Hände hoch, das ist ein Überfall!

Von Andreas Teipel

(29.03.18) Wir erinnern uns noch alle, wie es sich anfühlt, in einer Bank irgendwo in Arizona zu stehen. Plötzlich dringen maskierte Männer mit Colts in der Hand in den Raum ein und rauben einen aus bis aufs letzte Hemd aus. So geschehen an diesem Montag beim SV Mauritz. Borussia Münster hatte den richtigen Moment abgewartet und dann zugeschlagen. Beim 0:6 (0:2) verlor der abstiegsbedrohte SVM nicht nur die drei Punkte, sondern auch ein Stück Illusion, in naher Zukunft um mehr spielen zu können, als den nackten Klassenverbleib. 

So jetzt aber weg mit der üblen Western-Metapher und rein ins Spiel. Dass hier zwei ungleiche Gegner aufeinandertreffen würde, das war vor der Partie schon klar. Die Mauritzer hatten gegen ein Spitzenteam wie das der Borussia natürlich wenig Aussichten auf Zählbares. Nicht einmal das Aschegeläuf versprach einen wesentlichen Vorteil, weist Mauritz doch nach wie vor einen großen Trainingsrückstand auf. Dennoch war dem SV der Wille natürlich nicht abzusprechen. Mit viel Engagement und Laufbereitschaft stellte man sich den Zweikämpfen im Mittelfeld. Borussia ließ den Gegner kommen, formierte zunächst die Defensive und lauerte. Lauerte auf die Fehler, die sich mit zunehmender Dauer des Spiel auch einstellten.

Die Taktik von Yannick Bauer ging auf. Ihr spielte zudem die Führung nach einer Viertelstunde in die Karten. Samir Betet zog aus 25 Metern erstmals ab, touchierte dabei einen Mauritzer Abwehrspieler und verfolgte die Flugbahn des Balles, bis sie am linken Pfosten im Tor endete - 1:0. Ein Rückschlag für die Platzherren, dem sie sich mit zusätzlichem Einsatz entgegenstellten. Ein Ausgleich war jedoch in weiter Ferne. Borussia hielt sich mit seinen Offensivbemühungen zurück. Noch. Die Chance zum 2:0 unmittelbar vor der Pause ließ sich Henry Hupe per Kopf nach einer Ecke aber nicht nehmen. 

Zu früh geglaubt, es geht noch ungünstiger

Wer aber glaubte, dass dieser Gegentreffer zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt fiel, der hatte die schockierende Wirkung des 3:0 noch nicht bedacht. Kaum aus der Kabine zurückgekehrt setzte es die nächste "Ohrfeige" für die Gastgeber. Der unheimlich quirlige  Lucas Ta profitierte von einer mustergültigen Flanke durch Nemanja Kovacevic, der zuror auf der linken Seite steil geschickt wurde. Jetzt war die Demoralisierung des Gegners perfekt. Mauritz wusste das. Zwar ließ das Bemühen noch nicht nach, doch wurden die Beine schwerer, die Bäller versprangen weiter und Borussia erhielt die Räume, die sie für ihre überfallartigen Gegenangriffe so gerne hat. Das "Ja-Ja-Ja", das über den Platz gällte, wenn mal wieder ein Abwehrspieler des SVM unter höchsten Druck gesetzt werden sollte, erinnerte in der Tat an einen Überfall im Wilden Westen.

Und 90 Minuten können so elend lang werden, dass man nur noch den Schlusspfiff herbeisehnt. Natürlich wisperten die Zuschauer schon was von "bloß nicht zweistellig", doch dafür zogen die Gäste das Ganze nicht bis zum Schluss durch. Nach dem 4:0 durch Ta (53.), dem 5:0 nach einem super Solo von Tim Hermann (65.) und dem 6:0 von Kovacevic (73.) ließ auch die Spannung bei den Roten nach. Der Schlusspfiff ertönte und wenig später waren die Blauen schon in ihren Kabinen verschwunden.

Mauritz' Trainer Dunkel-Steinhoff stand dennoch seinen Mann und gab sportsmännisch sein Video-Interview. Auch nicht selbstverständlich. Gut gelaunt und mit geballter Borussen-Power präsentierten sich Trainer und Sportliche Leitung nach dem Spiel. Aber seht selbst, Gringos!

SV Mauritz - Borussia Münster     0:6 (0:2)
0:1 Betet (13.), 0:2 Hupe (45.),
0:3 Ta (49.), 0:4 Ta (53.),
0:5 Hermann (65.), 0:6 Kovacevic (73.)