Die Zuschauer sind fest eingeplant

Von Jan Steinigeweg

(16.09.20) Lange herrschte Ungewissheit. Doch kurz vor dem Start der Fußball-Bundesliga am kommenden Wochenende wurde nun die Corona-Schutzverordnung im Hinblick auf die Zuschauerregelung bei Sportveranstaltungen angepasst. Und das betrifft nicht nur den Fußball oder den Profibereich, sondern alle Teamsportarten und auch den Amateur- und Breitensport. Geht also auch der Handballsport im Heimspiel-Land unter Einhaltung der nötigen Hygiene- und Abstandsregeln mit Zuschauern in die Saison 2020/21? Dazu haben wir mit dem spieltechnischen Leiter des Handballverbands Westfalen, Andreas Tiemann, gesprochen.

Die aktualisierte Regelung besagt, dass wieder mehr als 300 Zuschauer live vor Ort dabei sein können. Bis zu 1.000 Anhänger sind generell erlaubt und sollte die Hallenkapazität deutlich größer sein, dann dürfen 20 % der maximalen Kapazität genutzt werden. Letzteres ist natürlich eher uninteressant, wenn wir den Blick auf die hiesigen Handball-Ligen richten, da solche Kapazitäten schlicht nicht vorhanden sind. Aber auch in den kleineren  Hallen wird es Publikum geben. "Das war von Anfang an so geplant. Die Vereine haben ja extra dafür Hygienekonzepte entwickelt. Das ist alles im Fluss", so Tiemann. Und auch in einem weiteren, vorher noch strittigem Punkt herrscht jetzt Klarheit.

Nur die Spieler zählen zu den 30 Aktiven

Bei der Bestimmung der 30 Personen, die in der Halle Kontaktsport betreiben dürfen, gab es im Vorfeld noch Probleme. Wie genau setzt sich diese Zahl zusammen? Gehören die Schiedsrichter dazu? Gehören die Trainer dazu? "Jetzt ist klar, dass zu den 30 aktiven Personen ausschließlich die Spieler gehören", hält Tiemann fest. Und da die Kader im Handballverband Westfalen auf eine Größe von 14 Spielern beschränkt sind, steht nun also auch fest, dass es mit der Zahl von 28 Aktiven (zwei Mannschaften) in der Halle kein Kopfzerbrechen mehr geben muss.

Im Testspielbetrieb läuft nun seit anderthalb Monaten alles reibungslos. Und viel wichtiger für Tiemann ist, dass auch die Qualifikationsrunden der Jugendmannschaften fluppen. "Testspiele sind das eine. Aber in der Jugendqualifikation ist schon Echtspielbetrieb. Da konnten viele Vereine schon testen und üben, wie es denn nachher laufen wird", erklärt der spieltechnische Leiter. Die Vereine haben in der Jugendqualifikation schon Erkenntnisse gesammelt und auch im Anschluss daran immer weiter an ihren Hygienekonzepten gefeilt. "Alle machen das beste aus der aktuellen Situation. Natürlich würden wir viel lieber frei durch die Gegend laufen, aber das können wir zur Zeit halt nicht", sagt Tiemann.

Turniere unter diesen Umständen nicht sinnvoll

Im Fußball wurden mittlerweile die ersten Hallenturniere für den Winter bereits abgesagt. Könnte das auch den Handballsport betreffen? Im Ligabetrieb wohl eher nicht, aber Turniere sieht auch Tiemann kritisch: "Der Schwerpunkt der Aussage ist "Turnier". Und da haben wir noch immer keine vernünftige Regelung." Und schon sind wir wieder beim Thema Jugendqualifikation. Denn auch diese wird normalerweise in Turnierform ausgetragen, jedoch in der aktuellen Serie in Einzelspielen. "Es gibt keine gesicherte Erkenntnis, ob Turniere überhaupt stattfinden dürfen. Wenn ich die Coronaverordnung richtig verstehe, wäre es möglich, aber bestimmt nicht gewollt", analysiert Tiemann.

Das wäre dann wohl ein klarer Fall von Paragraphenreiterei. Für sinnvoll hält der spieltechnische Leiter die Austragung von Turnieren in nächster Zeit auf jeden Fall nicht. Und er hat auch direkt ein Beispiel parat und bezieht sich dabei wieder auf den Jugendhandball: "Wenn wir sechs Mannschaften in der Halle haben, dann spielen da ganz schnell mal 60 Kids an einem Tag gegeneinander. Und dann hast du Pech und da ist ein Infizierter dabei. Dann hast du 60 Leute in Quarantäne." Und das kann definitiv nicht im Sinne des Erfinders sein.