Aufstiegseuphorie weicht herbstlicher Tristesse

von Jan Ahlers

(12.11.14) Auch wenn gestern nicht nur in den rheinischen Großstädten der Beginn der fünften Jahreszeit gefeiert wurde, war beim SV Burgsteinfurt sicher nicht vielen zum Feiern zumute: Der SVB hat sich der grauen Jahreszeit angepasst und bewegt sich mehr denn je in Richtung der unteren Plätze. Woran liegt diese bedenkliche Tendenz und was kann man von Stemmert bis zum Winter noch erwarten?

Zu Saisonbeginn gestaltete sich das für die Rot-Gelben neue Territorium Landesliga als durchaus interessant. Der SVB nahm die höhere Qualität der Liga sofort an und zeigte zum ersten Spieltag dem BSV Roxel, dass sie gewiss nicht nur dabei sein wollen, sondern durchaus Ambitionen haben. "Die Trauben hängen in der Liga verdammt hoch", betonte SVB-Coach Dirk Bültbrun immer wieder. Doch nicht zu hoch für den Aufsteiger - bis zum achten Spieltag wurde selbst gegen nominell starke Teams immer wieder gepunktet.

Deutlicher Abwärtstrend an der Aa

Beispiel gefällig? Beim SV Beckum drehte man ein Spiel zu seinen Gunsten, auch in Mesum wurde auswärts dreifach gepunktet. Doch seit dem 05. Oktober, an dem der TuS Haltern souverän mit 2:0 besiegt wurde, feierte die Bültbrun-Elf keinen dreifachen Punktgewinn mehr. Nur zwei Punkte aus den letzten fünf Spielen zeigen den Abwärtstrend an der Aa. Den negativen Höhepunkt musste Burgsteinfurt am vergangenen Sonntag hinnehmen: Bei der 0:4-Niederlage beim TuS Sinsen fielen alle Tore bereits innerhalb der ersten halben Stunde. "Da waren wir zum ersten Mal wirklich schlechter als der Gegner", so Bültbrun, der von Saisonbeginn an nur das Ziel Nichtabstieg ausgerufen hatte.

"Vor drei Wochen wurde ich noch belächelt, da haben sie gesagt: 'Was redet der Bültbrun da für einen Stuss?', doch nun wird es langsam, aber sicher Realität", gab Bültbrun zu Protokoll. Besonders ärgern dürften den Coach die Tatsache, dass Stemmert in sieben der letzten acht Spiele mindestens zwei Gegentreffer hinnehmen musste. Ergebnis: Die drittschlechteste Defensive der Liga, nur Gescher und der Hammer SV II auf den untersten Plätzen weisen mehr Gegentore auf.

In der Breite dünn besetzt

Doch auch vorne läuft es nicht so wie gewünscht, denn bei den nominellen Stürmern Armin Omerovic und Ricardo da Silva kann man aktuell wahrlich kein Formhoch verzeichnen. "Noch dazu haben wir einfach nicht die Möglichkeiten von der Bank, die andere Vereine haben", klagte Bültbrun. Nur vier Wechselmöglichkeiten hatte der Trainer beim Gastspiel in Sinsen, von denen er zwei bereits nach einer halben Stunde ausschöpfen musste. Zudem musste in der Viererkette mächtig rotiert werden, woran Bültbrun die Niederlage aber nicht allein ausmachen wollte: "Heute haben alle geschlafen, von vorne bis hinten."

Noch weist der SVB einen Vorsprung von sechs Punkten auf die Abstiegsränge auf. Der Sportverein zehrt von den üppigen Anfangswochen in der Liga. Doch Bültbrun weiß: "Mit dem SV Beckum steht ein Team auf Platz 14, das eigentlich nicht dort hingehört und in der Winterpause sicher noch nachlegt." Noch dazu wartet ein schweres Programm vor der Winterpause: Dem Gastspiel beim ebenfalls stark abstiegsgefährdeten SV Dorsten-Hardt folgt die Mammutaufgabe gegen Spitzenreiter YEG Hassel, bevor zum Rückrundenstart eine Reise zum BSV Roxel wartet. Sollten sich dort weitere Nullrunden aneinanderreihen, kann der Winter für Burgsteinfurt ungemütlicher werden, als es einige nach den ersten Spieltagen erwartet hatten.