Halbzeit: Westfalia in der Motivationsfalle

Von Nils Tyczewski

(17.04.13) 0:3 in Ibbenbüren, 0:2 gegen Amisia Rheine – bei Westfalia Kinderhaus ist irgendwie der Wurm drin. In der Tabelle ist die Mannschaft mittlerweile auf Rang sieben abgerutscht. Schlimmer als die nackten Ergebnisse waren aber die blutleeren Auftritte der Mannschaft, die Trainer Carsten Kruth nach der Pleite in Ibbenbüren sogar zu einer Entschuldigung bei Arminias Konkurrenten im Abstiegskampf veranlassten. Wie kommt es, dass eines der spielstärksten Teams der Liga zwei Partien gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte fast wehrlos abschenkt? „Moment“, hakt Kruth ein. Von „wegschenken“, könne zumindest beim Spiel gegen Amisia Rheine nicht die Rede sein: „Wenn Dominic Tomasso und Gerrit Göcking in der Anfangsphase ihre Chancen reinmachen ist das Selbstvertrauen wieder da und wir gewinnen das Spiel. Das war von der Leistung her schon eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Partie in Ibbenbüren.“ Der dortige Auftritt sei allerdings tatsächlich „unterste Schublade“ gewesen. „Dafür habe ich auch keine Erklärung, da stimmte die Einstellung nicht, das war ein Kollektivversagen.“

"Dann fehlen eben die letzten paar Prozent"

Eine der Ursachen sehen sowohl Coach Kruth als auch Kapitän Marcel Pielage in den Trainingsbedingungen. Nach einem ganzen Dutzend Abgängen im Winter stehen bei den Übungseinheiten häufig nicht mehr als zehn Mann auf dem Acker. „Darunter leidet natürlich zum einen die Trainingsqualität, zum anderen gibt es auch weniger Konkurrenzdruck“, berichtet Pielage, der selbst die Kinderhauser U19 in der A-Junioren-Bezirksliga trainiert. „Man braucht mindestens 16, 18 Mann im Training. Sonst muss man irgendwann Leute spielen lassen, die gar nicht immer beim Training sind. Das schlägt sich dann in der Leistung nieder. Ich merke sonntags auch, ob ich unter der Woche zwei- oder dreimal trainiert habe. Dann fehlen eben die letzten paar Prozent. Und wenn das bei Dreien oder Vieren der Fall ist, verliert man eben die Spiele.“

Fehlende Konkurrenz + große Kameradschaft = mangelnde Aggressivität

Der fehlende Konkurrenzdruck gepaart mit einer – eigentlichen Positiven – großen Kameradschaft berge das Risiko, in einen Kuschelkurs zu verfallen“, erklärt der ehemalige Oberligaspieler. „Wenn man wirklich erfolgreich spielen will, wenn man ehrgeizig und heiß ist, dann rappelt's auch mal im Training. Da sind wir vielleicht in Kinderhaus zu lieb zueinander und gehen dann sonntags ohne die nötige Grundaggressivität auf den Platz.“

Ein weiterer Aspekt sei der Tabellenstand. Die Mannschaft rangiert auf Platz sieben – Niemandsland. „Nach oben geht nichts mehr, nach unten haben wir nichts zu befürchten. Dieses Denken ist in den Köpfen drin“, erklärt Pielage. „Da überlegt der eine oder andere dann zweimal, ob er noch dahingeht, wo's weh tut.“

"Ergebnisse sind jetzt erstmal egal"

Eine Patentlösung hat Trainer Carsten Kruth nicht parat. „Wir sind momentan in einem kleinen Loch und versuchen uns durch intensive Trainingsarbeit heraus zu arbeiten“, sagt er. „Solche Phasen gibt’s, so konstant wie andere Mannschaften sind wir noch nicht.“

In den kommenden Wochen gelte es nun erstmal, „zurück in die Spur“ zu finden. Gegen Eintracht Rheine II, Falke Saerbeck und die SG Telgte soll seine Mannschaft „wieder ordentlichen Fußball spielen“, fordert Kruth und ergänzt: „Die Ergebnisse sind mir jetzt erstmal egal. Natürlich will ich jedes Spiel gewinnen, aber manchmal muss man auch darüber hinwegsehen – vorausgesetzt die Leistung stimmt.“