Bezirksliga 12
Schulz verpasst die Heldenkrönung
Von Christian Lehmann
(16.04.15) In der zweiten Minute der Nachspielzeit hätte sich Marius Schulz endgültig zum Helden eines rassigen Abstiegskrachers zwischen Amisia Rheine und Wacker Mecklenbeck krönen können. Der Mittelfeldspieler, der zuvor zwei Treffer mit einer Pose gefeiert hatte, die irgendwie an eine Mischung aus Meister Proper und den unglaublichen Hulk erinnerte, traf auf dem holprigen Rasenplatz in der Emsaue den Ball nicht richtig, sodass dieser gemächlich an den Innenpfosten hoppelte, vor der Torlinie entlangtrudelte und schließlich ins Aus rollte. Es blieb beim leistungsgerechten 2:2 (1:1)-Remis.
"Ich wollte zeigen, dass man Last auf meine Schultern legen kann", erklärte Wackers spielender Co-Trainer Schulz nach der Partie seinen ungewöhnlichen Torjubel. "Wir haben eine junge Mannschaft, die so eine Situation nicht kennt. Ich habe das alles schon durchgemacht. Ich habe keine Probleme mit Druck." Letztlich konnten er und sein Team besser mit dem Remis leben als die Amisen, die nun sechs Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz haben.
Berding und der "Schlado"
Im ersten Durchgang hatten die Gäste von Trainer Mario Zohlen das Heft eigentlich klar in der Hand gehabt: Einen Kopfball von Lasse Saerbeck kratzte Florian Maier mit dem Kopf von der Linie (15.), danach unterlief Julian Wissmann beinahe ein Eigentor, Amisen-Keeper Patrick Wipperfürth fischte das krumme Ei aus dem Winkel (24.). Anschließend boxte sich Wacker-Keeper Nils Berding nach einem Freistoß Noah Abakar-Kadades den Ball jedoch fast ins eigene Tor, Daniel Schwinning klärte in höchster Not (29.). Es sollte nicht Berdings letzter Patzer bleiben. Nachdem Nils Möllers die nächste Großchance der Mecklenbecker versiebt (34.) und Schulz nach Zuspiel des emsigen Thomas Kroker zum 0:1 getroffen hatte (39.), ließ der Zwei-Meter-Hüne einen einfachen Ball nach vorne prallen, Amise Alex Sandmann bedankte sich (1:1/41.). "Ich bin heute extra um fünf aufgestanden, damit ich früher Feierabend machen kann", sagte der Bankkaufmann am "Schlado" (Scheiß langer Donnerstag) zu seiner Ehrenrettung.
Mit der ersten Halbzeit war Amisen-Coach Ralf Althoff trotzdem nicht zufrieden. Er machte seine Jungs in der Kabine dementsprechend rund: "Ich habe bei der Pausenansprache fast nicht geatmet. Das gefiel mir nicht. Kein Zweikampfverhalten, keine Laufbereitschaft; so kann man im Abstiegskampf nicht bestehen."
Das Phantom schlägt wieder zu
Seine Jungs nahmen sich das zu Herzen und kamen mutig zurück auf den Platz: Julian Kuchen eröffnete mit seinem zu hohen Abschluss nach starker Einzelaktion von Mike Holthaus (66.) eine packende wie unterhaltsame Schlussphase. Abakar-Kadade tanzte das halbe Mittelfeld aus, ehe er Tor-Phantom Fabio da Costa Pereira den Ball in den Lauf spielte. Der machte, was er am besten kann: Er traf zum 21. Mal in dieser Saison (2:1/67.). Zwei weitere Topchancen, Wacker den Knockout zu verpassen, ließ er allerdings liegen (72./74.).
Im nächsten Akt des Dramas trat wieder Schulz auf die Bühne und jagte einen Freistoß von der Strafraumgrenze an die Unterkante der Latte und schließlich in die Maschen (2:2/85.). Das nun wilde Spiel hätten da Costa Pereira, gegen den Berding sensationell parierte (86.), Schulz mit angesprochenem Innenpfosten-Treffer (90.+2) und Amisias Niko Winter, der nur Zentimeter an einer Sandmann-Flanke vorbeirauschte (90.+3), noch entscheiden können.
Weil sie das nicht taten, blieb es beim leistungsgerechten Endergebnis. Und bei der Erkenntnis, dass es eigentlich beide Mannschaften verdient hätten, in der kommenden Saison Bezirksliga-Fußball zu spielen.
Amisia Rheine - Wacker Mecklenbeck 2:2 (1:1)
0:1 Schulz (39.), 1:1 Sandmann (41.),
2:1 da Costa Pereira (67.), 2:2 Schulz (85.)