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Trainer Daniel Kubes (M.) will beim TV Emsdetten eine langfristige Weiterentwicklung anstoßen. Auch deshalb setzt er konsequent auf junge Talente wie Sven Wesseling (l.) und Yannick Terhaer (r.).

Kubes: "Ich werde nicht oft laut"


Von Christian Lehmann

(20.05.17) Trainer Daniel Kubes ist beim Handball-Zweitligisten TV Emsdetten mit einem Mammut-Vertrag bis ins Jahr 2021 ausgestattet. Zeitgleich bekleidet der 39-jährige Tscheche gemeinsam mit seinem Landsmann Jan Filip auch das Traineramt der tschechischen Nationalmannschaft. Wir sprachen mit Kubes, der mit dem THW Kiel im Jahr 2012 als Rückraumakteur das Triple aus Deutscher Meisterschaft, DHB-Pokal und Champions League gewann, über dessen Erfahrungen, Ziele und das laufende Spielgeschehen.


Herr Kubes, nach vier Siegen aus den letzten drei Spielen steht ihre Mannschaft kurz vor dem Klassenerhalt. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Daniel Kubes: Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich darüber gar nicht nachdenke. Wir haben jetzt in Leutershausen gute Chancen, es zu schaffen. Aber wir orientieren uns an der langfristigen Entwicklung und wollen uns auf uns selbst konzentrieren. Das hat in den letzten Wochen bereits sehr gut geklappt.

Langfristige Entwicklung ist ein gutes Stichwort: Mit Sven Wesseling und Yannick Terhaer stehen zwei 19-Jährige aus Steinfurt im Kader des TVE. Sehen wir die beiden irgendwann mal in der 1. Bundesliga?
Kubes: Die Jungs kommen aus der Region und stehen für unsere gute Jugendarbeit. Es ist sehr positiv und wichtig für den Verein, dass die beiden bei uns dabei sind. So gelingt es uns auch, eine noch engere Verbindung zwischen den Fans und der Mannschaft herzustellen. Mir macht es sehr viel Spaß, die Entwicklungen der beiden zu verfolgen. Aber genauso frustrierend ist es manchmal, wenn es bei ihnen nicht läuft. Wir stecken sehr viel Energie für die nächsten Schritte unserer jungen Spieler. Ob die Entwicklung dann auch so kommt und sie Stammspieler bei einem Zwei- oder gar Erstligisten werden, das hängt dann vor allem vom Willen der Jungs ab, an jedem Tag alles zu geben.

Sie waren als aktiver Spieler für eine regelmäßig hohe Anzahl an Zeitstrafen bekannt. Sind Sie als Trainer auch so hart zu Ihren Jungs?
Kubes: Ja, das stimmt. Ich habe schon sehr hart gespielt. Ob ich als Trainer genauso hart bin, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich werde auf jeden Fall nicht besonders oft lauf. Trotzdem braucht man als Trainer eine gewisse Konsequenz in dem, was man tut. Ohne Grenzen fühlen sich Spieler unsicher. Ich habe in meiner Zeit beim THW Kiel vieles gelernt. Disziplin ist auch neben dem Platz sehr wichtig, damit es dann auf dem Platz funktioniert.

In der letzten Woche waren Sie als tschechischer Nationaltrainer unter anderem in der Ukraine unterwegs. Wie funktionier der Spagat zwischen Tschechien und dem TV Emsdetten?
Kubes: Ich bin bei der Nationalmannschaft ja zum Glück nicht alleine. Mein Co-Trainer Jan Filip ist kein Vereinstrainer und nimmt mir, genau wir unser Torwarttrainer, viel Arbeit ab. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass ich mit neuen Ideen und Inspirationen zurückkomme. Wenn ich hier in Deutschland bin, dann mache ich zu 90 Prozent etwas für den Verein und zu 10 Prozent etwas für die Nationalmannschaft. Andersherum ist es dann genau umgekehrt. Das funktioniert bislang sehr gut, denke ich.

Der tschechische Handball hat zuletzt nur selten um Titel mitgespielt. Wo dran liegt das?
Kubes: Tschechien hat eine große Handballtradition, ist als Tschechoslowakei 1967 Weltmeister geworden und hat 1972 in München Olympia-Silber geholt. Jetzt ist es unser Ziel, dass wir uns regelmäßig für großen Turniere qualifizieren. Leider gibt es zu wenige Handballer in Tschechien, der Verband ist zu klein. Außerdem ist der Sprung von der tschechischen Liga in die Bundesliga oder Champions League einfach zu groß. Das muss sich wieder ändern.

Was kann man von Ihren beiden Teams in Zukunft erwarten?
Kubes: Ein Titel ist mit Tschechien zur Zeit nicht möglich. Aber wir wollen bei der EM 2018 dabei sein und haben gute Chancen. Mit Emsdetten müssen wir langfristig planen und setzen dafür vermehrt auf junge deutsche Spieler. Ich will, dass wir uns stabilisieren und jedes Jahr etwas besser werden. Wir sind in der Lage, sehr gute Spiele zu machen. Um weiter oben mitzuspielen, brauchen wir auch Glück, gerade was Verletzungen angeht.

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Das ist Daniel Kubes:
Daniel Kubes wurde am 7. Februar 1978 in Prag geboren und schnürte ab 1996 zunächst für Dunkla Prag seine Handballschuhe. Nachdem er zwischen 2001 und 2004 in der schwedischen Liga aktiv war – und dort mit Drott Halmstad 2002 den Meistertitel gewann – wechselte der Zwei-Meter- Mann 2004 zum TuS NLübbecke in die Handball- Bundesliga. Ab 2006 war er für die HSG Nordhorn, den TBV Lemgo, den THW Kiel und MT Melsungen am Ball. Insgesamt stehen zwei EHFPokalsiege (2008, 2010), zwei DHB-Pokalsiege (2011, 2012), eine deutsche Meisterschaft (2012) und ein Champions-League- Sieg (2012) in Kubes Vita. Mit der tschechischen Junioren-Nationalmannschaft wurde er 1997 Vize-Europameister. Für die A-Nationalmannschaft seines Heimatlandes lief er 140 Mal auf und erzielte dabei 210 Treffer. 2014 beendete er seine aktive Karriere.



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