Manchmal lohnt ein zweiter Blick

(21.01.20) David Hoecker kommt aus einem "goldenen Jugendjahrgang" der HSG EGB Bielefeld. Aus seinen damaligen Mitspielern sind gestandene Drittliga-Spieler wie Luca Werner oder Kevin Becker, oder auch Top-Spielmacher wie Leon Ludwigs oder Yannick Sonntag geworden. Für den 29-Jährigen reichte es jedoch erstmal "nur" für die zweite Herren von EGB Bielefeld. Dort spielte er jahrelang, ohne großes Aufsehen zu erregen. Zur Saison 19/20 versuchte er schließlich den Sprung in die Erste, die als Vorjahres-Elfter der Bezirksliga den Aufstieg in die Landesliga in Angriff nehmen wollte. Am Ende wurde aus dem ewigen Spieler der zweiten Herren schließlich einer der Aufstiegshelden der HSG. Nicht nur, dass "Hoecker" in der Rückrunde die meisten Tore warf, er arbeitete sich auch zum Siebenmeter-Schützen nach oben und verwandelte im entscheidenden Spiel gegen den Konkurrenten TG Herford mit dem Schlusspfiff den Siebenmeter zum 20:18-Sieg und zum damit gewonnenen direkten Vergleich. 

"Ich bin wohl inzwischen ein ganz passabler Linksaußen und hier und da überragender Rückraumschütze", witzelt der nach eigenen Angaben beste Musikwart der Truppe. Seinem Trainer laufen allerdings regelmäßig die Schweißperlen die Stirn hinunter, wenn sich der Linksaußen einen Wurf aus dem Rückraum nimmt. 

Zwei Mannschaftsfahrten sind dem Spätstarter in Erinnerung geblieben. 2015 flog er mit nur zwei weiteren Mitstreitern auf die Feier-Insel Mallorca. Obwohl nur zu dritt, ließ es sich die Gruppe nicht nehmen, sich Team-T-Shirts bedrucken zu lassen. Die Frage nach der restlichen Mannschaft wurde schon das eine oder andere Mal gestellt, berichtet David Hoecker. "In Holland kam es mal dazu, dass die Vermieterin aus unerklärlichen Gründen unserer Boom-Box den Stecker zog. Dumm nur, dass sie über den Akku weiterlief. So legte die Vermieterin die Box auf die Seite", erinnert er sich lachend.

Auf die Frage, ob er auch nach der aktiven Laufbahn dem Handballsport, beispielsweise als Trainer, erhalten bleibt, reagiert er fast mit Unverständnis. "Es geht grade erst los, da denke ich doch noch nicht ans Ende", sagt der bald 30-Jährige. Und irgendwie kauft man ihm das ab.

Spielerpass von David Hoecker

Name: David Hoecker

Geboren am: 30.03.1991

Spitzname: Hoecker

Verein: HSG EBG Bielefeld

Beruf: SAP ABAP

Frühere Vereine: nur die Vorgänger der HSG EGB

Höchste Spielklasse: Landesliga

Größter Erfolg: Aufstieg in die Landesliga 19/20

Position: Linksaußen

Lieblingspartner beim Einwerfen: Felix Halbgebauer

Angstgegner im Training: Ole Pellmann, der hat Knochen aus Stahl und spitze Ellenbogen

Lieblingsverein: Arminia Bielefeld

Lieblingsessen: Thunfischpizza

Ich würde gerne eine Nacht durchmachen mit: Alexander Stirken (Mitbegründer von Trichtr.de)

Damit vertreibe ich mir im Moment die Zeit: seit März mit Arbeit im Homeoffice, Laufen und ab und zu Fitness, Serien und Filme, Aktienhandel

Das sagt Trainer Nils Uhlig über ihn: Nach den ersten Trainingseinheiten konnte ich mir nicht vorstellen ihn in den Kader aufzunehmen. Kein Ballgefühl, wenig Spielverständnis, eindimensionales Wurfbild. Doch er hat mich eines Besseren belehrt, hart gearbeitet und versucht, alle Tipps direkt umzusetzen. In der Rückrunde war er schließlich unser bester Abschlussspieler mit einer Quote über 80 Prozent, der beste Torschütze und Aufstiegsheld mit dem verwandelten entscheidenden Siebenmeter in Herford. Viel wichtiger aber, er ist menschlich herausragend und extrem wichtig für die den Zusammenhalt des Teams - auch wenn seine Musikauswahl in der Kabine grenzwertig ist. Manchmal lohnt sich eben ein zweiter Blick.