Halbzeit: Richtungsweisende Duelle im Tabellenkeller
Von Nils Tyczewski
(15.04.15) Das Titelrennen ist so gut wie entschieden - bei zwölf Punkten Vorsprung dürfte Preußen Lengerich nichts mehr anbrennen lassen. Dramatik und Spannung verspricht aber der Kampf um den Klassenerhalt. Die Mannschaften im Tabellenkeller sind in den vergangenen Wochen immer enger zusammengerückt. Am Donnerstag stehen mit den Nachholspielen zwischen Amisia Rheine und Wacker Mecklenbeck sowie zwischen Arminia Ibbenbüren und Vorwärts Wettringen zwei richtungsweisende Partien auf dem Spielplan. Dabei ist die Stimmungslage vor den direkten Duellen sehr unterschiedlich.
Hoher Frustpegel an der Egelshove
Wacker hat als Tabellendreizehnter von allen Abstiegskandidaten zwar die meisten Punkte auf dem Konto (27), befindet sich aber schon seit Monaten in einer Negatispirale aus personellen Problemen, fehlenden Erfolgserlebnissen und mangelndem Selbstvertrauen. Den letzten Sieg feierte die Truppe aus Münsters Westen am 12. Oktober gegen den VfL Billerbeck. Seitdem jagt eine Enttäuschung die nächste. In der Rückrundentabelle belegt Wacker mit zwei mageren Pünktchen den letzten Platz. Die letzten beiden Auftritte gegen Münster 08 (2:5) und Arminia Ibbenbüren (1:3) ließen den Frustpegel an der Egelshove nochmal in die Höhe schnellen. "Das waren ganz schwache Spiele von uns", kritisierte Chefcoach Mario Zohlen. "Unsere Leistungen werden immer schlechter." Und die Personalsituation macht kaum Hoffnung auf Besserung: Schon in Ibbenbüren musste Co-Trainer Marius Schulz für 80 Minuten ran. In der Emsaue werden nun Tristan Zellner und Milan Brügge definitiv fehlen. Immerhin kehrt Nils Möllers in den Kader zurück.Luca Jungfermann hatte nach seiner Rückkehr aus den USA mit schweren Kreislaufproblemen zu kämpfen und war bis Montag im Krankenhaus. "Vielleicht sitzt er auf der Bank, das müssen wir kurzfristig entscheiden", berichtet Zohlen. Die Personalnot spiegelt sich auch in der Trainingsbeteiligung wieder. "Wir haben häufig nichtmal zehn Mann auf dem Platz. Spielformen kann man so nicht einstudieren. Wir können ja nicht mal 'nen richtigen Mannschaftsabend auf die Beine stellen", hadert der Coach. Vor dem richtungsweisenden Duell in der Emsaue nimmt "Zetti" seine Spieler in die Pflicht. "Es bringt nichts, vor dem Anpfiff eine Brandrede zu halten. Das haben wir ja alles schon hinter uns. Nein, ich denke, vor so einem Spiel muss jeder wissen, um was es geht. Wer da nicht motiviert ist, dem kann auch ein Trainer nicht helfen.
Amisias da Costa Pereira in Topform
Wackers Gegner Amisia hat zwar erst 21 Zähler auf dem Konto, zeigte zuletzt aber regelmäßig ansprechende Leistungen. Am vergangenen Sonntag führte das Team von Ralf Althoff zwischenzeitlich sogar mit 3:1 gegen Spitzenreiter Preußen Lengerich. Am Ende stand dann aber doch eine 3:6-Pleite. "Fünf Gegentore in einer Halbzeit habe ich noch nie bekommen", schimpfte Torhüter Patrick Wipperfürth. Was die Aussichten im Kampf um den Klassenerhalt betrifft, ist der 33-jährige Schnapper trotzdem zuversichtlich: "Wir haben's selbst in der Hand. Die meisten Konkurrenten müssen noch gegen uns spielen. Wir sind absolut heiß und körperlich topfit. Und da das die Attribute sind, die im Abstiegskampf entscheidend sind, bleiben wir drin." Insgesamt haben die Amisen aus den sieben Rückrundenpartien acht Punkte geholt. Außer gegen Lengrich verlor Rheine nur gegen Gievenbeck und Kinderhaus. Hinzu kommt: Torjäger Fabio da Costa Pereira hat einen Lauf. In den letzten vier Partien traf der künftige Emsdettener immer. In den Spielen gegen Altenrheine und Lengerich schnürte er jeweils einen Dreierpack. "Fabio ist unsere Lebensversicherung", sagt Schlussmann Wipperfürth. Genau da liegt aber auch eine Schwäche der Althoff-Elf: Das Team ist abhängig von Pereiras Buden. Mehr als 50 Prozent von Amisias Toren gehen auf sein Konto. Findet Wacker ein Mittel, den quirligen Angreifer auszuschalten, wird's schwer für die Rheinenser.
Wettringens "Spiel auf Leben und Tod"
Manche Trainer spielen die Bedeutung wichtiger Partien im Vorfeld bewusst herunter, um den Druck von ihrer Mannschaft zu nehmen. Davon ist Meik Schröder weit entfernt. "Bei uns weiß jeder, worum's in Ibbenbüren geht. Das ist ein Spiel auf Leben und Tod, die wichtigsten 90 Minuten in der Saison. Die Mannschaft wird alles geben, um als Sieger vom Platz zu gehen", erklärte Wettringens Co-Trainer am Sonntag nach dem 0:0 gegen Gievenbeck. Die Truppe scheint nach der Winterpause an Stabilität gewonnen zu haben. "Die können schon ganz ordentlich kicken und haben ein paar erfahrene Routiniers in ihren Reihen", lobte etwa FCG-Coach Stephan Zurfähr nach dem Schlusspfiff. Allerdings werden Manni Köning und Meik Schröder ihre Startformation umbauen müssen. Mittelfeldspieler Max Feldhues sah in der Schlussphase eine umstrittene Gelb-Rote Karte, Kapitän Alexander Witthake ist nach der fünften Gelben ebenfalls gesperrt.
Ibbenbürens Schmidt gibt die Richtung vor
Wettringens Gegner Arminia Ibbenbüren ist vor dem Anpfiff zwar Tabellenletzter, hat neben der Partie gegen die Köning-/Schröder-Truppe aber auch noch das Nachholspiel gegen Teuto Riesenbeck in der Hinterhand (23. April, 19 Uhr). Innenverteidiger Vadim Schmidt hatte in der Vorwoche im Anschwitzen den Start einer Serie angekündigt. Seine Teamkollegen ließen Schmidts vollmundiger Prophezeiung einen 3:1-Erfolg gegen Wacker Mecklenbeck folgen.