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Trainer Maik Weßels hat die Taktik-Kladde immer dabei.

Gievenbecker Spaßbremsen


Von Sinan Krieger

(25.04.14) Ecke für Gievenbeck - gleich vier Blau-Rote begeben sich an den ersten Pfosten und heben ihre Hände. Jeder der sich schon einmal ein Spiel mit Gievenbecker Beteiligung angesehen hat, kennt diese berühmt berüchtigte Eckenvariante, die auch von so gut wie jeder Jugendmannschaft der FCG-Schmiede bestens beherrscht wird. Im Endeffekt ist es nur eine von vielen Standardvarianten, die bis ins kleinste Detail geplant werden und den Gievenbeckern den Ruf der "taktischen Perfektionisten" eingehandelt haben. Die einen finden es übertrieben, die anderen finden es gar belustigend, wenn Coach Maik Weßels wieder einmal eins seiner "Code-Wörter" auf das Spielfeld ruft. Dabei sollte der Erfolg auch den letzten Skeptiker kurz zur Selbstreflexion bringen - "Ist es wirklich die taktische Disziplin, die mich am FCG stört, oder lasse ich mich von der lauten Art auf und neben dem Platz blenden?". Fakt ist, dass es den Gievenbeckern auch diese Saison, direkt nach dem Abstieg aus der Oberliga, gelungen ist, den Skeptikern zu trotzen und ganz oben mit dabei zu sein - mit allen Chancen auf den Wiederaufstieg. Blickt man auf die Statistik, fallen zunächst die wenigen Gegentore auf. Mit nur 18 Gegentreffern in 23 Spielen stellt Gievenbeck die beste Defensive der Liga. Beim Heimspiel gegen Schermbeck zeigten die Gievenbecker aber auch im Offensivspiel ein hohes Maß an Flexibilität. Die Taktik-Analyse:

Bei gegnerischem Ballbesitz agierte der FCG in einem 4-1-4-1-Sytem, in dem meist Jan Kniesel oder Nils Heubrock die vorderste Spitze stellten. Der gesamte Verbund zog sich bis zum Mittelkreis zurück und ließ die Schermbecker Innenverteidigung ins Passspiel kommen. Sobald jedoch ein gegnerischer Spieler in den Bereich des "Mittelfeldpressings" gelangte, war immer ein Gievenbecker da, der sich aus dem Verbund rauszog und den Ballführenden unter Druck setzte. Die dabei offen gewordene Position füllte dann meist Kniesel aus. So gelang es den Gievenbeckern zu jeder Zeit die vordere Viererkette zu halten. Dahinter, zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe, spielte meist Janis Hohenhövel, der nach Angaben von Weßels "Fußball mehr denkt als spielt" und als Raumdeuter fungierte. Immer wenn ein Schermbecker versuchte die minimalen Lücken zu besetzen, war Hohenhövel da und störte entscheidend.

4-2-4-Überraschung

Bei eigenem Ballbesitz lösten die Gievenbecker ihre Grundstruktur dann gänzlich auf und überraschten mit einem 4-2-4-System. Die beiden Außen Daniel Geisler und Christian Keil rückten vor bis auf die gegnerischen Außenverteidiger, während Manuel Beyer, Heubrock und Hohenhövel im Wechsel Kniesel unterstützten. Zumeist war es Beyer - Heubrock und Hohenhövel sicherten ab. Die Konsequenz war ein großes Loch im Mittelfeld. Während immer von der Wichtigkeit eines Übergewichtes im Mittelfeld philosophiert wird, gaben die Gievenbecker den Raum rund 20 Meter vor und hinter der Mittellinie gänzlich auf. Während die Gievenbecker den Ball in der eigenen Viererkette laufen ließen, waren ihre drei Mittelfeld Akteure (Heubrock, Hohenhövel und Beyer) weniger damit beschäftigt, sich aktiv am Spielaufbau zu beteiligen, als vielmehr immer wieder im Wechsel diagonal auf die Außenverteidiger des Gegners zu laufen, bei denen Keil oder Geisler bereits warteten. Landete der Ball nun beim linken Verteidiger Tobias Nubbemeyer, reagierte Kniesel ebenfalls und stieß auch in die sogenannte "Zielzone", wie Wessels diese nennt. Die Konsequenz war eine deutliche Überzahl-Situation für Gievenbeck im Bereich des jeweiligen Außenverteidigers. Der lange Ball wurde dann meist in Richtung Beyer gespielt, der mit seiner Kopfballstärke meist verlängerte. Der schnelle Kniesel und der jeweilige Außenstürmer (Keil oder Geisler) spekulierten.

