Ochtruper Urgewalt aus dem Rückraum

Von Jan Steinigeweg

(28.07.20) Wenn Max Oelerich nach ein zwei Schritten fahrt aufgenommen hat und den Ball von einem seiner Teamkameraden in den Lauf gespielt bekommt, verheißt das meist nichts Gutes für die gegnerische Defensive. Oft bleibt dann dem Keeper nichts anderes übrig, als den Ball nach Oelerichs knallharten Rückraumwürfen aus dem Netz zu fischen. Mit 130 Toren in der Spielzeit 2019/20 ist der 22-Jährige der zweitbeste Werfer der Bezirksliga-Saison hinter dem Havixbecker Joshua Schmidt (157 Tore). Unter Trainer Heinz Ahlers stieg er jüngst mit Arminia Ochtrup in die Landesliga auf. Wir erwischten Ahlers an der französischen Atlantikküste und sprachen bei mittelmäßiger Telefonverbindung über seinen ehemaligen Schützling. Denn Ahlers genießt mittlerweile den handballerischen Ruhestand.

"Max ist ein super Kerl, der immer Vollgas für den Handball gibt", so der Ex-Coach. Und der Begriff Vollgas bringt es auf den Punkt. Wenn Oelerich ins Tempo kommt, dann ist er mit seinem wuchtigen Körper nur sehr schwer von den gegnerischen Abwehrspielern zu halten. Er ist keine Wühler, der auf Biegen und Brechen versucht bis zum Kreis zu kommen, sondern ein echter Shooter. Lässt man ihm den Platz, steigt er bei neun Metern hoch und feuert auf den Kasten. Das wissen natürlich mittlerweile auch die gegnerischen Teams, was zur ein oder anderer Manndeckung gegen ihn führte. Doch auch das hinderte Oelerich nicht wirklich daran, sein Tore-Konto stetig nach oben zu schrauben.

Offensiv und defensiv wertvoll

Zudem eröffneten diese Manndeckungen immer wieder neue Möglichkeiten für seine Nebenleute. Unter anderem Raphael Woltering und Tom Noori aus dem Rückraum oder auch Gerrit Tieman am Kreis wussten die zusätzlichen Räume für sich zu nutzen. Oelerich allein auf seine offensiven Qualitäten zu reduzieren, ist Ahlers allerdings zu wenig: "Natürlich sind die Tore das Spektakuläre, das den Leuten in Erinnerung bleibt. Aber Max zeigt auch hinten sehr viel Einsatz. Da hat er sich enorm verbessert." Egal, ob im Innenblock oder auf der Halbposition. Mit seiner Reichweite und der körperlichen Präsenz ist er auch in der Abwehr äußerst wertvoll. Nicht ohne Grund stellte die Arminia in der abgelaufenen Saison mit 438 Gegentoren die beste Abwehr der Bezirksliga.

Aufgrund seines Studiums im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens in Osnabrück war Oelerich Anfang des Jahres stark eingebunden und deshalb nur selten beim Training. Doch er ließ es sich nicht nehmen an den Wochenenden zu spielen. "Max ist sehr zuverlässig und wichtig für die Mannschaft", freut sich Ahlers, dass er seinen Shooter bei den Spielen trotzdem an Bord hatte. Und dieser zahlte seinem Coach das Vertrauen zurück, indem er trotz Trainingsrückstands auf der Platte seine gewohnt starken Leistungen brachte, und die Saison als zweitbester Torschütze beendete. "Da kann man nur voll des Lobes sein", findet Ahlers. Dass diese Leistungen wirklich stark waren, lässt sich durch Zahlen belegen, die wir nun abschließend betrachten wollen.

Max Oelerich: Die Saison in Zahlen

Nur in drei der insgesamt 19 Partien der Bezirksliga-Saison 2019/20 warf Max Oelerich weniger als fünf Tore (jeweils drei Tore). In fast der Hälfte aller Begegnungen, nämlich neun, fanden seine Abschlüsse achtmal (in fünf Spielen) oder neunmal (in vier Spielen) den Weg in den gegnerischen Kasten. Einmal drang er mit einer Punktlandung bei zehn Treffern in den zweistelligen Bereich vor. Durch seine konstant torgefährlichen Leistungen in der Spielzeit, schnupperte er allerdings immer wieder an dieser Marke. Das unterstreicht auch seine Torquote, die über den Verlauf der gesamten Saison bei 6,84 Buden pro Spiel steht.