Kreisliga A
Sauberer Cut zwischen Albersloh und Gielen
von Christian Lehmann
(03.12.15) Man kennt das: "...sucht eine neue Herausforderung", "...will mehr Zeit für die Familie haben", "...ist beruflich zu stark eingeschränkt" und und und. In Sachen Rhetorik und Scheinheiligkeit haben Vereinsmeldungen über Trainerbeurlaubungen oft Parallelen. Fehlt eigentlich nur noch die gern genommene Wendung "in beiderseitigem Einvernehmen". Bei der nun vollzogenen Trennung zwischen GW Albersloh und Trainer Oliver Gielen verzichteten die handelnden Personen auf das übliche Gewäsch. Stattdessen vollziehen Verein und Coach einen sauberen Cut, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren. Nach nur einem halben Jahr legt der Übungsleiter sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder.
In einer Pressemitteilung des Vereins heißt es: "Nach einem längeren Gespräch zu Wochenbeginn zwischen dem Trainer [...] und den Verantwortlichen der Fußballabteilung um Willi Kofoet und Heinz-Josef Horstmann haben sich beide Seiten [...] darauf geeinigt, die Zusammenarbeit ab sofort zu beenden. Der vor Saisonbeginn neu in den Fußballkreis Münster gestartete Trainer aus Oelde hat im Laufe des ersten Halbjahres festgestellt, dass sich der gewünschte "Draht" zum Team leider nicht so entwickelt, wie er sich das vorgestellt hat. Dazu kommt für ihn, dass der Aufwand für die teilweise weiten Fahrten von Oelde nach Albersloh doch mehr Zeit in Anspruch genommen hat als geplant. Von Seiten des Vereins war man natürlich auch nicht ganz zufrieden mit der sportlichen Entwicklung der Mannschaft, für die ein Trainer ja auch immer ein Stück weit Verantwortung trägt, so dass sich beide Parteien auf eine sofortige Trennung geeinigt haben, um dem Team vor den letzten beiden Meisterschaftsspielen nochmal einen neuen Impuls zu geben."
Gielen zeigt Verständnis
Wie nach dem Abgang von Ex-Trainer Michael Wester in der Vorsaison wird nun wieder Marcel Kirchhoff interimsmäßig das Traineramt ausfüllen, bis ein neuer Coach, den GWA ab sofort sucht, gefunden ist.
Im Gespräch mit heimspiel-online zeigte Gielen nicht nur Verständnis, sondern betonte auch ausdrücklich, dass er die Entscheidung des Abteilungsvorstands mitgetragen hat: "Aus Vereinssicht ist das wirklich die beste Lösung, jetzt einen Akzent zu setzen. Angesichts der zuletzt negativen Ergebnisse wurde es immer schwerer, einen vernünftigen Draht zur Mannschaft zu kriegen. Das ist eine ganz tolle Truppe, wir sind aber nicht so richtig zusammen gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben."
Last fällt ab
Nach der feststehenden Trennung sei, so Gielen, eine große Last abgefallen. "Ich hatte schon schlaflose Nächte. Mir geht das nicht am A... vorbei, ich hätte es gerne durchgezogen. So ist es aber das Beste. Vielleicht bin ich sogar am Sonntag dabei, um die Mannschaft anzufeuern."
Nach 14 Spielen rangiert GWA in der zweiten Kreisliga A-Saison nach dem Aufstieg auf Tabellenplatz 14, punktgleich mit dem TSV Handorf, der einen möglichen Abstiegs- bzw. Relegationsplatz belegt. Die Defensive hat Gielen stabilisiert, 25 Gegentore sind ein Okay-Wert. Vorn jedoch ziepte und zwickte es: Nach den Abgängen von Leistungsträgern wie etwa Shpetim Hajdini (Warendorfer SU) und Mitch Pickup (VfL Wolbeck) geht dem Team vorne die Kaltschnäuzigkeit ab. "Wir hatten immer knappe Ergebnisse, die Durchschlagskraft nach vorn hat uns aber gefehlt", umreißt Gielen die Hauptprobleme.