"Wir sind das Gegenteil von RB Leipzig"

Von Mario Witthake

(26.07.16) Feuchte Träume von Anstoß 3- und FIFA Manager-Zockern werden im Jahr 2016 Realität. Mit dem TC Freisenbruch gibt es nämlich seit gut vier Wochen einen Kreisligisten, bei dem alle wichtigen Entscheidungen vom User getroffen werden: Aufstellung, Eintrittspreise und Neueinkäufe. Der basisdemokratische Weg in die Beletage des Amateurfußballs ist frei für Jedermann.

Die Idee ist nicht ganz neu und kommt aus England, die Umsetzung aus Essen ist aber defintiv keine billige Kopie. Die Optik ist ansprechend, das Handling nutzerfreundlich und am Werk sind Leute, die es komplett ernst meinen. "Es gibt 82 Millionen Bundestrainer in Deutschland. Wir wollen mindestens die Hälfte", kündigt Peter Schäfer an. Er ist einer dieser verrückten Hunde, die mitansehen mussten, wie es beim 1902 gegründeten Klub in den vergangenen Jahren sportlich den Bach runter ging. "Wir sind ein Traditionsverein, der vor dem Aus stand. Das hier soll die Trendwende sein", sagt Schäfer. "Wir passen in die Zeitgeschichte, weil wir das Gegenteil von RB Leipzig sind, wo sieben Mitglieder angemeldet sind."

In den ersten Wochen haben sich beim TC Freisenbruch bereits über 100 Mitglieder angemeldet, die für fünf Euro im Monat ihre Lust am Fußball-Manager ausleben dürfen. Ein besonders umtriebiger Nutzer kommt aus Österreich. Dank einer Kooperation mit der Uni Essen und vielen Leistungstests sind die Fähigkeiten der Spieler transparent. Abwehrspieler Marvin Voßnacke hat eine 89-prozentige Trainingsbeteiligung, könnte aber genauer zielen. Seine Schussgenauigkeit, gemessen an einer am Tor aufgehängten Plane mit Zielfenstern, hat einen Wert von 1. Der Durchschnitt liegt bei 5,64 Punkten.