Doppelinterview zum Spitzenspiel

Von Nils Tyczewski

(18.03.15) Die ganze Liga schaut am Sonntag nach Lengerich. An der Münsterstraße steigt das Topspiel zwischen dem Tabellenführer und Verfolger Borussia Emsdetten. Ist die Partie schon die letzte Chance für die Gäste, den Tecklenburgern noch in die schon köchelnde Aufstiegssuppe zu spucken? Bei einem Sieg hätten die Preußen schon zehn Punkte Vorsprung - Emsdetten hat allerdings noch das Nachholspiel gegen Altenberge in der Hinterhand. Beide Mannschaften haben einen guten Lauf. Emsdetten kommt mit dem Selbstbewusstsein von sieben Siegen in Serie, Lengerich hat seit der Auftaktniederlage gegen Riesenbeck am 15. August kein Spiel mehr verloren. Im Interview mit Heimspiel-online beziehen die Trainer Christian Hebbeler und Thomas Dauwe Stellung.

Heimspiel-online: Hallo Christian, Hallo Thomas. Kribbelt's schon?
Christian Hebbeler: Anspannung ist natürlich da. Wäre auch schlimm, wenn's nicht so wäre. Man merkt den Jungs im Training schon an, dass wir am Sonntag ein Spitzenspiel vor der Brust haben.
Thomas Dauwe: Wenn ich ehrlich bin nicht. Wir haben genug mit der Trainigsarbeit zu tun. Das ist unser Tagesgeschäft. Ne ne, Große Aufregung verspüre ich momentan noch nicht.

Heimspiel-online: Könnte am Sonntag schon eine Vorentscheidung im Titelkampf fallen?
Dauwe: Ich bin mir relativ sicher, dass am Sonntag höchstens drei Punkte vergeben werden. Für wen auch immer. Fakt ist aber: Wenn Lengerich gewinnt wird die Ausgangsposition für uns nicht besser. Aber wir sind mit Lengerich ja auch nicht alleine auf der Welt. Man sollte auch Altenberge und Kinderhaus noch nicht abschreiben. Altenberge hat ja auch die Absicht, das Nachholspiel gegen uns zu gewinnen. Dann hätten sie - Stand jetzt - fünf Punkte Rückstand auf Lengerich. Und Kinderhaus hat aufgrund der Platzproblematik in der Hinrunde jetzt gefühlt nur noch Heimspiele, die sind auch noch nicht weg.
Hebbeler: Nö, entschieden wird am Sonntag noch nichts. Bei einem Sieg hätten wir natürlich eine sehr gute Ausgangsposition. Aber von einer Vorentscheidung würde ich trotzdem nicht sprechen.

Emsdetten mag die Außenseiterrolle

Heimspiel-online: Gibt's im Topspiel einen Favoriten?
Dauwe: Grundsätzlich hat Lengerich die besseren Karten. Die haben sieben Punkte Vorsprung, sind die beste Heimmannschaft, haben die gefährlichste Offensive. Also wenn einer leichte Vorteile hat, dann Lengerich. Aber in dieser Außenseiterrolle fühlen wir uns momentan auch ganz wohl.
Hebbeler: Für mich nicht. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich schon vor dem Saisonstart gesagt habe, dass Emsdetten die beste Mannschaft der Liga ist. Wir sind froh, dass sie den Saisonstart ein wenig verdaddelt haben, sonst wären sie punktemäßig mindestens mit uns auf Augenhöhe. Mich interessiert dieses Gerede auch nicht. Wenn uns jetzt alle als klaren Favoriten sehen und sagen, dass wir sowieso aufsteigen, dann frage ich mich, wieso uns vor der Saison keiner auf dem Zettel hatte.

Heimspiel-online: Thomas, Du und Dein Kompagnon Helge Wolff seid dafür bekannt, so viele Spiele wie möglich zu beobachten. Wie oft habt ihr Lengerich in den vergangenen Wochen spielen sehen?
Dauwe: Wir haben sie gesehen.

Heimspiel-online: In welchem Spiel?
Dauwe: Kein Kommentar.

Heimspiel-online: Habt ihr einen Sieg oder ein Unentschieden gesehen?
Dauwe: Wie lange willst Du noch fragen? Sagen wir mal so: Wir wissen, was auf uns zukommt.

Heimspiel-online: Welche Erkentnisse habt ihr mitgenommen?
Dauwe: Lengerich ist eine sehr homogene Mannschaft. Auffallend offensiv- und spielstark. Die haben extrem hohe Qualität in der Vorwärtsbewegung. Wobei das in unserer Definition schon beim Torwart anfängt. Die stehen schon zurecht da oben.

Heimspiel-online: Gibt's einen Schlüsselspieler?
Dauwe: Ja.

Heimspiel-online: Wen?
Dauwe: Sag' ich nicht.

