Halbzeit: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Von Nils Tyczewski

(07.05.14) Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das gilt für den Bundesliga-Dino vom Hamburger SV genauso, wie ein paar Klassen tiefer für den TSV Handorf. Und doch gibt es einen großen Unterschied: Während an der Waterkant die Nerven blank liegen, bewahren die Verantwortlichen an Münsters Heriburgstraße die Ruhe. Keine Spur von Nervosität, keine Diskussionen um eine vorzeitige Demission des zum Saisonende scheidenden Trainers Frank Busch. Der richtige Weg?

Die Ergebnisse der vergangenen Wochen werfen zumindest Fragen auf. Das Team steht seit dem fünften Spieltag mit einer Ausnahme am 1. Dezember auf einem Abstiegsplatz. Seit dem 28. Spieltag ist der TSV sogar Tabellenletzter (siehe Fieberkurve). Bei den drei aufeinanderfolgenden Pleiten gegen die direkten Konkurrenten Arminia Ibbenbüren, Germania Horstmar und GW Rheine präsentierte sich die Mannschaft teilweise in desaströser Verfassung. War das Festhalten an Frank Busch die richtige Entscheidung, nachdem der Coach im November angekündigt hatte, den Verein am Saisonende zu verlassen? Seit der Bekanntgabe seiner Entscheidung gelang dem TSV jedenfalls nur noch ein einziger Sieg (3:0 gegen Havixbeck).

"Ich spüre weiter die volle Rückendeckung der Verantwortlichen", erklärt Frank Busch. Alles andere würde mich auch schwer enttäuschen. Ich habe hier so viel aufgebaut, so viel für den Verein getan - ich weiß nicht, ob es angebracht wäre, mich einfach zu entlassen."

Für die sportliche Misere verantwortlich, sind wohl eher andere Faktoren als ein Autoritätsverlust des Trainers. Von einer Stammelf kann schon seit Monaten keine Rede mehr sein. Verletzungen, Auslandsaufenthalte, berufliche Verpflichtungen - Leistungsträger wie Oliver Austermann, Tobias Jöhren, Jonas Kreutzer oder Sven Gaentzsch fielen lange aus oder kehrten dem Verein komplett den Rücken. Die Trainingsbeteiligung liegt bei manchen Einheiten nur im einstelligen Bereich, an den Spieltagen muss Frank Busch Woche für Woche improvisieren und Akteure aufs Feld schicken, die außer Form oder nach Verletzungen noch nicht wieder fit sind. Teilweise standen sogar Feldspieler zwischen den Pfosten. "Das sind Bedingungen, die man vielleicht im Mittelfeld der Kreisliga A noch kompensieren kann", sagt Busch. "In der Bezirksliga geht so etwas nicht."

Busch: "Alle haben die Hand aufgehalten"

Er habe in der Winterpause versucht, zusätzliches Personal zu akquirieren, berichtet der Coach. "Aber die haben alle die Hand aufgehalten. Das kann der TSV nicht leisten, wir können hier kein Geld bezahlen."

Fehlt dem vorhandene Spielerpotenzial letztlich also einfach die Qualität, um in der Bezirksliga mitzuhalten? Die Schwachstellen sind offensichtlich. Mit 74 Gegentreffern ist der TSV die Schießbude der Liga. Allein in den zurückliegenden sieben Partien kassierte Handorf 31 Buden - im Schnitt 3,3 in 90 Minuten. Deutlich zu viel für den Klassenerhalt. "Als wir die Saison geplant haben, hatten wir mehr als 20 Spieler, das sah alles gut aus", berichtet Busch. Dann ist aber nach und nach immer mehr weggebrochen. Wenn plötzlich so ein Spieler wie Tobias Jöhren fehlt, kann man das nicht einfach kompensieren. Wir haben im Laufe der Saison einfach sehr viel Qualität verloren. Ich denke das ist der Grund, warum wir uns jetzt in dieser mißlichen Lage befinden", sagt der Coach.

Die Wochen der Wahrheit stehen vom 18. Mai bis zum 1. Juni an. Dann trifft der TSV auf den SC Altenrheine, den SV Rinkerode und SW Havixbeck - Mannschaften, die selbst noch um den Klassenerhalt kämpfen. Aber selbst mit neun Punkten aus diesen drei Partie scheint das Unternehmen Klassenerhalt schon jetzt eine "Mission impossible" zu sein. "Vielleicht ist das so", räumt Frank Busch ein. "Aber auch dann erwarte ich, das man sich mit Anstand aus der Liga verabschiedet. Kämpfen, laufen, bedingungsloser Einsatz - wenigstens diese Grundtugenden muss man abrufen, sonst wird man in dieser Liga richtig verhauen."