"Machtspiel" auf Augenhöhe

Von Mario Witthake

(20.07.17) Sie scheinen zu ahnen, dass die Frage kommt. Denn die Antworten kommen ohne großes Nachdenken. Wer denn den Hut auf hat, wenn es um die Aufstellung geht, wollen wir von Peter Lakenbrink und Henrik Mester wissen. „Derjenige, der die besseren Argumente hat“, sagt Lakenbrink. „Wer den Hut auf hat? Das klingt nach Machtspiel“, ergänzt Mester. „Wir sehen uns voll auf Augenhöhe.“

Lakenbrink (25) und Mester (31) sind beim Aufsteiger als Trainerduo gefragt. Die beiden verbindet darüber hinaus noch mehr. Zum Beispiel das ekelige Wort ‚Kreuzbandriss‘. Deren zwei hat der frühere Torhüter Mester erlitten, der in der Oberliga immerhin „Teil der Mannschaft“ der SpVgg Oerkenschwick war.

Abstand vom großen Traum

Noch dichter am Profitraum war Peter Lakenbrink, der drei Jahre lang für die Junioren Borussia Dortmunds spielte. Viermal war sein Knie allerdings kaputt. Beide haben Abstand genommen von der Idee, mit dem Fußball Geld zu verdienen. Sie stehen voll im Leben. Mester, der Jugend des SV Herbern entwachsen und „über die Umwege Davensberg und Ascheberg in Greven gelandet, ist sogar froh, das Kapitel früh beendet zu haben.

„Der Körper hat‘s einfach nicht mitgemacht. Jetzt bin ich froh, meinen Job zu haben.“ Einen Job, der ihm alles abverlangt, hat auch Maurice Seikowski. Der hat die Blau-Weißen in der vergangenen Saison mit 26 Toren zum Aufstieg geschossen. Der BSV Roxel vermeldete ihn bereits als Neuzugang. Doch Seikowski hat die Herausforderung Westfalenliga doch nicht angenommen. „Zeitlich hätte es bei ihm nicht geklappt“, erklärt Lakenbrink, um mit einem Schmunzeln hinterherzuschieben, „dass Maurice sich in der Rückrunde vielleicht noch wohler gefühlt hat bei uns“.

Wohlfühlfaktor ist wichtig

Der Wohlfühlfaktor spielt eine große Rolle beim Team, das nach fünf Jahren B-Liga wieder da ist, wo es eigentlich hingehört. Das Potenzial ist groß: Chris Helmig ist schon vor einem Jahr zurückgekehrt von Westfalia Kinderhaus. Auch Dominic Tomasso hätten sie lieber gestern als heute wieder in der Ems. „Wir haben alles versucht, aber er bleibt in Kinderhaus“, so Lakenbrink. „Mal gucken, ob wir ihn nächstes Jahr bekommen.“

Auch ohne Tomasso sollten die Grevener stark genug sein, um die Klasse zu halten. Das sehen Mester und Lakenbrink genauso. Er sei zwar kein Freund davon, Saisonziele öffentlich zu machen, aber einen Platz im Mittelfeld der Tabelle solle es schon sein, so Lakenbrink. Mester muss sich als gebürtiger Mann Lüdinghauser erstmal mit den Gegnern in der A1 beschäftigen. „Die andere Staffel hätte ich besser einschätzen können“, sagt er. Dafür hat er, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, einen kleinen Vorteil gegenüber Lakenbrink: „Als Autoverkäufer muss ich gut argumentieren können.“