Ähnlich spielte Weßels diese Taktik mit seinem damaligen Mittelfeld-Spieler Thomas Teupen, der mittlerweile in den Staaten verweilt. Ebenso kopfballstark löste sich Teupen von der Sechser-Position und stürmte damals noch häufig auf den gegnerischen Innenverteidiger – der schnelle Kriwet lief in den Freiraum. Der lange Ball kam meist vom damaligen Kapitän und Innenverteidiger Patrick Westphal. Das Problem war meist, dass der lange Ball relativ gerade in Richtung Teupen gespielt und zentral platziert wurde. Gewann der Innenverteidiger jedoch das Kopfballduell, konnte der Gegner den Gegenangriff direkt aus dem Zentrum starten. Des Weiteren war Kriwet meist der einzige Spieler, der auf die Verlängerung lauerte.

Durch die Versetzung der Zielzone auf die gegnerischen Außenverteidiger, die in der Regel auch nicht das Kopfballspiel eines Innenverteidigers besitzen, entstehen drei konkrete Vorteile: Erstens wird der Winkel für den Flugball günstiger, sodass der Zielspieler größere Chancen hat das Duell gegen den meist kleineren Außenverteidiger zu gewinnen. Zweitens ist die Gefahr deutlich geringer, dass ein abgewehrter Ball einen direkten Gegenangriff nach sich ziehen kann, da der Ball meist nur ins Seitenaus geklärt werden kann, sodass Vorteil Nummer 3 einsetzt – Statt nur der zentrale Stürmer, können nun gleich zwei Spieler nachrücken.Trotz dieser offensiven Überzahl sichern sechs Spieler ab.

Fehlerquelle Spielaufbau

Problematisch wurde es für Gievenbeck gegen Schermbeck nur dann, wenn der Gegner das Passspiel bereits in der Gievenbecker Defensive störte. Der lange Ball fordert nämlich eine gute Vorbereitung seitens des FCG. Das Zusammenspiel zwischen Zielspieler und Flankengeber muss stimmen. War dies nicht der Fall und die Gievenbecker verloren bei der Vorbereitung den Ball, wurde es gefährlich. Ganze vier Spieler in der Offensive ohne Möglichkeit, schnell genug nach hinten zu gelangen, das große Loch im Mittelfeld und eine breit gezogene Viererkette machen Ballverluste in der eigenen Hälfte zum gefährlichsten Fehler. Schermbeck verpasste es aber zu häufig genug Druck auf die Verteidigung aufzubauen, da die eigene Verteidigung sich der Versuchung widersetzte, zusammen mit der Offensive nach vorne zu rücken. Schwer zu sagen, ob mehr Mut belohnt worden wäre, da eine aufgerückte Verteidigung auch immer einen Freiraum hinter sich lässt, auf den Kniesel und Co. nur warteten. Das Resultat war somit, dass sich die Schermbecker an das Spiel der Gievenbecker anpassten mussten und das Mittelfeld ebenfalls aufgaben. Allerdings fehlte der Matchplan – kaum verwunderlich also, dass die Gievenbecker Spiele meist nicht sehr attraktiv, aber erfolgreich bestritten werden. Die knappen Ergebnisse bestätigen dies. Die destruktive Konstruktion des Gievenbecker Spiels macht es der Weßels-Elf möglich, nahezu jeden Matchplan eines Gegners in der Westfalenliga zu durchkreuzen. So auch jetzt am Sonntag gegen den VfL Theesen.

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