Verbandsliga 2
Ein Kandidat für ganz oben
Von Nils Uhlig
(11.11.20) Bereits vor der vergangenen Saison sahen viele Experten den TuS Brockhagen weit vorne. Doch nach einer relativ unkonstanten Serie mit einigen unerwartet hohen Niederlagen stellt sich die Frage, was das handballverrückte Dorf in diesem Jahr besser machen muss und warum der TuS ein Kandidat für ganz oben sein könnte. Auch wenn erst ein Spiel gespielt wurde, lassen sich doch schon erste Schlüsse ableiten. Was die Konstanz angeht müssen wir aber natürlich erst den Saisonverlauf abwarten. Trotzdem können wir vom Team aus der Kellerstraße in diesem Jahr einiges erwarten.
In der abgebrochenen vergangenen Serie war es häufig so, dass Brockhagen Spiele immer dann besonders deutlich verlor, wenn beide Torhüter keinen guten Tag erwischt hatten. Natürlich spielt bei der Leistung von Torhütern auch immer die Abwehrleistung eine tragende Rolle und welche Würfe zugelassen werden, doch ab und zu gibt es auch Tage, da ist die Abwehr gar nicht so relevant, weil ein Keeper sein Tor einfach vernagelt. Dieses Szenario kam beim TuS allerdings nicht allzu oft vor und so streckte Trainer Timo Schäfer auch in diesem Jahr seine Fühler nach seinem Wunschkandidaten Patrick Schmidt vom TV Verl aus. Da Verl einen Dreikampf im Tor hatte und Coach Thomas Fröbel "Schmiddis" Kollegen Stroth und Greitens bevorzugte, wechselte Schmidt zum ersten Mal in seiner Karriere den Verein. Für Brockhagen ein absoluter Glücksgriff, wie sich schon am ersten Spieltag herausstellte. Denn als es beim TV Isselhorst in der Schlussphase eng wurde, war "Schmiddi" da, hielt unter anderem zwei 7m. Vor allem seine unkonventionelle Art und sein extrem weites herauslaufen bei freien Würfen macht besonders vielen Außenspielern das Leben schwer, da man sich auf solche Bewegungen nicht so einfach einstellen kann, wenn sie aus dem Training nicht gewohnt sind.
Neuer Keeper und neue Flexibilität
Brockhagens Spiel ist in der vergangenen Saison zudem sehr rückraumlastig gewesen. Selten wurden die Außen oder der Kreisläufer freigespielt. Und das, obwohl man mit Raudies und Sonntag kreative Köpfe in der Mannschaft hat. Ein Grund hierfür: Wenn Außen oder Kreisspieler den Ball bekamen, war die Abschlussquote häufig nicht hoch genug. So konnte sich die gegnerische Abwehr zu sehr auf den Rückraum fokussieren. Die eigene Jugend schafft hier allerdings Abhilfe. Schon während der letzten Saison tauchte Linksaußen Paul-Moritz Hundeloh des Öfteren in der Torschützenliste auf und zur neuen Saison hat Coach Schäfer eine weitere treffsichere Waffe im Arsenal.
Kreisläufer Cedric Schröder, im letzten Jahr noch zumeist in der eigenen zweiten Mannschaft in der Bezirksliga unterwegs, zeigte am ersten Spieltag mit sechs blitzsauberen Toren bereits, was er auf dem Kasten hat. In der Jugend hatte Schröder häufig mit Verletzungen zu kämpfen, weswegen er immer etwas unter dem Radar flog. Doch Schäfer, selbst früher Kreisläufer, sah das Potential und zog Schröder hoch ins Verbandsliga-Team. Der bewegliche und durchsetzungsstarke Schröder besticht vor allem durch gutes Stellungsspiel und eine hohe Abschlussquote. Somit muss sich die Abwehr nun häufig entscheiden wie weit sie auf die Rückraumspieler um Yannick Sonntag und Felix Kröger heraustritt, ohne gleichzeitig Kreisläufer Schröder aus den Augen zu verlieren.
Raudies mit neuer Rolle
Eine weitere Neuerung im Brockhagener Spiel ist die Rolle von Fabian Raudies. Trainer Schäfer hatte in der Vergangenheit ausgemacht, dass sich Raudies zu sehr in Zweikämpfen aufrieb und das über 60 Minuten. Da fehlte in engen Spielen am Ende oft die Kraft und auch die richtigen Entscheidungen. Raudies' neue Rolle scheint erfolgreich zu sein. Gegen den TV Isselhorst spielte der sonst oft zehnfach erfolgreiche Spielmacher eher unauffällig. Erst am Ende des Spiels sorgte er mit seinen vier Treffern in Folge nach dem Isselhorster Anschluss zum 22:21 für Tore. Die daraus resultierende 26:22-Führung war gleichzeitig die Entscheidung.
Fazit: Wenn der TuS Brockhagen es schafft die eigenen Stärken konstant über eine ganze Saison abzurufen, dann ist die Mannschaft aus dem handballverrückten Dorf durchaus ein Kandidat für ganz oben. Und da kein eindeutiger Favorit in der Verbandsliga auszumachen ist, eventuell sogar für den Oberliga-Aufstieg. Allerdings muss die Mannschaft von Coach Schäfer es schaffen, in jedem Spiel von Beginn an hellwach zu sein, jeden Gegner ernst zu nehmen und sich auf seine Stärken konzentrieren. Dann ist in diesem Jahr an der Kellerstraße einiges möglich.