Nach 60 Minuten Vollgas selbst ausgebremst

Von Jan Steinigeweg

(26.02.21) Das war ein absolutes Spektakel! 60 Minuten Vollgas-Handball zeigte der TV Emsdetten im Auswärtsspiel beim TV Großwallstadt. Und die Hausherren hatten sich das gleiche Motto auf die Fahnen geschrieben. Beide Teams lauerten permanent mit offenem Visier auf Fehler des Kontrahenten, um den Ball schnell vor das gegnerische Tor zu bekommen. Und die Fehler wurden gemacht, sodass Ballverluste und schwächere Abschlüsse postwendend dem eigenen Keeper um die Ohren flogen. Kurz vor Schluss machten die Dettener zwei einfache Fehler zu viel und brachten sich bei der 38:39 (18:19)-Niederlage gegen Großwallstadt um den eigentlich schon fast verdienten Lohn. "Ich denke, wir haben sehr unglücklich verloren und hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt", so Peter Portengen.

Die Derby-Niederlage aus der Vorwoche schienen die Jungs von Peter Portengen gut verdaut zu haben. Von Beginn an drückten die Dettener den Fuß aufs Gas, stachen vereinzelt und geschickt aus der 6:0-Deckung heraus und setzten den TVG so unter Druck. Alleine Dirk Holzner sorgte so schon in der Anfangsphase für zwei schnelle Ballgewinne der Gäste, die ohne die Verletzten Sven Weßeling, Maximilian Nowatzki und Thomas Urban auskommen mussten. Doch gerade der schmerzlich vermisste Weßeling wurde sehr gut von Robin Jansen vertreten, der besonders kurz vor der Pause mit seinen Treffern dafür sorgte, dass der TVG sich nicht absetzte. Und Absetzen ist ein gutes Stichwort, denn während der gesamten Partie sollte kein Team mehr als zwei Tore in Führung liegen.

Jansen als tragischer Held

Zur Pause führte der TV Emsdetten beim 19:18 mit einem Treffer. Die Netze glühten schon jetzt in der Untermainhalle und sie sollten sich auch im zweiten Durchgang nicht abkühlen. Für die Dettener waren es meist die Außenspieler Holzner und Yannick Terhaer, die die Bälle im Tempospiel versenkten oder auch weiterhin Jansen aus dem Rückraum. Und auch die Hausherren hatten einen Jansen in Topform. Nämlich Linkshänder Tom Jansen, der insgesamt zehnmal für den TVG aus dem rechten Rückraum netzte. In der 45. Minute beim Stand von 29:29 dann ein kurzer Schockmoment für die Gäste. Johannes Wasielewski knickte bei eine Abwehraktion um und musste von Betreuern gestützt vom Platz. Also ein weiterer Ausfall im Rückraum. "Er war sehr gut im Spiel, das war sehr schade", sagte Portengen.

Doch auch davon ließ sich die Portengen-Sieben nicht aus dem Konzept bringen. Zumindest vorerst. Marcel Schliedermann markierte drei Minuten vor dem Ende das 37:35 aus Sicht der Gäste, die durch eine Zeitstrafe gegen Terhaer in Unterzahl spielten. Um vorne weiterhin in Gleichzahl zu spielen, nahmen die Dettener den Keeper raus. Und nun wurde der bisher starke Jansen zum tragischen Helden. Denn zwei Angriffe in Folge verlor er den Ball und lud Großwallstadt dazu ein, innerhalb von dreißig Sekunden zwei Bälle in den leeren TVE-Kasten zu werfen. So gingen die Hausherren kurz vor Schluss doch noch in Führung und brachten diese auch über die Zeit, da der letzte Abschluss von Sören Kress an den Pfosten klatschte. 

Tore für den TVG: Jansen (10), Corak (6), Savvas (6), Eisenträger (5), Spatz (3/3), Matijasevic (3), Bandlow (3), Spieß (2), Messerschmidt (1),

Tore für den TVE: Holzner (11/3), Jansen (7), Terhaer (6), Wasielewski (5), Stüber (3), Kornecki (3), Damm (1), Kress (1), Schliedermann (1)