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Von einer Kulisse wie bei den Entscheidungsspielen von BW Aasee gegen die SG Sendenhorst können Amateurfußballer in der Regel nur träumen.

Querpass

Thorsten Röber, Reckes Fußballobmann, sagt: "Es kommen viele Leute, die wir noch nie gesehen haben. Das sind dann Oma und Opa oder die Onkel und Tanten."

Wie kriege ich die Hütte voll?


Von Christian Lehmann und Mario Witthake

(11.04.17) Stell‘ dir vor, Du hast ein Heimspiel und niemand kommt! So ergeht es vielen Vereinen im Heimspiel-Land. Immer mehr Amateurfußball-Klubs klagen über schwindende Zuschauereinnahmen bei stetig steigenden Kosten. Doch wie kann man dafür sorgen, dass die Hütte voll wird? Wir haben uns bei Experten und bei Klubs, bei denen es gut läuft, umgehört.

Maßgeblich beeinflusst wird die Zuschauerzahl natürlich durch Faktoren wie das Wetter oder den sportlichen Erfolg. Es gibt allerdings auch Wege, mit einfachen Tricks Zuschauer für sich und seine Veranstaltung zu gewinnen. Doch wo fängt man an? 

„Am  wirkungsvollsten ist es, erstmal die eigenen Leute anzusprechen und persönliche Kontakte anzuzapfen“, sagt Peter Schäfer, Veranstalter und Geschäftsführer beim Münsteraner Nachtclub „Gazelle“. „Das ist die Basis, die man immer haben sollte.“ Er  machte außerdem positive Erfahrungen mit gezielten kreativen Aktionen wie zum Beispiel gratis Sattelbezügen oder Promo-Fläschchen und Kooperationen mit anderen Veranstaltern.

Nutzen durch "Social Media"

Als Werbemittel haben die sozialen Medien inzwischen das gute, veraltete Ankündigungsplakat abgelöst. Während die ältere (!) Zielgruppe inzwischen eher durch Facebook angesprochen wird, ist bei den jüngeren Instagram hip. „Das Plakat rückt immer weiter in den Hintergrund“, sagt Schäfer. Zumal es mit Zusatzkosten verbunden ist. 

Während des Fußballspiels empfiehlt der Fachmann, die Zuschauer mit kleinen, kostengünstigen Utensilien wie Tröten, Ratschen oder Pauken auszustatten und viele Fotos zu machen. „Im Nachhinein schafft das Aufmerksamkeit“, so Schäfer.

Im Kreis Tecklenburg ist der TuS Recke absoluter Publikumsmagnet. 200 bis 250 Zuschauer kommen im Schnitt zum Bezirksligisten, der hohen Wert auf Identifikation legt. Das fängt damit an, dass fast nur Recker Jungs im Kader stehen. „Es kommen viele Leute, die wir noch nie gesehen haben. Das sind dann Oma und Opa oder die Onkel und Tanten“, erklärt Obmann Thorsten Röber. 

DJ sorgt für Stimmung

Inzwischen hat sich beim TuS eingebürgert, dass Handballer und Fußballer sich gegenseitig bei Heimspielen besuchen. Ein DJ aus den eigenen Reihen sorgt für Stimmung, außerdem werden in jeder Halbzeitpause Gutscheine der örtlichen Tankstelle und des ansässigen Modehauses verlost. Ein Los bekommen auch Frauen, obwohl die in Recke keinen Eintritt zahlen müssen. „Damit sind wir in der Liga eher die Ausnahme“, sagt Röber.

Auch das Entscheidungsspiel zwischen Lüdinghausen und Aasee lockte die Massen in Scharen an. Eine Ausnahme...

Wie der TuS Recke wird auch der Ibbenbürener Klub SC Dörenthe derzeit von einer sportlichen Euphoriewelle getragen. Erstmals seit den 1970er Jahren klopft die vom ehemaligen ESV-Coach Ralf Scholz trainierte Mannschaft am Tor zum Überkreis. Für Scholz war der Zuschauerzuspruch ein wichtiges Argument für ein Engagement in Dörenthe. 

Im Hafenstadion sind die Fans ganz eng am Spielfeld dran. 150 zahlende Zuschauer sind keine Seltenheit und übertreffen das Interesse bei den großen Klubs Ibbenbürener SV und Arminia Ibbenbüren. In Dörenthe wird „ehrlicher Fußball mit viel Herzblut“ gespielt, erklärt Scholz. „Es ist wichtig, dass 70 bis 80 Prozent der Spieler aus Dörenthe kommen.“

Von 700 auf 355

Das ist vier Spielklassen weiter oben natürlich nicht so einfach umzusetzen. Im freien Fall waren in den vergangenen Jahren die Zuschauerzahlen beim FC Eintracht Rheine. Der Oberligist aus dem Kreis Steinfurt zählte in der Saison 2013/14 im Schnitt weit über 700 Fans pro Partie, in der Vorsaison waren es derer nur noch 321. Nach zwölf Partien im laufenden Spieljahr sind es nun immerhin durchschnittlich 355. „Wir haben die Talsohle durchschritten“, glaubt Marketingvorstand Christian Lügermann, der vor allem bei jüngeren Zuschauern einen Anstieg verzeichnet.

Trotzdem sind die Probleme für Klubs in der Regional- und Oberliga nicht von der Hand zu weisen. Gegner wie Ennepetal, Hassel oder Rhynern ziehen lokal wenig Zuschauer an, oft kollidieren die Spiele mit der Übertragung von Bundesligaspielen im TV. Sinkende Einnahmen aus Eintrittsgeldern gehören zu den Faktoren, die in den vergangenen Jahren so manchen Traditionsklub, der von Verbandsseite viele Auflagen finanzieller und infrastruktureller Art zu erfüllen hat, in die Knie zwangen.

Julian Banse aus dem Marketing-Team des FCE meint:"Viele Vereine haben es in der Vergangenheit aber auch selbst verbockt."

„Viele Vereine haben es in der Vergangenheit aber auch selbst verbockt“, sagt Julian Banse. Der Geschäftsführer der Rheiner Werbeagentur Becker-Banse, der dem FCE seit dieser Saison unter die Arme greift, setzt mit seinem Team vor allem auf den Faktor Identifikation. Er meint: „Es ist wichtig, die Menschen auf der emotionalen Ebene anzusprechen.“

Der Fan, der sich vom von oben bis unten voll vermarkteten Profifußball immer mehr entfremdet, soll sich auf dem Fußballplatz nebenan heimisch fühlen – und seine Begeisterung möglichst an sein Umfeld weitergeben. Gute Pressearbeit, eine tagesaktuelle Vereinshomepage, Videosekuenzen der eigenen Heimspiele – und natürlich Facebook und Instagram – sind weitere Vehikel, mit denen man den eigenen Klub pushen kann.

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 25    108:22 68  
2    Germ. Hauenhorst 25    79:25 66  
3    SG Sendenhorst 25    74:21 65  
4    VfL Billerbeck 25    70:23 62  
5    VfB Alstätte 25    65:21 62  

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