Gefühlt immer Nullachter

Von Christian Lehmann

(aus der Ausgabe vom 10. November) Vor dem Spitzenspiel in Lengerich, das passenderweise mit 2:1 gewonnen wurde, haben sie am Kanal ein Zeichen gesetzt. Der SC Münster 08 will langfristig auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Gievenbeck, Hiltrup und Roxel sein. Nicht anders ist die Vertragsverlängerung der „glorreichen fünf“  zu interpretieren. Fixpunkt in der Defensive bleibt Neuzugang Philip Grabowski.

Fabian Stiller: Kapitän und seit Jahren konstanter Führungsspieler; Frederik Schulte: Ballmagnet im Mittelfeld und viel mehr als ein Talent; Dennis Hamsen: Sturmwiesel und Toptorjäger; Patrick Fechtel: Unterschiedmacher und Superdribbler in der Offensive. Es wundert nicht, dass der Klub sich genau diese Spieler ausgesucht hat, um die Kadergespräche für nächste Saison zu befeuern.

In nur sieben Monaten hat sich auch Innenverteidiger Philip Grabowski (19) einen ähnlich exponierten Status erarbeitet. Sein Trainer Mirsad Celebic sagt: „Er war ein Glücksfall für uns. Menschlich ist er überragend, man hat fast das Gefühl, als sei er schon immer Nullachter.“ 

Keine zehn Minuten dauerte es, ehe beim Probetraining Grabowskis im April für Celebic feststand: „Den will ich haben!“ Kein Wunder, denn der junge, robuste  Bengel, der da auf dem Platz stand, hat eine Top-Ausbildung genossen. Geboren in Essen, begann der Rotschopf im Alter von vier Jahren das Kicken beim VfB Korschenbroich, ehe ihn der benachbarte 1. FC Mönchengladbach entdeckte. „Ich bin da so reingerutscht, das ging alles von null auf hundert“, erinnert sich Grabowski.

Offensive Ausbildung

Erst in der Junioren-Bundesliga wurde er als Innenverteidiger eingesetzt. Zuvor spielte er meist auf der Zehn oder der Sechs. „Das kommt mir jetzt bei meinem Aufbauspiel zu Gute“, meint der 1,88 Meter große Rechtsfuß, der zudem sein Stellungsspiel und sein Defensiv-Kopfballspiel als Stärken angibt. Den Traum vom Profifußball hatte auch er damals. „Es gehört aber eine Menge dazu, diesen Sprung zu machen.“ Er schaffte es nicht, auch weil er den Spaß verlor. 

„Ich war für einige Zeit in Australien, wollte eigentlich ein Sportstipendium in den USA bekommen“, verrät Grabowski. Dann ging‘s doch zum BWL-Studium nach Münster – ein glücklicher Zufall für beide Seiten. „Der Platz von Nullacht lag am nächsten. Aber es passt einfach alles. Wir haben extrem viele junge Spieler, der Verein stößt immer wieder neue Sachen an. Das gefällt mir.“

An die härtere Gangart im Seniorenfußball musste sich Grabowski nur kurz gewöhnen, mit etwas anderem hatte er zunächst mehr Probleme. „Er ist manchmal zu ungeduldig und möchte am liebsten schon nach zehn Minuten 3:0 führen“, verrät Celebic. „Ja, da hat er Recht“, sagt Grabowski, der sich speziell an das Spiel bei Borussia Emsdetten erinnert. „Da stand es kurz vor der Pause 1:1, wir waren am Drücker, und ich wollte die Truppe nach vorn schieben. Das war fehl am Platz.“ Grabowski hat in diesem Punkt dazugelernt, ist nun geduldiger. Neben seinem Offensiv-Kopfball möchte er zudem seine Gelbe-Karten-Statistik „aufbessern“: „Ich muss manchmal vielleicht etwas dreckiger spielen und auch mal das Foul ziehen, ohne dabei unfair zu sein.“