Halbzeit: Aufsteigen und Aufmischen

Von Gerrit Gerwing

(18.09.13) Die ersten drei Spieltage sind in der Frauen-Bezirksliga absolviert. Zwar fiel der 2. Spieltag nahezu komplett ins Wasser, doch eine erste, einigermaßen, überraschende Tendenz lässt sich zu Beginn der neuen Saison schon an der Tabelle ablesen. Denn mit dem 1. FC Gievenbeck, der Reservemannschaft von Borussia Emsdetten und dem SC Dörenthe finden sich gleich alle drei Aufsteiger unter den Top-Five in der Tabelle der Bezirklsiga 6.

Normalerweise werden einem Liga-Neuling, gerade wenn er in den überkreislichen Fußball aufsteigt, eher nur Außenseiterchancen und permanter Abstiegskampf zugeschrieben, doch in diesem Jahr scheinen die Neulinge sich nicht verstecken zu wollen und setzen die Etablierten von Beginn an richtig unter Druck. Gievenbeck steht mit sechs Punkten aus zwei Spielen ungeschlagen an der Tabellenspitze, Emsdetten hat auch sechs Punkte, aber ein Spiel mehr auf dem Buckel und findet sich auf dem vierten Platz wieder, einen Platz weiter untern steht der Aufsteiger aus dem Kreis Tecklenburg. Der SC Dörenthe hat nach zwei absolvierten Spielen vier Punkte auf der Habenseite und Rang fünf inne.

Keine Laufkundschaft zu Beginn

Dabei war das Auftaktprogramm alles andere als Laufkundschaft für die drei Liga-Neulinge. Der 1. FCG holte zwei Zu-Null Siege gegen den 1. FC Nordwalde (3:0-Heimsieg), die in der letzten Saison mit Platz neun bester Neuling waren, und gegen den Landesliga-Absteiger TuRo Darfeld (2:0-Heimsieg). Zwar bezeichnete TuRo-Trainer Ralf Volkmann die Leistung seiner Mannschaft an dem Tag als "grottenschlecht und enttäuschend", doch nur wenige Wochen zuvor trennten noch zwei Klassen Unterschied die beiden Mannschaften.

Auch die Reservemannschaft von Borussia Emsdetten hatte mit GW Steinbeck (0:1-Niederlage), Eintracht Mettingen (4:1-Auswärtssieg) und Borussia Münster (1:0-Heimsieg) gestandene Bezirksligisten vor der Brust. Gut, man könnte nun sagen, dass bei dem deutlichen Sieg gegen Mettingen die Mannschaft von Frank Weber Unterstüzung aus der ersten Mannschaft hatte und so zu dem deutlichen Sieg kam, doch dies ist ein legitimes Mittel. Irgendwann wird Weber auch Spielerinnen zur ersten Mannschaft abgeben müssen, und dann beschwert sich auch niemand, dass er gegen eine Mannschaft spielen musste, die nicht in Bestbesetzung auflaufen konnte.

Dörenthe hatte vielleicht bisher das leichteste Auftaktprogramm der drei Ex-Kreisligisten. Zum Saisonstart gewann die Mannschaft von Heiner te Poel nach einer 4:0-Halbzeitführung noch mit 4:3 gegen den VfL Ladbergen, die in der vergangenen Saison lange gegen den Abtieg kämpften und am letzten Sonntag sicherte sich der SCD per 1:1-Remis gegen Eintracht Mettingen den vierten Punkt.

Souveräne Aufsteiger

Nun stellt sich die Frage, ob es sich bei den jüngsten Erfolgen um Eintagsfliegerei handelt. Ein Blick auf die Aufstiegsjahre der drei Mannschaften verbietet aber diesen Eindruck. Der Meister aus der Kreisliga A Münster/Warendorf, 1. FC Gievenbeck, verlor in der vergangenen Saison kein einziges Ligaspiel, spielte nur einmal remis, schoß 156 Tore und ließ dabei gerad einmal elf Gegentreffer zu. Saisonübergreifend ist die Mannschaft von Thomas Kaltmeyer nun bereits seit 37 Spielen ohne Niederlage. Die letzte erfolgte in der Saison 2011/12 am 13. Mai. Da verlor Gievenbeck mit 0:5 gegen die Reservemannschaft von Westfalia Kinderhaus. 

Ähnlich souverän würde auch der SC Dörenthe im Kreis Tecklenburg Meister. Keine Niederlage, drei Remis und ein Torverhältnis von 165:28 standen da nach 24 Spieltagen zu Buche. Die letzte Niederlage in einem Liga-Spiel liegt beim SCD sogar noch weiter zurück. Am 4. Dezember 2011, also noch in der Hinrunde der Saison 2011/12, verlor Dörenthe mit 3:4 gegen den damaligen Meister Westfalia Westerkappeln. Danach blieb der SC 40 Ligaspiele in Folge ungeschlagen.

Einzig die Reservemannschaft von Borussia Emsdetten kann auf keine so lange Siegesserie zurückblicken. In der letzten Saison wurde Emsdetten Vizemeister hinter Preußen Borghorst II, verlor insgesamt fünf der 24 Meisterschaftspiele und teilte sich einmal mit dem Gegner die Punkte.

Auffallend ist aber bei allen drei Mannschaften, dass der Erfolg nicht über Nacht in den Schoß fiel, sondern über mehrere Saisons erarbeitet wurde. Wie lange nun die Weiße Weste im überkreislichen Fußball sauber bleibt, bleibt abzuwarten. Die jeweiligen Trainer wissen aber nur zu gut, dass die erste Bezirksliga-Saison bestimmt nicht niederlagenfrei über die  Bühne gehen wird.

"Das ist eine schöne Momentaufnahme", so FCG-Trainer Kaltmeyer, "doch am Sonntag erwatet uns ein schweres Auswärtsspiel in Wessum." Wenn danach noch die Null steht und weitere Tore auf das FCG-Konto wandern sollten, wäre zumindest für eine weitere Überraschung gesorgt. Auch Emsdetten-Trainer Weber sagte zum Sieg gegen Borussia, dass "alles im grünen Bereich [ist], doch wir haben uns auch schwer getan." Einfacher wird es bestimmt nicht für die drei Aufsteiger an ihren jeweiligen Serien zu arbeiten.