Kinderhaus und FCE-Reserve
fast winterfest

Von Robert Wojtasik

(09.10.12) Herbst und Winter sind die natürlichen Feinde des flotten Kombinationsspiels. Harte Böden und ein eisiger Wind erfordern dann andere Tugenden auf dem Platz. Westfalia Kinderhaus und Eintracht Rheine II muss vor der kalten Jahreszeit nicht bange sein. Fast nicht.

Der 2:1-Sieg der Kinderhauser war von der ersten bis zur 94. Minute begleitet von Fouls, Diskussionen und Unterbrechungen. Er war aber auch eine Demonstration von Siegeswillen und der Bereitschaft, den unbequemen Weg zu gehen, den, der auch mal wehtut.

Kinderhaus mit aggressivem Pressing

Den beschritten am Sonntag gleichsam beide Teams. Kostproben des erfrischenden Offensivfußballs, der dem FCE zuvor sechs Siege in Serie beschert hatte, gab's kaum. Um zu realisieren, dass gegen aggressiv pressende Gastgeber nur mit spielerischen Mitteln nicht zu bestehen sein würde, brauchten die Rheinenser etwa zwanzig Minuten.

Philip Niemeyer und Mario Brinkmann rückten dann von den Halbpositionen der Mittelfeldraute noch mehr ins Zentrum, wo bis dato Niklas Melzer und Patrick Maganga gegen Westfalias Gerrit Göcking und Matthias Brockhoff keinen Stich gesetzt hatten. Schon gar nicht bei hohen Bällen, die die beiden Schlakse regelmäßig zu Stürmer Marco Malcangi verlängerten, der sehr tief agierte, Bälle gut hielt und verteilte, dem beim Versuch, nach Tomassos Lattenschuss abzustauben, aber auch die Nerven versagten (45.).

"Wir sind einfach zu dumm"

Kurz zuvor hatte Brockhoff Maganga erstmals ungedeckt gelassen und dieser umgehend das 1:0 durch Timur Cingöz eingeleitet (42.). Rheine zog sich dann im zweiten Durchgang immer weiter zurück und lauerte auf schnelle Gegenstöße. Kinderhaus setzte alles auf Offensive und rannte an. Die Partie blieb dabei stets ruppig und die Hausherren machten einen großen Fehler.

Immer wieder ließen sich die Kinderhauser in Diskussionen verwickeln. Das galt eigentlich fast für jeden der 22 Akteure auf dem Feld - aber einer stach heraus: Der im Zuge von Kruths Dreifachwechsel für Brockhoff gekommene Michael Kluczniok hatte in seinen gut 20 Minuten auf dem Platz gefühlt mehr Wortgefechte als Ballkontakte. Das kostete nicht nur Zeit sondern brachte auch Marcel Pielage auf die Palme: "Wir sind einfach zu dumm, wir diskutieren nur, statt Fußball zu spielen", ließ der Kapitän im Monolog verlauten, nachdem Kluczniok gerade einem FCE-Betreuer die Meinung gegeigt hatte (75.).

Spölming mit Einsatz zufrieden

Nach dem etwas überzogenen Platzverweis gegen Rheines Michael Wolters (80.) drehten die Kinderhauser das Spiel am Ende noch durch Tore von Göcking (81.) und Dan (87.) und belohnten sich für einen kraftraubenden Auftritt. Den hatte auch Rheine abgeliefert, weshalb Trainer Thomas Spölming seiner Elf nach der Partie "kämpferisch keinen Vorwurf" machen wollte.

Rheine und Kinderhaus haben gezeigt, dass sie bei aller fußballerischer Qualität auch anders können und es eben nicht immer zwingend der gepflegte Ball sein muss. Fokussieren sich die Akteure zukünftig auf das Wesentliche, kann der Winter kommen.