Heimspiel-online: Und Du, Christian? Wirst Du vom Kassierer am Teekotten mittlerweile durchgewunken?
Hebbeler: Nein. Wir hollen uns unsere Informationen über Emsdetten von Trainerkollegen und wir haben sie in dieser Saison vielleicht zwei- oder dreimal gesehen. Aber das war in der Hinrunde. Nach der Winterpause haben wir sie noch nicht beobachtet.

Schlüsselspieler David Ruwe

Heimspiel-online: Emsdettens Trainergespann hat euch nach der Winterpause schon spielen sehen. Thomas Dauwe wollte aber nicht verraten, gegen wen. Hast Du ihn irgendwo erblickt?
Hebbeler: Nee. Bodo Gadomski läuft einem immer mal wieder über den Weg. Aber Helge oder Thomas habe ich nach der Winterpause noch nicht gesehen. Kann aber eigentlich nur gegen Kinderhaus gewesen sein, als deren Spiel gegen Altenberge ausgefallen ist.

Heimspiel-online: Wie würdest Du den kommenden Gegner fußballerisch beschreiben?
Hebbeler: Das ist eine spielerisch sehr starke Mannschaft mit mehreren erfahrenen Führungsspielern in allen Mannschaftsteilen.

Heimspiel-online: Gibt's einen Schlüsselspieler?
Hebbeler: Das ist für mich David Ruwe. Er ist der Kopf der Bande und in meinen Augen der beste Spieler der Liga, ein kluger Stratege, der den finalen Pass in die Tiefe spielen kann und auch selbst einen guten Schuss hat. Der kann in jedem Spiel den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Borrusia greift tief in die Taktik-Trickkiste

Heimspiel-online: Emsdetten ist für gefährliche Standards bekannt. Was wollt ihr dem entgegensetzen?
Hebbeler: Wir haben das nicht speziell trainiert, aber wir haben mit Henning Bünemann oder Sascha Höwing kopfballstarke Jungs hinten drin. Für uns gilt es einfach, die Freistöße aus dem Halbfeld zu vermeiden, damit gar nicht erst brenzlige Situationen entstehen.

Heimspiel-online: Thomas, Lengerichs Prunkstück ist die variable Offensive mit den schnellen Flügelspielern und Stoßstürmer Martin Fleige. Wie wollt ihr diese Angriffsmaschine stoppen?
Dauwe: Wir haben lange überlegt und uns dann dazu durchgerungen, dass wir definitiv mit elf Mann spielen werden. Im Ernst: Erwartest Du jetzt, dass jeder unsere Taktik vor dem Spiel bei Heimspiel-online lesen kann? Kannse vergessen! 

Heimspiel-online: Habt ihr bei euren Spielbesuchen Schwachstellen beim Gegner ausmachen können?
Dauwe: Was heißt schon Schwachstellen? Wir haben sie gesehen und uns unsere Gedanken dazu gemacht. Wir werden auf jeden Fall versuchen, unserere Stärken ins Spiel zu bringen.
Hebbeler: Wir wissen schon, wo wir Emsdetten möglicherweise knacken können. Dieses Wissen wollen wir am Sonntag ausnutzen. Mehr sage ich dazu jetzt aber nicht.

Preußen gehen nicht in den Wald

Heimspiel-online: Gibt's eine spezielle Vorbereitung für solche Spitzenspiele? Ändert ihr Trainingsabläufe? Stimmt ihr euch mit einem gemeinsamen Frühstück ein? Gibt's vor dem Anpfiff eine besondere Ansprache?
Dauwe: Alles so wie immer. Bei uns gibt es vor jedem Spiel eine besondere Ansprache. Und wir richten auch die Trainingswoche immer auf den nächsten Gegner aus. Lengerich hat andere Stärken als Ibbenbüren, Horstmar oder Billerbeck. Wir bereiten die Mannschaft auf jeden Gegner individuell vor.
Hebbeler: Wir trainieren ganz normal. Wir machen sicher keine Waldspaziergänge oder dergleichen. Sowas halte ich auch nicht für zielführend. Das schlimmste, was man machen kann, ist sich schon Tage vor einem wichtigen Spiel den Kopf darüber zu zerbrechen. Unsere Jungs werden motiviert auf den Platz gehen. Dafür muss ich niemanden besonders heiß machen.

Heimspiel-online: Zum Schluss bitte ein Tipp: Wie geht das Spiel am Sonntag aus?
Hebbeler: Ich hoffe auf einen knappen Sieg für uns. 1:0 oder 2:1 - das ist mir egal.
Dauwe: Wir verlieren nicht.

Heimspiel-online: Geht's auch konkreter?
Dauwe: Wir fahren dahin, um zu gewinnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir unseren Trend der letzten beiden Wochen bestätigen würden.

Heimspiel-online: Also 1:0 für Emsdetten.
Dauwe: Korrekt.