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Bezirksliga Münsterland 2

Da kann man Simon Marchand (M.) keinen Vorwurf machen. Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre der HSG Gremmendorf-Angelmodde, dann muss man sich schon mal setzen. Foto: Johann-Krone

Ein schwindelerregendes Jahrzehnt


Von Jan Steinigeweg

(11.11.20) Das ging ordentlich drunter und drüber! Kaum eine Mannschaft im Heimspiel-Land hat so ein turbulentes Jahrzehnt hinter sich wie die HSG Gremmendorf-Angelmodde. Quasi aus dem Nichts gekommen, erfolgte der Durchmarsch aus der Kreisklasse bis hoch in die Landesliga, wo die HSG zwei Spielzeiten verweilte, ehe es dann wieder rapide bergab ging. Nämlich bis in die Kreisliga. Aus dieser stieg Gremmendorf-Angelmodde dann in der vergangenen Saison wieder in die Bezirksliga auf, wo bislang zwei Spiele bestritten wurden. Durch Auf- und Abstiege wechselte die HSG also in den vergangenen zehn Jahren insgesamt siebenmal die Spielklasse. Da konnte einem schon schwindelig werden!

Los ging der Aufschwung mit einer goldenen Generation von Spielern, die Mitte der 2000er-Jahre im vereinseigenen Jugendbereich nach und nach heranwuchs. Die Marchand-Brüder, Simon und Jonas im Rückraum sowie die Igelmann-Brüder, Jonas im Tor und Malte am Kreis oder auch Lennard Spanuth auf Rechtsaußen, der mittlerweile in der Regionalliga  für die HSG Siebengebirge aufläuft, deuteten schon früh mit ihren Leistungen in der Jugend an, dass dem Verein eine rosige Zukunft blühen könnte. Und auch der aktuelle Coach Lukas Kempken war schon bei der Gremmenmodder Achterbahnfahrt an Bord. Es wuchs eine junge, wilde Truppe heran, die dann im Herrenbereich stets von überaus erfahrenen Trainern gecoacht wurde. Erst von Willi Poppe, in den 1980er-Jahren Bundesligaspieler, und dann von Axel Binnenbruck und Michael van Husen als Spielertrainern.

Kometenhafter Aufstieg

Im fortgeschrittenen Alter schnürten sich Binnenbruck und van Husen also auch selbst noch die Handballschuhe. Das hatte durchaus Vorteile, wie der Diplom-Sportwissenschaftler Binnbruck weiß: "Michael hat mehr in der Deckung gespielt und ich im Angriff. So konnten wir das im Training gestaltete auch im Spiel mit umsetzten." Während ein Trainer, der nur auf der Bank sitzt, oftmals verzweifelt, weil sich einfach nicht an die Vorgaben gehalten wird, hatte das Gremmenmodder Gespann also die Möglichkeit, auch mal selbst den Ball oder auch die Gegenspieler in die Hand zu nehmen. Und die junge Truppe mit erfahrenen Trainern eilte in dieser Zeit von Erfolg zu Erfolg.

Schnell ließ man die 2. Kreisklasse in der Saison 2010/11, noch unter Poppe, hinter sich und stieg in die 1. Kreisklasse auf. Doch hier war noch lange nicht Halt, denn nur ein Jahr später lief die HSG in der Kreisliga auf. Dort landete sie auf Anhieb auf dem 2. Tabellenplatz und schrammte nur haarscharf am erneuten Aufstieg vorbei, doch das gelang dann ein Jahr später umso beeindruckender. Denn in der Saison 2013/14 landetet Gremmenmodde auf Platz eins ohne auch nur einen einzigen Punkt abzugeben. So hieß es am Ende 48:0 Punkte und 830:549 Tore nach 24 Spielen. Ein absolutes Ausrufezeichen sendete die HSG damit an die zukünftige Bezirksligakonkurrenz und klopfte im Vorfeld nicht nur vorsichtig an, sondern rannte schon fast die Tür ein.

Der Jubel der HSG-Akteure nach dem Gewinn des Kreispokals in der Saison 2015/16. Foto: Teipel

Der Durchmarsch und der Kreispokal

Und die Vorsaison sollte kein leeres Versprechen bleiben. Denn auch in der Bezirksliga gelang direkt der Durchmarsch in die Landesliga. Mit einem 26:18-Heimerfolg im entscheidenden letzten Saisonspiel setzte sich Gremmenmodde in voller Hütte klar und deutlich gegen die HSG Hohne/Lengerich durch. Anschließend kannte der Jubel keine Grenzen, denn er Aufstieg in die Landesliga war geglückt und die fast märchenhafte Entwicklung der HSG Gremmendorf-Angelmodde bereit für ein weiteres Kapitel. Doch für einen kleinen Verein ohne große finanzielle Mittel wird die Luft in der Höhe zunehmend dünner. Denn auch der Konkurrenz blieb diese Entwicklung natürlich nicht verborgen und weckte langsam Interessen. Und auch die beruflichen Werdegänge junger Spieler funken gerne mal dazwischen.

