Unfassbares Stadtderby geht an Laggenbeck

Von Cedric Büchter

(24.08.14) Es gibt Fußballspiele, an die man sich schon wenige Wochen darauf nicht mehr wirklich erinnert, und es gibt solche, von denen man noch Jahre später erzählt. In die letzte Kategorie fällt in jedem Fall das an diesem Sonntag stattgefundene Ibbenbürener Stadtderby zwischen Cheruskia Laggenbeck und der ISV, dass die Gastgeber nach einem fantastischen Spiel und einem unglaublichen Spielverlauf trotz eines 0:3-Rückstandes am Ende mit 6:3 (0:1) für sich entscheiden konnten. Die Auseinandersetzung hat ohne Zweifel jetzt schon den Platz im Saisonrückblick sicher.

SVC-Coach Heiko Becker war nach Spielschluss fassungslos: „Die Partie war der blanke Wahnsinn, quasi ein offener Schlagabtausch über beinahe 90 Minuten. So viele Hüte kann ich gar nicht ziehen, die ich vor meiner Mannschaft eigentlich ziehen müsste. Mir fehlen die Worte.“ Dabei sah es zunächst nach einem ernüchternden Nachmittag aus. Nachdem Maurice Schantin die erste Riesenchance des Spiels für die Hausherren vergeben hatte (7.) und nach der anschließenden Ecke Daniel Hintze nur die Latte traf, übernahm die ISV zusehends die Spielkontrolle und führte zur Pause durch das Tor von Sebastian Wellmeyer (20.) verdient mit 1:0. Zum denkbar unglücklichen Zeitpunkt direkt nach dem Seitenwechsel erhöhte Florian Börgel auf 2:0 (48.), Wellmeyer mit seinem zweiten Treffer wenig später gar auf 3:0 (57.). Das vor mehr als 300 Zuschauern ausgetragene Spitzenspiel schien gelaufen zu sein, doch der Wahnsinn sollte erst noch losgehen.

Laggenbeck schlug prompt in Form des kurz zuvor eingewechselten Jokers Manuel Beckstedde zurück (58.) und spielte fortan mit viel Mut, Herz und Leidenschaft. Nur fünf Minuten später markierte wiederum Beckstedde den Anschlusstreffer, dem allerdings ein vermeintliches Foulspiel an einen Gäste-Verteidiger vorausging. Dass die Cherusker dem Spiel überhaupt neues Leben schenken konnten, lag auch an der fehlenden Effizienz der ISV, worüber sich Trainer Florian Lürwer maßlos ärgerte: „ Wir haben etliche Matchbälle vergeben, unter anderem das 4:0 bzw. 4:1 verpasst. Wir hätten definitiv zu diesem Zeitpunkt den Sack zumachen müssen.“

10 Minuten für die Ewigkeit

Die letzten 10 Minuten rissen die Zuschauer förmlich von den Sitzen und brachten Heiko Becker an den Rand eines Herzinfarkts. Die wie im Rausch spielenden Cherusker schossen  noch vier Tore und machten damit aus einem scheinbar aussichtslosen 0:3-Rückstand einen 6:3-Derbysieg. Andreas Befus, der zweite eingewechselte Glücksgriff, besorgte nach einer Ecke von Marc Wichmann nicht nur den Ausgleich (81.), sondern auch den Führungstreffer (85.). Fabian Harte (87.) und erneut Befus (89.) machten schließlich die sensationelle Wende perfekt.

Florian Lürwer attestierte seiner teilweise jungen Mannschaft eine gewisse Unerfahrenheit: „Wir waren ein bisschen zu grün hinter den Ohren. Bei Laggenbeck war zum Schluss jeder Schuss ein Treffer.“ Sieger-Trainer Heiko Becker, der mit seinen Einwechslungen maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte, verfiel trotz des besonderen Augenblicks nicht in pure Ekstase: „ Wir genießen den Moment und freuen uns über überragende 9 Punkte. Trotz unseres Saisonstarts bleiben die ISV und Recke aber die absoluten Meisterschaftsfavoriten.“

Cheruskia Laggenbeck – SV Ibbenbüren     6:3 (0:1)
0:1 Wellmeyer (20.), 0:2 Börgel (48.),
0:3 Wellmeyer (57.), 1:3 Beckstedde (58.),
2:3 Beckstedde (63.), 3:3 Befus (81.),
4:3 Befus (85.), 5:3 Harte (87.),
6:3 Befus (89.)