Auch Reiners Zukunft ist geklärt

Von Jan Steinigeweg

(17.03.21) Eine komische Situation ist es natürlich schon. Denn Micky Reiners übernahm den TSV Ladbergen im vergangenen Oktober von Holger Kaiser, saß allerdings letztlich bei keinem Pflichtspiel auf der Bank. Und nur bei zwei Trainingseinheiten sah er sich den Jungs in der Halle gegenüber, die restlichen Einheiten liefen digital über Zoom-Meetings. "Die Jungs hatten Bock und haben am Kabel gezogen", beschreibt Reiners seine Eindrücke. Gerne hätte er die Spieler auch bei einem Spiel betreut, um zu sehen, was sie da abgeliefert hätten. Aber die Corona-Pause machte da einen Strich durch die Rechnung.

Dass die Anstellung in Ladbergen maximal für die aktuelle Saison geplant war, stand eigentlich schon bei seinem Antritt fest, da er die letzten Jahre überwiegend als Coach in der Oberliga und auch der Dritten Liga verbracht hatte. Ein Freundschaftsdienst führte ihn an die alte Wirkungsstätte. Die Ladberger nutzten also die Zeit zur Trainersuche und stellten nun Björn Hartwig als Nachfolger von Reiners vor. Und auch Reiners war bereits mit anderen Vereinen in Kontakt und klärte seine persönliche Zukunft. Und diese wird er vorerst nicht mehr als Trainer angehen, sondern in einer anderen Funktion. Beim ASV Hamm-Westfalen wird der 49-Jährige künftig als Jugendscout agieren und als Ansprechpartner für Trainer und Spieler ab der B-Jugend bis zu hoch den Seniorenteams. Den Trainern wird er vor allem beim Mentoring und Monitoring beratend zur Seite stehen.

Gute Strukturen und neue Aufgaben

"Ich trete die Aufgabe sehr gerne und mit voller Überzeugung an", freut sich Reiners auf das neue Aufgabenfeld. Der Kontakt zu Manager Frank Scharschmidt sei seit der gemeinsamen Zeit bei der HSE Hamm nie abgerissen. Auch mit einem weiteren Verein war Reiners über einen ähnlichen Posten in Gesprächen, doch durch die guten Strukturen, die er in Hamm durch die geografische Lage, die Anbindung und auch die Hochschule direkt vor Ort sieht, entschied er sich für den ASV. Alles Punkte, die für junge Handballer von Interesse sein können. "Wir haben gute Gespräche geführt und schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen", verrät Reiners.

Generell sei es das Ziel, die Durchlässigkeit aus den Jugendmannschaft des ASV in die Seniorenmannschaften zu erhöhen. Spieler aus der eigenen Jugend sollen nach Möglichkeit wieder den Sprung in die 2. Mannschaft in der Dritten Liga oder auch die 1. Mannschaft in der 2. Bundesliga schaffen. Dafür soll Reiners den Kontakt zu Spielern und Trainer innerhalb des Vereins suchen, aber auch im regionalen Umfeld die Augen nach Talenten offen halten, die zum ASV stoßen könnten. "Als Trainer hast du nicht die Zeit, dir selbst andere Spieler anzugucken. Und Probetrainings bringen Unruhe rein", weiß der langjährige Coach. 

"Ein Jahr ist nichts"

Auch Spieler, die die Drittliga-Reserve verstärken und unter Umständen den Sprung ins Zweitliga-Team schaffen könnten, wird Reiners im Blick haben. Schwerpunktmäßig gehe es aber darum, die Jugendmannschaften des ASV zu stärken und langfristig konstant in der Jugendbundesliga zu etablieren. So soll im Idealfall der Nachwuchs für die Seniorenteams irgendwann selbst generiert werden. "Das wird jetzt nicht mit einem Fingerschnipsen passieren. Ein Jahr in so einer Funktion ist nichts", erklärt Reiners. Die Anstellung ist also längerfristig angelegt, um dieses Projekt zu verwirklichen.

Ob man ihn zukünftig auch nochmal auf der Trainerbank sehen wird, möchte Reiners zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen. "Dafür habe ich es viel zu gerne gemacht", sagt er. Aber jetzt wird er sich erstmal voll der neuen Aufgabe beim ASV Hamm-Westfalen widmen. Und bei seiner vorerst letzten Trainerstation, dem TSV Ladbergen, wird er auch noch zwei Kisten Bier vorbeibringen, wenn das mal wieder geht. Denn dank der turbulenten Zeit stehen sowohl die Einstands- als auch die Ausstandskiste noch aus. Und dann kann er sich ja auch trotzdem noch mal vom Leistungsvermögen der Jungs überzeugen, auch wenn er dabei auf der Tribüne und nicht auf der Bank sitzen wird.