"Nicht guten Gewissens verantwortbar"

Von Malte Greshake

(29.11.21) "In der aktuellen Lage ist es für uns einfach unverantwortlich geworden", erklärt Conrad Klöcker, Trainer der ersten Mannschaft des Kreisligisten Adler Münster. Gemeinsam mit den anderen Seniorenabteilungen und dem Vorstand hat sich der Verein deswegen entschieden, aufgrund der pandemischen Lage vorerst nicht mehr am Spielbetrieb teilzunehmen. Vorerst ist das noch ein Einzelfall. Aber was sind die Folgen, wenn sich eine Mannschaft für einen solchen Schritt entscheidet?

"Für uns hat es einfach keinen Sinn mehr gemacht", berichtet Klöcker. "Alles wird kontrolliert, wir halten das Hygienekonzept ein, desinfizieren alles und dann kommt am Freitag so eine Nachricht, dass sich einer von uns positiv getestet hat und nun einen PCR-Test machen muss." Auch wenn dieser Test letztendlich zunächst negativ ausfiel, blieb trotzdem bei seiner Mannschaft dieses ungute Gefühl zurück. "Dann kommt der nächste und sagt, mein PCR-Test ist positiv, obwohl ich geimpft bin. Und ich sag mal so, wir haben nicht nur Studenten bei uns, sondern auch wie ich eben unsere Familie zuhause."

Aus diesem Grund fällte der Verein nach der gemeinsamen Besprechung eben das Urteil, dass der Kontaktsport gerade nicht zur aktuellen Situation passen würde. "Wir sind nicht draußen, wir sind nicht an der frischen Luft und das ist aus meiner Sicht nicht mehr zu rechtfertigen", so Klöcker. Weil die Saison sowieso relativ kurz sei und die Saison im Februar schon beendet sein wird, kam es eben zur Entscheidung der Ersten. Mit 10:2 Punkten und dem zweiten Tabellenplatz stehen die Adler in der Liga ja sowieso gerade alles andere als schlecht da. Aber: "Ich kann's auch als Verantwortlicher für die Mannschaft nicht mehr guten Gewissens verantworten."

Unbürokratisches Handeln des Handballkreises

Aber was sind nun die Folgen für den derzeitigen Spielbetrieb? Werden die Spiele, die durch Adlers Rückzug betroffen sind, verlegt? Oder etwa für den Gegner gewertet? Die Durchführungsbestimmungen des Handballkreises geben ja eigentlich vor, was für eine Spielabsetzung aufgrund der Coronapandemie von Nöten ist.

"Ein Antrag auf Absetzung eines festgesetzten Spieltermins ist zulässig, wenn das für einen der beteiligten Vereine zuständige Gesundheitsamt (oder eine andere Behörde) für mindestens 2 (Jugendmannschaften) bzw. 4 (Seniorenmannschaften) der eingesetzten Spieler Quarantäne angeordnet hat oder Mannschaftssport für mindestens eine der Mannschaften oder am Spielort staatlicherseits untersagt ist", heißt es da.

"Es steht darin, das ist richtig", stellt Daniel Hooge, 1. Vorsitzender des Handballkreis Münsterland, klar. "Aber die Zügel haben wir ja schon extrem locker. Wir hatten jetzt am Wochenende auch noch eine Spielverlegung wegen eines positiven Selbsttests und da wurde das Spiel auch unbürokratisch ausgesetzt. Natürlich gelten die Durchführungsbestimmungen, aber wenn die beiden Vereine, die von einem solchen Test kurzfristig betroffen sind, verlegen wollen, dann sind wir die letzten in der Situation, die sagen, das geht nicht."

Im Fall von Adler Münster sei die Lage auch ganz eindeutig geregelt. "Die ausgefallenen Spiele wurden jetzt erst einmal auf einen Sammelspieltag geparkt, dass habe ich auch mit den Verantwortlichen des Vereins so besprochen", so Hooge. "Und dann wird man im Januar geschaut, ob die irgendwo dazwischen gepackt werden." Konsequenzen hat Adler Münster aufgrund der Entscheidung sich fürs Erste aus dem Spielbetrieb zurückzuziehen, also nicht zu befürchten. Was also ein Signal für andere Verein sein könnte, die momentan ebenfalls die aktuelle Lage evaluieren.