Der Klub von nebenan

Ein Beckumer mit Visionen

Im neuen Jahrtausend war die Konstanz wohl die größte Baustelle der Beelener. Zwischen 2008 und 2017 traten die Blau-Weißen gleich dreimal den Gang hinunter in die B-Liga an. Für den Wiederaufstieg und den damit zurückkehrenden Derby-Charakter benötigte es einen Mann aus Beckum. In seiner dreijährigen Amtszeit führte Volker Franz seine junge Truppe nicht bloß in die A-Liga zurück. Er sorgte zugleich auch dafür, dass Beelen aktuell aus dieser auch nicht mehr wegzudenken ist. "Ich bin ehrlich, am Anfang sind beide Seiten eher skeptisch an die Sache rangegangen. Ein Beckumer, der eine Mannschaft trainiert, in der, ausgenommen von Matthias Zegota, alle Spieler auch aus Beelen kommen. Aber was mir einfach besonders in Erinnerung bleiben wird, ist diese Herzlichkeit, die ich schon spüre, wenn ich mit meiner Frau durch Beelen laufe. Einfach nur schön", blickt Franz fast schon nostalgisch zurück. Die Trainer-Rente tritt er nach dieser Saison an.

Das Hallen der knallenden Korken dürfte wohl bis zur Anlage der WSU gereicht haben. Direkt im ersten Anlauf im Jahr 2018 nahm Franz mit seinen Beelenern Kurs auf die A-Liga. Zeitgleich hatte der große Nachbar jedoch nur wenig Grund zur Freude. Nachdem sich Warendorf 2005 schon aus der Landesliga verabschiedet hatte, galt es nun auch Abschied von der Bezirksliga zu nehmen. Seither kommt es wieder regelmäßig zum Kräftemessen der beiden Kontrahenten. Aus drei Partien erspielte sich Warendorf bisher zwei Siege. Lediglich ein Remis sprang dabei für Beelen raus. "Es ist kein Geheimnis, dass die A-Liga nicht die Liga ist, in der wir uns heimisch fühlen. Unsere Zielsetzung ist es, wieder höherklassig zu spielen", sagt Ralf Sennhenn, Sportlicher Leiter der Warendorfer SU.

WSU-Spekuliereisen richtet Blick auf Rang zwei

Der Weg zurück zu alter Stärke ist wahrlich kein leichter. Schließlich führte im Vorjahr an Borussia Münster auch keiner vorbei. Eine Saison später durften sich alle Aufstiegsaspiranten zeitig vor den Jungs des SC Münster 08 II verbeugen. Die Rückkehr der WSU lässt also weiterhin auf sich warten. "Wir haben immer auch auf den zweiten Platz spekuliert. Auch dafür waren wir zuletzt nicht gut genug. Unsere erfolgreiche Jugendarbeit wollen wir in den Seniorenbereich eingliedern. Da investieren wir unheimlich viel. Im Moment ist der Gedanke an einen möglichen Meisterschaftsbetrieb aber ganz weit weg. Aktuell beschäftigen wir uns vorrangig mit Trainings- und Hygienekonzepten", führt Sennhenn weiter aus.

Unabhängig davon, wie die nächste Spielzeit nun aussehen mag, wagt Warendorf also einen erneuten Vorstoß. Auf drei vielversprechende Talente muss die Sportunion dabei schon mal verzichten. A-Jugendspielführer Max Schuler, Noel Gryczka sowie Dominik Blagojevic verlassen die hauseigene Jugendschmiede und versuchen sich beim Bezirksligisten TuS Freckenhorst. "Warendorf versucht es mit eigenen Jugendlichen. Einige müssen sie ziehen lassen. Zehn Jugendspieler kommen diesmal raus, die zwei besten verlieren sie. Natürlich möchte die WSU unbedingt wieder hoch. Dafür muss es aber eine Saison geben, in der es einfach richtig gut läuft", sagt Havelt.

Unersetzbarer Verlust

Mit schmerzhaften Abgängen gen Freckenhorst kennen sich auch die Beelener bestens aus. Wunderwaffe Luca Wiggelinghoff heuert nach seinem überstandenen Mittelfußbruch ebenfalls beim Bezirksliga-Fünften an. "Ich habe lange mit ihm darüber gesprochen und muss sagen, dass ich ihn gerne in Beckum gesehen hätte. Abgesehen von seiner Verletzung bringt er viele gute Sachen mit und hätte es auch in der Landesliga geschafft. Einen Mann wie Luca kann man nicht ersetzen, nur versuchen, die Lücke zu schließen", sagt Franz, der in den vergangenen Jahren merklich Freude an seinem Schützling hatte.

Längst hat die Beelener Mannschaft jedoch bewiesen, dass sie auch ohne ihre Leistungsträger Schritt halten kann. Mit Schnapper Tobias Wiese und Offensivkraft Johannes Bonkamp galt es, zwei weitere Ausfälle zu kompensieren. Dünn wurde die Luft trotzdem nicht. Selbst der langersehnte Sieg über die WSU hätte in dieser Spielzeit drin sein können. Das Hinspiel verlief jedenfalls knapper als es das 2:4-Resultat versprechen mag. So sieht es auch Franz: "Ich glaube, wir hätten es in der Rückrunde geschafft. Wenn BW an Cleverness gewinnt, sehe ich die Teams auf Augenhöhe. Die Zeiten könnten sich ändern." An die alten Zeiten erinnert sich derweil Ralf Sennhenn zurück: "Ich bin Jahrgang 65, beim letzten Sieg der Beelener war ich nicht mal im Seniorenbereich. An ein Derby kann ich mich noch besonders gut erinnern: Kurz vor einer unserer Weihnachtsfeiern haben wir damals 10:0 gegen Beelen gespielt. So gut wie unsere Feier war deren bestimmt nicht."