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Landesliga 2

Kann nicht nur einstecken, sondern auch austeilen: Rechtsaußen Thorben Feidieker-Loick (l.) ist einer derjenigen, die sich im neuen SCE-Gefüge bestens zurecht finden. Foto: Teipel

Bezirksliga Münsterland

Everswinkel: Wandel für Seele und Spiel


Von Andreas Teipel

(22.10.19) Die nun nachfolgende Geschichte über den SC Everswinkel entspringt einer persönlichen Überraschung, einem Staunen, in wie kurzer Zeit sich eine Mannschaft derart wandeln kann. Vor rund anderthalb Jahren als resignierter und bisweilen lustloser Corpus aus der Landesliga abgestiegen, präsentiert sich die Mannschaft plötzlich in einem völlig veränderten Zustand. Hier ist ein Team erwacht, dass Lust auf Handball hat, lernbegierig wirkt, modern taktiert, als homogene Einheit bestens durchblutet ist - und fast wie aus heiterem Himmel die Tabelle der Bezirksliga Münsterland anführt. 

Damals in der Landesliga, es war die Saison 2017/18, wurde die Mannschaft zunächst von Reinhard Zimmer trainiert. Der Klub setzte auf gestandene Spieler wie Marvin Sand, Stephan Dittrich, Benedikt Müller oder Dennis Heyroth. Das waren Namen der ersten Garde, die Führungsspieler. Sie trugen die Verantwortung. Dahinter kam der Rest. Keineswegs despektierlich gemeint, aber so war die Struktur der Mannschaft eben. Zimmer, der gerne auch mit offenen Deckungen spielen lässt, versucht auch hier eine Wandel. Der ging anfangs auch gut, doch wer zu viele Gegentreffer schluckt, verliert bisweilen den Mut und das Vertrauen. Nach wenigen Wochen verlor der SCE auch seinen Trainer. Zimmer wechselte nach nur wenigen Monaten im Amt während der Saison in die Jugendabteilung von ... ich weiß nicht mehr ... und Sand und Heyroth sprangen als Spielertrainer ein. Die Probleme in der Abwehr - inzwischen war sie wieder deutlich sechsnulliger - bekam das Team aber nicht mehr in den Griff. Und stieg ab.

Everswinkels Trainer Thomas Steinhoff ist es gelungen, die Flamme in seinem Team zu entfachen. So treibt er die Entwicklung der Mannschaft voran. Foto: Lehmann

Ein ziemlich krassser Umbruch

Was folgte war ein ziemlich krasser Umbruch. Oben genanntes Quartett verließ den Verein, wechselte nach Telgte (Sand, Müller), Kinderhaus (Heyroth) oder hörte ganz auf (Heyroth). "Nach dem Fortgang dieser Führungsriege waren schon alle gespannt, was da jetzt kommen sollte", erinnert sich Spieler und Jugendwart Raphael Wierbrügge, der schon weit vor dem Abstiegsjahr in Everswinkel dabei war. Plötzlich mussten Spieler in die Verantwortung, die zuvor noch 'Bankdrücker' waren. Typen wie Phil Kruse (damals erst ein Jahr Senior) oder Christopher Kleibolt waren es nicht gewohnt, die erste Geige zu spielen. Und plötzlich stand da ein neuer Trainer, der genau das von ihnen verlangte. Von jedem einzelnen im Kader.

Mehr noch: Thomas Steinhoff packte das Ganze völlig neu an. Er bläute den Spielern ein, dass nicht vorne sondern hinten die Arbeit zu verrichten sei. Auch wurde schnell klar, dass Trainingsfleiß bei ihm auch mit Spielminuten abgegolten wurde. Stammspieler für 60 Minuten? Gab's nicht mehr. Und mit einem Mal standen alle wieder im Konkurrenzkampf - und damit im Saft. "In der ersten Saison habe ich es in der Vorbereitung vielleicht noch übertrieben", musste Steinhoff aber auch erst den Charakter und Geist seiner Mannschaft kennenlernen. Die schwankenden Leistungen in der Vorsaison, die Everswinkel als Achter im sicheren Mittelfeld beendete, zeugten davon, dass dieser Prozess Zeit brauchte. 

Erste Früchte werden sichtbar

Die ersten Früchte aber sind in dieser neuen Saison schon deutlich sichtbar - auch zur Freude der vielen Fans. Im Spiel gegen Sparta zum Beispiel kam eine Fitness und Agilität zum Vorschein, die nur bedeuten konnte, dass Steinhoff sein Team längst am Wickel hat. Spielzüge mit solch vielen Positionswechseln und Flexibilität im Abschluss kann man als Mannschaft nicht per Tagesform abliefern. Das sind einstudierte Abläufe, die nur durch hohe Trainingsmotivation und Neugier erreichbar sind. "Die Mannschaft ist vor allem auch mega intakt", aht Wirbrügge solche Zeiten schon lange nicht mehr erlebt. Und auch Marvin Sand, der inzwischen wieder zurück zu seinem Heimatklub gewechselt ist, bestätigt: "Es gibt nicht mehr DIE tonangebenden Leute. Hier läuft inzwischen jeder für den anderen, ist breit, auch noch den nächsten Schritt zu tun, und vor allem: Jeder ist wichtig!"

Entwicklung noch längst nicht am Ende

Klingt nach mega Euphorie. Es hebt aber niemand ab in Everswinkel. "Statt 8:0-Punkten könnten wir jetzt auch mit 4:4 dastehen", so Wierbrügge. "Wir wissen, dass wir jeden schlagen können und der Sieg gegen Coesfeld hat uns auch viel Selbstvertrauen gegeben." Aber noch sei auch noch Glück mit dabei. Wierbrügge weiter: "Wir müssen nicht aufsteigen. Aber wir wollen am Ende oben stehen." Platz 1 bis 5 wäre schon toll. Und fertig ist Arbeit von Steinhoff auch noch lange nicht. Der will neben der offensiv-aggressiven 6:0-Deckung auch noch ein 3-2-1 oder 3-3 mit seiner Abwehr einstudieren. "Das braucht Zeit", so Steinhoff, dessen Erfolg bis hierhin auch jede Menge Überzeugungsarbeit erforderte. Doch der Geist und die Wissbegierde scheint bei den Spielern geweckt zu sein. So wie die meine in den Gesprächen ein wenig gestillt wurde. Freuen wir uns auf mehr.

Raphael Wierbrügge, gemeinsam mit Phil Kruse und Marvin Schänzer bildet er den Mannschaftsrat, hat die jüngsten Entwicklungen in Everswinkel hautnah miterlebt. Foto: Johann-Krone

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