Tollhaus Ems-Hölle

von Justus Heinisch

(10.06.17) Der TV Emsdetten lieferte in seinem letzten Saisonspiel eine denkwürdige Leistung ab. Den Fast-Aufsteiger aus Bietigheim hat Detten mal eben so mit 31:30 aus der Halle gefegt. Und das, obwohl der TVE schon wie der klare Verlierer aussah.

Die Gäste aus dem Schwabenländle brauchten zwei Punkte, um noch aufsteigen zu können. Und so startete die Mannschaft von Trainer Michael Kloiber dann auch. Kaum hatte das Schiedsrichtergespann die Partie angepfiffen, führten die Gäste bereits mit 4:1. Doch während andere Menschen zum hochfahren Kaffee trinken, scheinte den TVE jener Rückstand aufzuwecken. Angeführt von Linksaußen Oddur Gretarsson, der in seinem letzten Spiel nochmal auftrumpfte, drehte Detten die Partie: Zwölfte Minute - 7:6.

Dann riskierte Bietigheim mehr, doch Konstantin Madert hielt den TVE-Kasten sauber und leitete blitzschnell Gegenstöße ein. Das resultierte schließlich in einer 10:7-Führung für die Kubes-Sieben. Spätestens zu jenem Zeitpunkt merkten Spieler und Fans - heute geht hier was. Aber die Gäste hatten in der Folgezeit das Wurfglück wieder auf ihrer Seite. So glichen sie in der 22. Minute aus (12:12). TVE-Coach Daniel Kubes nahm die Auszeit, das Spiel drohte zu kippen. Doch Emsdetten rettete eine 17:16-Führung in die Pause.

Auf und ab

Nach Wiederanpfiff konnte sich Detten einige Male durchkombinieren und treffen. Doch im Gegenzug traf halt auch immer die SG BBM. Nur vier Minuten nach der Pause stand es deshalb 19:19. Und dann drohte das Spiel den Hausherren vollkommen aus der Hand zu gleiten - doppelte Zeitstrafe gegen Yannick Dräger und Georg Pöhle. Nachdem das muntere mal-hier-mal-dort-ein-Tor-Spielchen weiter anhielt, krallten sich die Gäste ab der 45. Minute das Spiel. Sie zogen von einem 25:25 auf ein 29:25 weg. In dieser Phase lud die TVE-Hintermannschaft anscheinend zum Tag der offenen Tür. Alles sah nach einem Gäste-Sieg aus. Emsdetten sollte sich wohl wieder nicht selbst belohnen.

Denkste! Nach dem 25:29 pressten die Grünen so stark, dass vermutlich sogar der Dachverband deutscher Hebammen anerkennend mit dem Kopf genickt hätte. Und dann drehte der TVE das Spiel tatsächlich noch. Innerhalb von nur zehn Minuten erzielte die Kubes-Sieben sechs Treffer und fing sich kein einziges Gegentor. Denn auch Maurice Behrens zeigte in seinem letzten TVE-Spiel nochmal, was er draufhat und hielt in diesen zehn Minuten einfach so nebenbei einen Siebenmeter. 30 Sekunden noch - 31:29. Der TVE hat's doch noch gepackt. Das 31:30 wenige Sekunden vor Schluss tat der Feierstimmung keinen Abbruch mehr. Zur TVE-Freude ist nun auch die Punkte-Bilanz positiv. Die Ems-Halle stand im wahrsten Sinne des Wortes Kopf. So kann man sich mal verabschieden.

Vier sagen Tschüss

Apropos verabschieden. Neben Behrens und Gretarsson machten auch Endre Komendant und Tilman Pröhl ihr letztes Spiel für Emsdetten. Neben Blumen, gerahmten Bildern und mehr als nur netten Worten, flossen auf Spieler- und Betreuer-Seite einige Tränen. Kein Wunder, dass nach solch einer furiosen Aufholjagd und Teamleistung der Abschied schwerfällt.

TV Emsdetten: Madert, Behrens, Komendant - Gretarsson (6/2), Pöhle (6/1), Krings (6), Adams (5), Kropp (4), Franke (3), Terhaer (1), Wesseling, Dräger, Steffen, Pröhl

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