Im ersten Landesliga-Jahr war allerdings noch alles in Butter, die HSG hielt den Kader und die Klasse und feierte zudem den Sieg im Kreispokal gegen Westfalia Kinderhaus II. Der vorläufige Höhepunkt war erreicht, doch dann bröckelte die Mannschaft langsam aber stetig auseinander. Die Marchand-Brüder zog es studientechnisch in die Ferne. Auch Lennard Spanuth verabschiedete sich aus diesem Grund nach Köln. Malte Igelmann ging beruflich nach Dortmund, Nick Kukuk verschlug es zu den Friesen nach Telgte und Max Plattenberg zu den TV Emsdetten Youngsters. Binnenbruck wusste schon im Vorfeld dieser zweiten Landesligaspielzeit, dass da ein richtig dicker Brocken mit ausgedünntem Kader auf die HSG zukommen würde. "Wir haben sehr viele Spieler verloren, haben die Saison aber trotzdem mit erhobenem Haupt zu Ende gespielt", blickt Binnenbruck zurück.

Freier Fall nach Landesliga-Abstieg

Doch die neue Personalsituation sorgte dafür, dass die HSG in der Landesliga nicht mehr wirklich konkurrenzfähig war. Nur drei Spiele entschied die Mannschaft für sich und brach mit nur acht Punkten die Zelte in der Landesliga ab. Und nun ging es in den freien Fall. Rainer Nowack beerbte Binnenbruck und van Husen als Trainer, doch sein Start ging mächtig in die Hose. Nach acht Niederlagen zum Auftakt, war schon wieder Schluss für ihn. Und wer sprang wohl interimsmäßig ein? Ganz genau, Axel Binnenbruck, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich die zweite Mannschaft trainierte. Doch bis zum ersten Punktgewinn sollten weitere fünf Niederlagen folgen. So war eigentlich schon zur Halbserie der Saison klar, dass es noch eine Klasse weiter nach unten gehen würde.

Und so fand sich die HSG nur zwei Jahre nach der Sternstunde des Vereins mit dem Landesliga-Klassenerhalt und Pokalsieg in der Saison 2018/19 in der Kreisliga wieder. Frank Kersten, ehemals Jungendtrainer und Jugendwart, übernahm als interne Lösung das Ruder und brachte nach den turbulenten Vorjahren langsam wieder Ruhe und Konstanz ins Team. Als Lukas Kempken verletzungsbedingt als Spieler kürzer treten musste, gesellte er sich in der vergangenen Saison als Co-Trainer an Kerstens Seite. Jonas Marchand lief inzwischen wieder regelmäßig für die HSG auf und auch mit Torge Strieth am Kreis und Flo Mende im Kasten war noch Landesligaerfahrung an Bord. Und diese zahlte sich beim erneuten Aufstieg in die Bezirksliga aus. Und nun steht Kempken als Coach in der Hauptverantwortung.

Einen breiten Kader hat er zur Verfügung. Doch das Zusammenspiel hinkt aktuell noch ein wenig, denn es kam wieder etwas Bewegung ins Team, mit Milan Schröder und Malte Igelbrink Spieler zurück. Da müssen sich die Abläufe erst wieder finden. "Das war noch mehr so das Prinzip Brechstange und Einzelaktionen", analysiert Kempken die ersten beiden Saisonspiele. In seiner Wunschvorstellung sollen aus einer soliden Deckung einfache Tore über den Tempogegenstoß fallen. Die tun ja schließlich jedem Team gut. Und ordentlich zupacken sollen seine Jungs hinten auch. "Man hört immer, in Münster wird so lasch gespielt. Es wäre schön, wenn man das von uns nicht sagen kann", so Kempken. Natürlich nicht unfair, aber eine gewisse Härte darf's bei der HSG Gremmendorf-Angelmodde also schon haben. Und wie sieht die Zukunft aus? "Das wichtigste für mich ist, dass sich die Mannschaft wieder gefestigt hat", so Abteilungsleiter Rüdiger Nutt-Kofoth. "Und ich traue Lukas zu, die Mannschaft weiter zu entwickeln." Nichts solle auf Biegen und Brechen geschehen. Nach der jüngsten Historie bevorzugt der Abteilungsleiter ein "stabiles und langsames Wachstum". Aber an die Landesligazeit denkt er natürlich trotzdem gerne zurück. 

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