemerkenswerte Leistung für einen 5400-Seelen-Ort, der nach dem (wirtschaftlichen) Untergang der Davensberger mittlerweile sogar zum Vorreiter in der Lüdinghausener Fußballszene aufgestiegen ist. In der sportlichen Vita stehen unter anderem eine Westfalenligasaison (12/13) sowie ein spannendes Westfalenpokal-Duell gegen Preußen Münster in der Saison 09/10.
Wer denkt, ein Kreiswechsel würde nicht wohlüberlegt erfolgen, der irrt. Schließlich geht es um mehr als nur ein paar Fußballspiele. Es geht um eine neue Heimat. Das ein oder andere Gedankenspiel gab es daher auch beim SVH: "Wir haben uns intensiv mit allen infrage kommenden Kreisen beschäftigt und uns dann letztlich aus Überzeugung für Münster/Warendorf entschieden", verrät Geschäftsführer Dominik Reher. Auf jeden Fall ist der hiesige Fußballkreis für Reher keine unbekannte Größe: "Ich hab schon relativ gute Kenntnisse über den Kreis." Das liegt auf der Hand, schließlich wohnt Reher (noch) in Münster und kennt das Heimspiel-Portal. "Die Strukturen sind bekannt, wir wissen, was auf uns zu kommt", sagt Reher.
Jugend forscht statt Geld regiert
Über etwaige Niveauvergleiche der Fußballkreise ist ja schon einiges geschrieben worden, aber die Erklärungsansätze sind durchaus verschieden. "Unser Kreis ist kleiner und damit ist die Leistungsdichte auch nicht so groß", erläutert zum Beispiel Reher. Etwas verklausuliert, aber im Kern eindeutig: Die Teams des SV Herbern werden im neuen Kreis fußballerisch mehr gefordert sein. Nichtsdestotrotz sind die Ambitionen eindeutig: "Die Zweite hat ein gutes Niveau - ein Platz im oberen Drittel sollte drin sein", umschreibt Reher die Ziele und ergänzt noch: "Die Mannschaft soll immer in der Kreisliga A spielen. Und sollte der Bezirksliga-Aufstieg irgendwann gelingen, wäre das ein Bonus." Für die dritte Mannschaft werden keine Vorgaben gemacht, da die Spielerfluktuation in Drittvertretungen oft recht hoch ist.
Dass auch ohne große finanzielle Möglichkeiten viel auf die Beine gestellt werden kann, zeigt der SVH in beeindruckender Manier. "Bei uns wird nicht mit Geld gewedelt und irgendein Verbandsligaspieler geholt, der uns hochschießt", stellt Reher unmissverständlich klar und verweist auf die Jugendarbeit, die zum "Markenzeichen" des Vereins geworden ist. "Unsere Jugendarbeit ist ein Pfundsstück, auf das wir viel Wert legen." Mit Blick auf die Landesligamannschaft absolut zu Recht, denn zwei Drittel der Mannschaft wurden in der eigenen Jugend ausgebildet. Da ist es natürlich auch von Vorteil, dass die A1-Jugend in der Landesliga kickt und somit der sportliche Sprung in den Seniorenbereich keine (allzu) große Hürde mehr darstellt. Im Übrigen hat Reher seinerzeit selbst in Herberns A-jugend gekickt und dazu beigetragen, dass der Bezirksliga-Aufstieg im Jahr 2004 gelang.
Herberns Flickenteppich
Einzig und allein der Kunstrasenplatz macht den Spielern und Verantwortlichen in Herbern zu schaffen. "Es ist ein Flickenteppich, aber man kann (noch) darauf spielen", versucht Reher das Geläuf pragmatisch zu beschreiben. Das Aufdröseln der gesamten Storyline würde zu weit führen, aber soviel sei gesagt: Der gelieferte Kunstrasen wies von Beginn an gravierende Mängel auf. Zum Glück muss sich keiner der hiesigen Kicker große Sorgen machen, auf "Flickwerk" zu spielen, da der Platz im nächsten Jahr "endlich vollständig erneuert wird". Die Kosten von gut 200.000 Euro werden auf die Firma, die Gemeinde und den Verein verteilt. Dabei trägt der SVH die geringsten Kosten und kann sich endlich auf einen 1A-Kunstrasenplatz freuen...