Osterwicker Nächte sind lang

Von Fabian Renger

(07.06.22) Mario Worms hatte eine lange Nacht. Oder eine kurze. Wie man's nimmt. Der Spielertrainer von Westfalia Osterwick übernachtete in der Nacht von Montag auf Dienstag bei seinem Trainerkollegen Tobias Paschert. Beide wirkten mittags um halb 12 noch nicht ganz so fit. Bis halb acht in der Früh hatten die Osterwicker nämlich durchgehalten und "im Dorf noch ein paar Lokalitäten" abgeklappert, wie es Worms berichtete. Nicht, weil die Osterwicker ein Alkoholproblem haben und sich nun auch montags volllaufen lassen. Nein, nein. Die Westfalia hatte sich am Pfingstmontag mit 3:2 (1:1) im Derby gegen Turo Darfeld durchgesetzt. Dadurch ist Osterwick künftig Bezirksligist - und das Ganze vor geschätzt 1.500 Zuschauern. Da kann man schonmal um die Häuser ziehen.

"Böller, Bengalos, Randale - alles, was dazu gehört", erzählte Worms, immer noch geflasht von dem, was sich tags zuvor zugetragen hatte. Diesen Pfingstmontag des Jahres 2022 wird man in Osterwick wohl erstmal nicht wieder vergessen. Paschert rief beim Telefonat mit Worms übrigens im Hintergrund rein, im nächsten Jahr folge der nächste Aufstieg. Meinte er jetzt nicht so ernst. Aber nun gut. Schau'n wir mal.

Im Spiel war auf jeden Fall 'ne Menge los. Zwei Elfmeter, einer davon war auch noch umstritten. Es gab zwei Platzverweise für die Gastgeber. Also alles drin.

Genickbruch für Darfeld

"Wir waren schon aufgeregt", räumte Turos Spielertrainer Kevin Botella ein. "Wir haben nicht die Leistung abgerufen, die wir abrufen können." Der Genickbruch war eine Elfmeter-Situation nach 54 Minuten. 1:1 stand es da noch. Turos Torwart Jan-Simon Wilmer eilte zur Kugel, hatte sie auch, aber auch Worms lief auf ihn zu und er fiel über Wilmer drüber. Elfmeter? In Botellas Augen war's eher keiner. Worms konnte es nachher nicht so wirklich einordnen. Es gab ihn aber. Worms verwandelte den Strafstoß persönlich zum 2:1. Kurz darauf setzte sich Luka Platte auf der rechten Seite durch und bediente Noah Eggemann im Zentrum - 3:1 (59.). Damit war die Sache wohl durch.

Dabei war Darfeld gerade ganz gut drin. Worms hatte Osterwick mit 1:0 in Führung gebracht (13.), Julius Fliß verwandelte einen Foulelfmeter zum 1:1 (36.). Ab dem Zeitpunkt und bis zum ominösen 2:1 sei seine Elf die bessere Mannschaft gewesen, befand Botella. "Es war nicht so, dass wir zwölf Chancen hatten, aber wir waren klar am Drücker." Dann kam der doppelte Nackenschlag - und das Genick war gebrochen.

Fliß  verkürzte später aus spitzem Winkel noch auf 3:2 (83.), doch zu mehr reichte es auch nicht. Da half es nicht, dass die Osterwicker Florian Richters (85.) und Timon Schüer (90+2.) später noch mit Gelb-Rot bedacht wurden. Richters hatte wohl den Mund zu weit aufgemacht, Schüer ließ sich zu viel Zeit. Referee Henrik Jasper griff knallhart durch. "Man hat den Jungs schon in der Kabine angemerkt, dass es ein besonderes Spiel ist", meinte Worms. "Aber nicht im Spiel selbst." Irgendwann sei man dann im Tunnel gewesen.

Botella: "Ein geiles Finale"

"Wir haben noch gekämpft bis zum Ende", konnte und wollte Botella derweil seinen Mannen nichts vorwerfen. Die Atmosphäre hatte auch ihn gekickt. "Es war ein geiles Finale und richtig geiles Derby für beide Mannschaften. Wir hatten trotzdem einen geilen Abschluss. Osterwick hat es verdient, es sei ihnen gegönnt. Ich hoffe, dass die gut gefeiert haben." Da musste er sich keine Sorgen machen. Paschert und Worms standen am Dienstag kurz vorm Gang zum Frühschoppen. In einem Monat geht's dann auf Meister-Fahrt nach Cala Ratjada. Die Nächte von Mario Worms und Co werden definitiv nicht entspannter, das Alkoholproblem mutmaßlich auch nicht kleiner...

Westfalia Osterwick - Turo Darfeld 3:2 (1:1)
1:0 Worms (13.), 1:1 Fliß (36./FE)
2:1 Worms (54./FE), 3:1 N. Eggemann (59.)
3:2 Fliß (83.)
Bes. Vorkommnisse: Gelb-Rote Karten für Osterwicks Florian Richters (85.) und Timon Schüer (90+2.)