Die Wahrheit liegt in Brockhagen

Von Andreas Teipel

(07.09.18) Ist es Zufall oder Schicksal? Gleich am ersten Spieltag der neuen Landesliga-Saison pressen die zwei Topfavoriten bei der Begrüßung grimmig die Nasen aneinander und schnauben sich gegenseitig an. Der TuS Brockhagen empfängt des TSV Ladbergen. Der Hyper-Favorit empfängt den vielleicht ärgsten Konkurrenten. Und mich zwingt der Spielplan dadurch zu einer einstündigen Autofahrt in die Wildnis in das 3000-Selen-Dorf Brockhagen mit diesem unglaublich handballbegeisterten Verein und seinen acht Senioren-Mannschaften. Zugegeben, vielmehr folge ich als Berichterstatter einem inneren Zwang. Denn das Spiel will ich nicht verpassen. Anwurf ist Samstag um 19.15 Uhr. 

Aber ist Brockhagen wirklich die erwartete Übermannschaft, wie sie Meister Isselhorst in der Vorsaison war? "Wir haben schon ein paar wirklich starke Neuzugäng - unter anderem mit Christian Kalms aus der Oberliga", meint der 1. Vorsitzende des TuS, Ralph Schmidt, im Gespräch mit Heimspiel-online, "aber da spielen immer auch Kleinigkeiten eine Rolle." Von Hochmut oder gar Überheblichkeit ist in diesem Gespräch nichts zu spüren, aber verstecken tut sich Schmidt auch nicht: "Es wäre fatal, wenn wir die Favoritenrolle nicht annehmen würden. Nur aus Namen macht man aber auch keine Mannschaft." So ist es die Aufgabe von Trainer Michael Kopahs kein Selbstläufer. Und genau das gilt auch für den TSV Ladbergen, der seinen Kader und die Trainerposition mit Holger Kaiser, namhaft verstärkt hat (wir berichteten).

TV Verl - TV Friesen Telgte (Samstag, 19.00 Uhr)
Zum Kreis der Topmannschaften muss sich auch der TV Friesen Telgte zählen lassen. Als Vorjahresvierter, hegte die Mannschaft von Trainer Christian Meermann lange Zeit sogar die Hoffnung, über Platz zwei den Aufstieg in die Verbandsliga zu realisieren. Verstärkt nun mit Schönheiten der Landesliga, die mit ihren Klubs Sendenhorst oder Everswinkel die Klasse nicht hielten, kann sich Telgte ebenfalls am ersten Spieltag einer Bewährungsprobe stellen. Denn Gastgeber TV Verl ist gerade aus der Verbandsliga abgestiegen. Am Samstag ab 19 Uhr, werden erste Fragen beantwortet werden.

Vorwärts Gronau - Westfalia Kinderhaus (Sonntag, 17.00 Uhr)
Aus der anderen Richtung fand Vorwärts Gronau seinen Weg in die Landesliga. Als Meister der Bezirksliga Münsterland darf sich das Team von Trainer Adam Fischer gleich Westfalia Kinderhaus widmen - ebenfalls mächtig verstärkt und Teil des Zirkels der Geheimfavoriten. Doch Fischer misst dem Gegner keine übergeordnete Bedeutung bei: "Ab jetzt ist jedes Spiel schwierig für uns. Und das wollen wir auch so annehmen." So darf sich die Konkurrenz auf eine Mannschaft einstellen, die keine Experimente in der Deckung wagen wird und sich zunächst dem gehobenen körperlichen und schnellen Spiel der neuen Klasse anpassen will. "Als graue Maus sehen wir uns aber nicht", so Fischer.

SW Havixbeck - TG Hörste (Sonntag, 18.00 Uhr)
Turbulent ging es zu in den Baumbergen: Alter Trainer geht, neuer Trainer kommt, neuer Trainer geht nach zwei Wochen aber schon wieder, und noch ein Trainer kommt. Der heißt Tom Langhoff, kam vom Absteiger Ibbenbürener SV und ist nun voll drin in der neuen Aufgabe. Die Wirrungen in der Vorbereitungen machten ihm den Job aber nicht gerade leicht. "Wir haben als neues Team zwar grundsätzlich gut zusammengefunden", so Lanhoff, "einen ordentlichen Testspielplan aufzustellen, war aber ganz schön schwierig." Bis unmöglich. Und so beginnt die Feinarbeit, was Abstimmung und Automatismen angeht in den ersten Wochen der neuen Saison bevor. Nicht gerade glücklich. "Die Spielidee ist aber da, es bedarf nur noch der praktischen Umsetzung", schraubt Fischer notgedrungen also die Erwartungen der Fans für das Heimspiel gegen die TG Hörste zunächst noch herunter.

1. HC Ibbenbüren - SpVgg Steinhagen II (Samstag, 19.30 Uhr)
In Ibbenbüren ist zum Saisonstart Holland in Not. Oder: In der jetzt ehemaligen Bergbauregion herrscht Land unter. Schräg wie diese Bilder ist auch der momentane Zustand des HCI-Kaders vor dem Heimspiel gegen Steinhagen. "Mit sechs verletzten Spielern im Kader kriegen wir gerade mal eine Not-Acht aufgestellt", runzelt Trainer Wolfgang Brügge die Stirn. Die Vorbereitung lief bei Hallenproblemen ebenfalls suboptimal, sodass "wir vor allem um den Klassenverbleib spielen werden in diesem Jahr", so Brügge. Steinhagen, das in der vergangenen Saison dem Loch nach unten mit Ach und Krach entkommen war, wäre da natürlich einer der Kandidaten, gegen die der HC punkten müsste. Doch im jetzigen Zustand ...

SC Münster 08
Ja, und was ist mit dem SC Münster 08? Das fragt man sich natürlich immer. Vor jedem Spiel und auch vor jeder Saison. Vom Wesen her ist sich das Team von Trainer Björn Hartwig treu geblieben. Spieler wie Oscar Pettersen oder Thorben Schepers haben Münster studienbedingt verlassen. Andere stießen zum Team - auch studienbedingt. "Das sind junge Spieler zwischen 18 und 20 Jahren, die durchaus sehr gut ausgebildet wurden", so Hartwig. Doch die Arbeit beginnt für ihn dadurch neu, da er sein System neu vermitteln und Erfahrung ersetzen muss. Und so bleiben die Nullachter eine der vielleicht am schwierigsten auszurechnenden Mannschaften, die ihren Status als Studententruppe gewahrt hat. Freuen wir uns drauf.