Interview mit HVW-Präsident Barnhusen

Von Andreas Teipel

(12.03.20) Während unsere Redaktion noch Einzelfälle prüfte erschien plötzlich eine Mitteilung des Handballverbands Westfalen auf deren Homepage. Inhalt: Der Spielbetrieb der Senioren-Handballer und -Handballerinnen wird bis zum 19. April 2020 ausgesetzt; der Jugendspielbetrieb mit sofortiger Wirkung beendet. Das stand zunächst im Widerspruch zu der heute früh veröffentlichen Mitteilung des Handballkreises Münsterland. Also haben wir bei Präsident Wilhelm Barnhusen angerufen, um zu klären, ob das nun den gesamten Ligabetrieb betrifft oder vielleicht doch nur Auswahlmannschaften und Lehrgänge.

Herr Barnhusen, heute morgen hat der Kreis Münsterland noch ganz andere Signale zur Fortsetzung des Spielbetriebs gesendet. Jetzt kommt diese Meldung auf der Homepage des Verbandes, die etwas anderes erzählt. Klären Sie uns bitte auf.

Barnhusen: Also, der gesamte Spielbetrieb in Westfalen und in ganz Deutschland - auch die Bundesliga der Männer und der Frauen - wurde ausgesetzt. Die Jugend-Bundesliga hat abgesagt. Also, die ganze Bundesebene. Und wir haben uns in Westfalen daran angeschlossen. Im Senioren-Bereich ist der Spielbetrieb bis zum 19. April auch erstmal nur ausgesetzt, also bis zum Ende der Osterferien. Ich denke, bis dahin wird sich auch wieder einiges beruhigt haben.

Für die Junioren hat das aber jetzt schon ganz andere Auswirkungen. Die Saison ist ja jetzt vorbei. Das betrifft ja auch Auf- und Abstiege, oder?

Barnhusen: Das stimmt natürlich. Damit werden sich jetzt die Jugendausschüsse befassen. 

Auch wenn solche Schritt natürlich auch der Sportlerseele weh tun, so gibt es doch sicher auch Wichtigers im Leben als Auf- oder Abstiege.

Barnhusen: Das ist schon wahr. Ich bin allerdings auch schon von einem Vater bedroht worden, ob ich denn wohl verantwortlich sein will, wenn es Tote gibt. Dann ist das aber auch schon heftig.

Einige Menschen haben sich aber auch nach einer klaren Ansage von oben gesehnt. Bislang wurde die Entscheidung darüber, ob Spiele ausgetragen werden, bis in die unterste lokale Ebene abgegeben. Gab es da auch ein Bestreben für Klarheit zu sorgen?

Barnhusen: Ja, ganz sicher. Die Initiative ging von Hans Artschwager aus, dem Sprecher der Verbände. Die drei Sprecher, die wir haben, haben es über den DHB in die Runde geschickt. Einzelne Verbände hatten ja ihre Spiele schon abgesagt. Das fanden wir ein bisschen schwierig und haben uns danach gerichtet, was von der Politik kommt. Und wenn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt, Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern sollen abgesagt werden ... in unserem Verband haben wir natürlich kaum Spiele mit 1000 Zuschauern. Deshalb haben wir immer gesagt, wir warten und entscheiden von Tag zu Tag. Und heute haben wir entschieden.

Gibt es die Option für die Senioren, die Saison nach hinter heraus zu verlängern. Ich Münster wurden dafür eigens schon Relegationstermine verlegt.

Barnhusen: Werden wir höchstwahrscheinlich machen müssen. Oder Wochenspiele. Ich weiß es noch nicht. Andreas Thiemann, unser Spieltechniker, ist im Augenblick auch tagsüber beruflich eingespannt. Er konnte da auch noch keine Stellung zu nehmen. Wie das dann laufen wird, weiß ich von daher noch nicht.

Ich stelle mir eine solche Situation auch für Sie als Verbandfunktionär oder auch für die vielen Vereinsvorstände sehr schwer vor. Das sind Entscheidungen, mit denen wird man nicht alle Tage konfrontiert. Dazu steht auch nichts in Lehrbüchern. Das ist sicher auch eine ganz schöne Belastung, oder?

Barnhusen: Das ist richtig. Es ist unangenehm, aber ich denke in der aktuellen Lage auch das Richtig.