Neuenkirchen gewinnt Fehlwurf-Festival

Von Nils Uhlig

(13.03.22) Puh, hatten aber beide Teams ihr Visier nicht richtig eingestellt. Beim 20:21 (10:13)-Auswärtssieg der SG Neuenkirchen-Varensell bei der HSG EGB Bielefeld scheiterten beide Teams reihenweise mit ihren Versuchen. So entwickelte sich ein Spiel, dass den Stempel Landesliga zu keiner Zeit verdient hatte. Die späte EGB-Führung kontert Neuenkirchen kurz vor Schluss. Der letzte Angriff findet ebenfalls nicht den Weg ins Tor.

"Sowas habe ich selten gesehen. Wir haben allein in der Anfangsviertelstunde acht oder neun hundertprozentige Chancen liegen gelassen", sagte ein ungläubiger EGB-Co-Trainer Albert Kreismann. Nach drei Minuten führte EGB noch mit 2:1 durch Marc Rössler. Die folgende 2:3-Führung der Gäste durch Pascal Ellefredt konterte EGBs Paul Haje noch, dann ging im Angriff bei den Hausherren gar nichts mehr. Immer wieder warfen sie völlig frei neben das Tor, an Pfosten oder Latte, oder trafen SG-Hüter Michael Grauthoff, der gar nicht so schnell aus der kurzen Ecke fliehen konnte, wie die EGB-Schützen frei vergaben. Die Folge war eine Neuenkirchener 3:5-Führung nach über 13 Minuten. Auch die folgenden zwei aufeinanderfolgenden Siebenmeter vergaben die Gastgeber kläglich und so erhöhte Ellefredt nach 15 Minuten auf 3:6 für die Gütersloher Gäste.

Zuschauer bekommen Schonkost verabreicht

Beim Stand von 4:8 für Neuenkirchen nahm Bielefeld schließlich nach 20 Minuten eine Auszeit. "Wir haben einfach flehentlich gebeten, lang zu werfen", musste Kreismann eigentlich auch nicht mehr sagen. Näher heran kam die HSG zunächst trotzdem nicht, weil auch die Bewegung im Angriff, wie auch in der Deckung quasi nicht vorhanden war. So erzielte Linkshänder Maxi Schröder nach 23 Minuten die 7:11-Führung für seine SG. In der Folge traf wenigstens Rechtsaußen Marc Rössler zwei Mal in Folge und verkürzte per Siebenmeter zum 9:11.

Doch auch danach leisteten sich die Bielefelder einfachste Abspielfehler und lud Neuenkirchen quasi zu Toren ein. Die ließen sich nicht lange bitten und Ellefredt stellte mit seinem 9:13 wieder den alten Vier-Tore-Vorsprung her. Besser wurde es für die Hausherren nach der Pause dann auch nicht wirklich. Denn in der Anfangsviertelstunde spiegelte sich der Beginn der ersten Halbzeit mit dem feinen Unterschied, dass das spielerische Niveau weiter rapide nachließ. 

Neuenkirchen dreht einen Zwei-Tore-Rückstand

Immerhin konnten die Hausherren zum 14:14 nach 42 Minuten ausgleichen. Bis zum 16:16 nach 48 Minuten durch Ole Pellmann ging es Tor um Tor, oder besser Fehlwurf um Fehlwurf, ehe Moritz Basten die Bielefelder mit 18:16 in Führung brachte. Doch statt mit Selbstvertrauen die letzten zehn Minuten zu Ende zu spielen, schien es, als wolle kein EGB-Spieler mehr Verantwortung übernehmen. Neuenkirchen zog wieder zum umjubelten 21:20 vorbei und EGB nahm für die letzten 15 Sekunden eine Auszeit. Das Team versuchte einen Kempa-Trick, doch Jonas Doerfel kam nicht an den Ball, da er leicht behindert wurde. Der Pfiff blieb aus und die SG feierte den kämpferisch verdienten Auswärtssieg.

"20 Gegentore sind gut, aber beide Teams hatten natürlich auch etliche Fehlwürfe. Den 7. Feldspieler haben wir immer besser in den Griff bekommen. Am Ende machen wir es alle nochmal spannend", freute sich SG-Spielertrainer Marcel Schönhoff über die wichtigen Punkte. "Schade, dass wir uns mit so einer Nicht-Leistung das sehr gute Spiel in Warendorf kaputt machen. Aber das zieht sich durch die Saison. Wir sind einfach viel zu oft nicht voll bei der Sache und schenken so immer wieder unnötig Punkte her. Jetzt wird es ganz eng unten drin", bedauerte Kreismann, dass seine Mannschaft zu keiner Zeit voll fokussiert zu sein schien. Am Mittwoch beim Nachholspiel wird es für EGB im Bielefelder Derby gegen Spitzenreiter Altenhagen-Heepen II sicher nicht einfacher.

Tore für EGB Bielefeld: Marc Rössler (6/3), Moritz Basten (4), Marco Fillies (3), Paul Haje (3/1), Kai Muesmann (2), Ole Pellmann (1), David Hoecker (1).

Tore für Neuenkirchen: Marcel Schönhoff (5), Pascal Ellefredt (4), Maximilian Schröder (4), Manuel Mikuszies (3), Fabian Braun (3), Dennis Führbach (1), Philip Kampschnieder (1).