Aus 20 Metern zum Sieg

Von Nils Uhlig

(16.11.21) Was für ein Herzschlagfinale in einem völlig zerfahrenen Spiel! Am Ende behält der angeschlagene Phil Kruse die Übersicht und wirft ins verwaiste EGB-Tor. So gewann der SC Everswinkel denkbar knapp gegen die HSG EGB Bielefeld mit 21:22 (11:10) und springt nach schwachem Saisonstart ins Mittelfeld. Dort befinden sich nun auch die Gastgeber, die ihre Ordnung in der Defensive zu oft verloren.

"Wir waren vom Kopf überhaupt nicht im Spiel", sagte EGBs Co-Trainer Albert Kreismann. Vor dem Spiel wurden alle Abgänge des Vereins der letzten zwei Jahre verabschiedet, neun an der Zahl. Dadurch war vor der Partie ein bisschen Leerlauf. Das wollte Kreismann aber nicht als Ausrede gelten lassen. So stand es nach dreieinhalb Minuten 0:2 durch Everswinkels Shooter Jan-Henrik Helmig. EGB lief diesem Rückstand bis zur 15. Minute hinterher, dann konnte Spielmacher Paul Haje zum 5:5 ausgleichen. Bis zur Pause setzte sich in der Folge kein Team mehr ab und Bielefelds Felix Kulschewski erzielte den 11:10-Halbzeitstand. "Die Mannschaften waren auf einem Level. Auch wenn beide sicher besser spielen können", analysierte Everswinkels Thomas Steinhoff.

Unverständliche Fehler und Hektik

Nach 38 Minuten erzielte Dennis Mosebach den erneuten 14:14-Ausgleich. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt zwar nicht hochklassig, doch durch den engen Spielverlauf und eine aufkommende Hektik geprägt. Nach 41 Minuten setzte sich EGB dann durch Felix Halbgebauer auf 16:14 ab. Auch den kommenden Angriff fing die nun gute Bielefelder Abwehr ab, doch der flinke Leonard Haselbach scheiterte im Gegenstoß an der Latte. "Warum wir dann hinten rausrennen und Bälle abfangen wollen, ist mir ein Rätsel", musste Kreismann mitansehen, wie Everswinkel die Freiräume geschickt nutzte und Siebenmeter zog, die der starke achtfache Torschütze Christopher Kleibolt eiskalt nutzte, um den erneuten Ausgleich herzustellen.

"Dürfen den Torwart nicht rausnehmen"

Wieder ging es Tor um Tor und die Aktionen wurden auf beiden Seiten undurchsichtiger. Zwei Minuten vor Ende erzielte Daniel Komor den 21:21-Ausgleich. Zudem bekam der Bielefelder Rückraumspieler Felix Halbgebauer eine Zweiminutenstrafe. Mit dem zusätzlichen sechsten Feldspieler gelang EGB kein Tor. Doch auch Everswinkel schaffte es 30 Sekunden vor dem Ende nicht den Ball im Bielefelder Kasten unterzubringen. "In dem Moment, wo wir den Torwart wieder rausnehmen wollen, verlieren wir den Ball. Wenn wir das Risiko nicht gehen, geht das Spiel vermutlich unentschieden aus", sagte Kreismann. Phil Kruse ließ sich jedenfalls nicht zweimal bitten. Ungefähr von der Mittellinie warf er den Ball aufs Tor und der zurückeilende EGB-Torwart kam zu spät. "Letztendlich war der Sieg glücklich, aber nicht unverdient. Gerecht wäre vielleicht auch ein Unentschieden gewesen", sagte Eversinkel-Coach Steinhoff.

Tore für EGB: Marco Fillies (5), Felix Halbgebauer (4), Kai Muesmann (4/3), Jonas Doerfel (2), Paul Haje (2), Moritz Basten (1), Marvin Muer (1), David Hoecker (1), Felix Kulschewski (1).

Tore für Everswinkel: Christopher Kleibolt (8/3), Jan-Henrik Helmig (4), Thorben Loick-Feidieker (3), Daniel Komor (2), Dennis Mosebach (2), Phil Kruse (1), Tim Homann (1), Raphael Wierbrügge (1).