Zwei Halbzeiten wie Tag und Nacht

Von Nils Uhlig

(27.03.22) Wer zur Pause die Sporthalle in Everswinkel verlassen hat, der hatte Einiges falsch gemacht. Der SC Everswinkel hatte zwar im ersten Durchgang große Probleme gegen die starke Abwehr der Gäste aus Bielefeld zum Torerfolg zu kommen. Nach der Pause wandelte sich das Blatt aber und EGB Bielefeld rettete die 22:23 (8:15)-Führung grade noch so über die Ziellinie. Besonders ein Everswinkler riss den zweiten Durchgang an sich und traf nach der Pause zehn Mal.

"Wir haben in den ersten 18 Minuten nur drei Tore gemacht. Da gehen zuhause natürlich erstmal die Köpfe runter", war DjK-Coach Thomas Steinhoff alles andere als zufrieden mit der Anfangsphase des Spiels, lobte aber auch die Deckung der Gäste. Tim Homann gelang erst nach ganzen sieben Minuten der erste Treffer für die Hausherren. Allerdings brauchten auch die Gäste ihre Zeit, um im Angriff zum Zug zu kommen. So stand es zu diesem Zeitpunkt nur 1:2. Nach zwölf Minuten setzte sich EGB aber langsam ab und Kai Muesmann tankte sich zur 2:6-Führung der Bielefelder durch.

Im direkten Gegenzug gelang Jan-Henrik Helmig der 3:6-Anschluss, doch in der Folge gelang Everswinkel im Angriff noch weniger, auch, weil das Team von Thomas Steinhoff regelmäßig in Unterzahl angreifen musste. "Everswinkels Deckung hat sich wenig unterstützt und so konnten wir im Zweikampf viele Zeitstrafen und Siebenmeter ziehen", verriet EGB-Co-Trainer Albert Kreismann. Die fälligen Strafwürfe verwandelte Linksaußen David Hoecker sicher und so führte EGB nach 19 Minuten mit 4:9. 

Bis fünf Minuten vor Schluss mit fünf Toren geführt

Steinhoff nahm jetzt seine Auszeit und brachte Christopher Kleibolt und Marvin Sand für den Rückraum. Das zahlte sich auch direkt aus und die beiden brachten Everswinkel mit drei Toren auf 7:11 heran. EGB aber hielt sich weiter an den Matchplan und war entweder über Kreisläufer Marco Fillies oder per Siebenmeter erfolgreich. Die 8:15-Halbzeitführung der Gäste war dementsprechend nicht einmal unverdient. "Wir wollten Loick-Feidieker aus dem Spiel nehmen, das ist uns im ersten Durchgang super gelungen. Nach der Pause fehlte dann oft ein Schritt und er hat das überragend gelöst", staunte Kreismann nicht schlecht über den Protagonisten des zweiten Durchgangs.

Denn der Rückraumspieler, der vor der Pause ohne Treffer blieb, drehte jetzt richtig auf. Immer wieder tankte er sich mit flinken Schritten durch oder feuerte den Ball fast ansatzlos in den Torwinkel. Dennoch hielt EGB zunächst einen Fünf-Tore-Vorsprung, da sie im Angriff mit dem 7.Feldspieler Lösungen fanden. "Wir haben aber viel zu viel verworfen und man merkte, dass uns langsam die Luft ausgeht", erkannte Kreismann, dass viele Spieler noch mit den Nachwirkungen ihrer Corona-Infektion zu kämpfen hatten. Dennoch hielt der Vorsprung bis zum 18:23 fünf Minuten vor Schluss. 

Loick-Feidiekers Gala kommt zu spät

Dann aber produzierte EGB einen leichten Ballverlust und Loick-Feidieker traf ins leere Tor. Nach einem weiteren EGB-Fehlwurf nahm Steinhoff seine zweite Auszeit. "Wir haben schon andere Spiele gedreht und gehen raus und versuchen alles", gab der DjK-Coach seinen Spielern mit. Loick-Feidieker ließ sich nicht zweimal bitten, tankte sich durch, traf und zog eine Zeitstrafe. In Überzahl öffnete Everswinkel die Deckung und setzte die sichtlich platten Gäste gut unter Druck und eroberte weiter Bälle. Eine Minute vor Schluss erzielte Marvin Schänzer dann sogar noch den 22:23-Anschlusstreffer. Doch die letzte Minute spielte EGB clever bis zum Schlusspfiff herunter, in dem die Mannschaft bei angezeigten Zeitspiel immer wieder gute Zweikämpfe führte und Freiwürfe herausholte.

Erst zwei Sekunden vor Ende kam Everswinkel noch einmal in Ballbesitz. Das reichte nicht mehr um aufs Tor zu werfen. "Das Spiel hätte keine zehn Sekunden länger dauern dürfen. Wir waren stehend k.o. Wenn wir unsere freien Würfe verwerten wird es gar nicht mehr eng. Aber wir haben bis zum Ende gut gekämpft und uns diese zwei extrem wichtigen Punkte insgesamt verdient", freute sich Kreismann, dass sein Team den Abstand zur Abstiegszone wieder vergrößern konnte.

Steinhoff seinerseits war vor allem von der Moral seiner Jungs beeindruckt: "Die zweite Halbzeit haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Wir haben alles riskiert und sind offensiver geworden. Bielefeld war platt. Geht das Spiel fünf Minuten länger, gewinnen wir vielleicht sogar noch. Es ist schade, ich kann meinen Jungs nichts vorwerfen. Im Hinspiel hatten wir das Quäntchen Glück und haben knapp gewonnen, dieses Mal war es genau andersrum."

Tore für Everswinkel: Thorben Loick-Feidieker (10/2), Christopher Kleibolt (3), Jan-Henrik Helmig (2), Phil Kruse (2), Malte Sieling (2), Tim Homann (1), Marvin Schänzer (1), Marvin Sand (1).

Tore für EGB Bielefeld: Marco Fillies (7), David Hoecker (7/7), Kai Muesmann (4), Marvin Muer (3), Alexander Brauer (1), Felix Halbgebauer (1).