Die HSG hat nix zu verlieren - und gewinnt

von Justus Heinisch

(28.01.18) Wenn du unten drinstehst, haste sowieso nix zu verlieren. Das kostet zwar drei Euro ins Phrasenschwein, ist aber auch eine wahre Binsenweisheit im Sport. Die HSG Preußen/Borussia, Vorletzter, empfing den Zweiten, Vorwärts Gronau. "Wir konnten nur gewinnen", merkte HSG-Coach Kai Kerkhoff an. Und sie gewann nicht nur metaphorisch, sondern auch ergebnistechnisch - und zwar mit 26:24 (15:12).

Entscheidend für die gesamten 60 Minuten war die Anfangsphase. Denn die Adlerträger starteten in typischer Underdog-Mentalität sackstark, lagen nach fünf Minuten mit 4:1 vorne. "Wir sind echt super reingekommen", lobte Kerkhoff. "Die Abwehr hat super gestanden." Und auch vorne klappte bei den Preußen einiges, sodass diese wenig später noch höher in Front lagen (9:4/14.). Gronau stellte bereits nach zehn Minuten von einer 6-0-Deckung auf eine 5-1 um und nahm Münsters Waldemar Lau in Manndeckung. Coach Adam Fischer kritisierte die Anfangsphase: "Wir haben den Start komplett verpennt. Das war keine Leistung und nicht bezirksligatauglich."

Trotz des taktischen Kniffs, Lau aus dem Spiel zu nehmen, trafen die Preußen weiter. Zur Pause erzielte die HSG 15 Tore. "Das ist für uns eigentlich nicht normal", so Kerkhoff, der allerdings mit Neuzugang Tilman Hoehn einen echten Knipser auf der Platte hatte und mit Dennis Sikorski und Jan Wegeng noch zwei gut aufgelegte Schnapper dazu. Ebenfalls spielte der HSG in die Karten, dass Gronau in der Defensive nicht den besten Tag erwischte, berichtete Fischer: "Wir wollten defensiv sicher stehen, aber das war dann eher Freischwimmer."

Ausgeglichene zweite Hälfte

Zur zweiten Halbzeit wechselte Fischer den Torwart. Das sorgte dafür, dass die Preußen zehn Minuten am Stück nicht trafen. Da auch die Einstellung aufseiten Gronaus besser wurde, lag Vorwärts auf einmal mit 15:16 vorne, dirigiert von Carsten Ress, der neunmal traf. Nun wechselte die Führung hin und her, keiner Mannschaft gelang es jedoch, sich mit mehr als einem Törchen abzusetzen. Im Timeout mahnte Fischer, die Ruhe zu bewahren. So fing sich Gronau aus seiner Sicht einige unnötige Zeitstrafen. Beim Stand von 23:23 musste Marius Schmidt (57.) trotzdem das Parkett verlassen. Das nutzten die Münsteraner, um eine Zwei-Tore-Führung rauszuspielen - bei knapp einer Minute Restspielzeit. Gronau versuchte es nun mit dem siebten Feldspieler, aber es half nichts, die Punkte blieben beim Außenseiter in Münster.

"Wir haben vorne die Dinger nicht gemacht und waren hinten nicht konsequent", bemängelte Fischer. "Im Endffekt wären Punkte dringewesen, aber wir waren zu undiszipliniert."

"Sieg der Abwehr"

Die Preußen hingegen bejubelten den zweiten Saisonsieg. Kerkhoff resümierte glücklich: "Das war ein Sieg der Abwehr." Im Abschluss sah der Coach allerdings noch Verbesserungspotenzial: "Wir haben zwar 26 Tore gemacht, aber auch 22 Bälle verworfen. Die Quote ist zwar noch positiv, aber da müssen wir dran arbeiten." Neuzugang Hoehn war im Übrigen auch bester Shooter Münsters mit sechs Treffern. Er zockte auf der halblinken Position und tut der HSG gut: "Er ist ein Glücksgriff, der das Handballspiel versteht." Und dann gab auch Stephan Niemand sein Comeback nach mehrmonatiger Verletzungspause - ein gelungener Tag für die Adlerträger.

HSG Preußen/Borussia - Vorwärts Gronau     26:24 (15:12)
HSG: Wegeng, Sikorski - Hoehn (6), Lau, Niemand (je 5), Fette (4), Kakuschki, Brüggemann, Müller (je 2), Appel, Jonitz, Fliegel
Vorwärts: Klaas, Schreen - Ress (9), Walter (5/1), Woltering (4), Schmidt (2), Hofstedde, Lenting, Kabasi, Boeing (alle 1), Stienemann, Ibing