Laurenz und der FCE -
Auf dem Weg zur schönsten Braut?
Von Mario Witthake
(05.02.13) Radikalschnitt in Rheine - unter diesem Motto hatte Uwe Laurenz seinen Trainerjob im Sommer beim FCE angetreten. Und ahnte nicht, welche Konsequenzen die Verjüngungskur - teils gewollt, teils aufgrund finanzieller Einschnitte alternativlos - auf den Westfalenliga-Plätzen haben sollte. Mit 39 Punkten aus 16 Spielen der Hinrunde hat das neu formierte Team um Laurenz sich mehr als gefunden, kann als einziges Ensemble Tabellenführer SV Rödinghausen folgen und erfährt aktuell weitere, perspektivische Neuerungen.
Konkurrent SuS Neuenkirchen
"Wir haben uns hübsch gemacht", sagt Laurenz angesichts kolportierter Anfragen an seine Spieler vonseiten des SuS Neuenkirchen - dem Dauerrivalen um die Vorherrschaft in der Rheiner Fußball-Szene. So erhörten zwar Michael Egbers und Marius Bülter den Rufen des SuS, der als Oberligist den FCE inzwischen von der Spielklasse überholt hat. Weitere Spieler werden nach aktuellem Stand aber nicht folgen. Die Zusagen von den umworbenen Julius Hölscher, Jannis Meyer, Philip Fontein, Nils Woltering und Manuel Dieckmann sind Laurenz und Markus Wersching, dem Sportlichen Leiter beim FCE, sicher.
Benjamin Brinkmann, Holger Heppe und Niklas Melzer hingegen verlassen den Verein. Während Brinkmann (zum SV Mesum) und Heppe (BSV Roxel) nur wenig Einsatzzeiten in Rheine bekamen, schmerzt der Wechsel von Melzer aus sportlicher Sicht schon. Laurenz sagt jedoch: "Die Verhandlungen mit Borussia Emsdetten sind koscher gelaufen, mit Thomas Dauwe und Helge Wolff ist alles im grünen Bereich." Das gleiche gilt für den Fall Timur Cingöz, dem die Perspektive, ab der Rückrunde im Kader der Ersten mitzutun, nicht reichte.
Fokus auf A-Junioren
Den Wechselgebaren der Vergangenheit, das wird im Gespräch deutlich, will Laurenz mit konsequenter Jugendförderung entgegentreten. Das sagt der 43-Jährige natürlich nicht als erster Sportfunktionär auf der Welt. Doch die Jugendabteilung des FCE hat etwas zu bieten. Die Meyers, Wolterings, Bülters, Fonteins und Egbers' haben sich ihre Sporen in ihrer ersten Seniorenrunde verdient.
Aus dem nachkommenden Jahrgang, der, so Laurenz, "nicht so stark wie der letzte" sei, rücken Jan-Patrick Frenkel (Innenverteidigung), Christian Biermann (offensive Außenbahn) und Christopher Strotmann (def. Mittelfeld) definitiv zur neuen Saison hoch. "Geduld" sei die Tugend, die alle drei Youngster trotz zahlreicher Vorschusslorbeeren mitbringen müssten. Strotmann zum Beispiel ist Kapitän der Westfalenliga-U19, ein "kompletter Fußballer", körperlich aber noch nicht auf Senioren-Niveau.
Drei externe Neue
Das bringt Marcus Meinigmann, der seinen Vertrag bei RW Ahlen auflöste, sofort mit. Eventuell wird der 25-Jährige schon seine Einsätze in der Rückrunde bekommen und dem jungen Team mit seiner Erfahrung helfen. Sommer-Rückkehrer Stefan Seiler (von Preußen Münster II) traut Laurenz zu, den Weggang von Marius Bülter auf der linken offensiven Außenbahn vergessen zu machen. Lukas Göers, der aus Wettringen rüber nach Rheine kommt, bringt ein "gutes Tempo" mit, zudem schätzt der Coach die Abschlussstärke seines Sommer-Zugangs.
Unterm Strich formt Laurenz ein Gebilde, das im Durchschnitt um die 700 Zuschauer an den Delsen lockt. "Das größte Kompliment ist doch, dass die Zuschauer nicht mehr nach Spielern wie David Ruwe und Frederik Telsemeyer fragen", weist Laurenz darauf hin, dass der nötig gewordene Umbruch auch im Umfeld akzeptiert wird. Auf Stützen wie Marcel Langenstroer, Tobias Schütte-Bruns oder Mirco Heger, seinem verlängerten Arm auf dem Platz, will Laurenz trotz aller Jugend-Euphorie nicht verzichten.
Sesshafter Laurenz
Und selbst wenn, wie vom 43-Jährigen prognostiziert, der SV Rödinghausen ("der FC Bayern der Liga") in dieser Saison das Maß aller Dinge in der Westfalenliga bleibt, hat Laurenz langfristig noch viel vor beim FCE: "Eintracht Rheine ist mein Heimatverein, zwei meiner Söhne kicken in der Jugend. Ich habe ein super Team um mich." Übrigens: Beim SV Mesum wirkte Laurenz insgesamt acht Jahre lang als Trainer. Noch viel Zeit, um Eintracht Rheine zur schönsten aller Bräute aufzupeppen...