Teutos Riesencomeback in Kinderhaus
Von Robert Wojtasik
(28.10.13) In der Halbzeitpause fragte mich Benjamin Hettwer, ob ich gekommen sei, um mal wieder die "Künstler des Selbst-Schlagens" zu sehen. Man kennt sich schließlich noch vom Saisonauftakt in Handorf, wo Riesenbeck vor knapp drei Monaten ziemlich unglücklich verlor. Abgerechnet werde bekanntlich nach 90 Minuten, phraste ich - und schrieb gedanklich den Bericht über Westfalias erfüllte Pflichtaufgabe gegen einen aufmüpfigen Aufsteiger.
Wer hätte zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass die Gäste in den nächsten 45 Minuten ein 0:3 beim ungeschlagenen Tabellenführer in ein 4:3 umbiegen würden? Was er den Jungs in der Pause gesagt habe, wollte ich nach dem Abpfiff vom Riesenbecker Trainer wissen. "Nicht viel", antwortete Hettwer, ein paar Worte zu den individuellen Fehlern, die Dominic Tomasso, Thomas Eichler und Michael Kluczniok sofort bestraft hatten, seien es gewesen. Und was fragt man den Kinderhauser Trainer in so einem Moment? "Woran hat's gelegen?" Wohl besser nicht...
"Was heißt hier forsch?"
Ob ihn der von Beginn an forsche Auftritt der Gäste überrascht habe, wollte ich schließlich von Carsten Kruth wissen. "Was heißt hier forsch?", fragte der zurück, obwohl er die Bedeutung des Wortes ganz sicher kennt. Verständlicherweise wollte Kruth gerade überall sein - im Urlaub, im Kino den langweiligsten Film der Welt gucken, oder beim Karneval - überall, bloß nicht jetzt gerade hier. "Riesenbeck hat hier auch nicht den super Fußball gespielt", sagte er noch.
Wie auch? Die Tecklenburger haben keine Ballstreichler wie Dan, Wojdat oder Zegiri in ihren Reihen. Aber Malocher wie Philip Rieke, der bis zum Schluss vorne wirbelte, beim 2:3 vom Punkt cool blieb und vier Minuten später jenen Freistoß knüppelte, den Patrick Beyer nur vor die Füße von Christoph Plake abklatschen konnte. Oder Alexander Schröer, der in der Schlussminute seine letzten Zentimeter in den Freistoß von Niclas Heilemann warf und den Siegtreffer köpfte.
Lammerdings Platzverweis hart, aber regelkonform
Den Frust über den Kontrollverlust projizierten einige Kinderhauser auf Schiedsrichter Andreas Steffen. Zugegeben, der Platzverweis gegen Michael Lammerding war hart. Nicht weil Steffen das Fingerspitzengefühl fehlte, sondern weil eine durchaus diskussionswürdige Regel eine Mehrfachbestrafung für eine Notbremse im Strafraum nunmal vorschreibt. Die ein oder andere knifflige Folgesituation führte dazu, dass Tomasso sich erst Gelb wegen Meckerns und später glatt Rot abholte. "Er hat mir gesagt, dass es eine Frechheit sei, was ich pfeifen würde", erklärte Steffen auf Nachfrage.
Nun leckt Kinderhaus seine Wunden, muss Platz eins in den kommenden Wochen ohne Lammerding und Torgarant Tomasso verteidigen. Riesenbeck wird weiter ums Drinbleiben kämpfen - hat aber ganz unabhängig vom Ausgang des Abstiegskampfes sich, seinen Fans und dem neutralen Zuschauer einen unvergesslichen Moment der Bezirksliga 12-Saison 2013/14 beschert.