Ab an die Werse

Von Luca Adolph

(25.05.20) Münster, was bist Du schön! Die Leeze unter'n Pöppes und dann ab an die Werse.. Sebastian Kute, Aljoscha Beuse und Jonas Rotthues kennen die Route dorthin nur zu gut. Allesamt fühlen sie sich bei Eintracht Münster zu Hause. Nun haucht das Trio den Eintracht-Spirit aber erstmals auch gemeinsam über das Geläuf am Pleistermühlenweg. Zusammen heuert das Trainergespann bei der ersten Mannschaft an. Aber ganz ehrlich, wo denn auch sonst? Münster, was bist Du schön!

Srdjan "Skippi" Kosorics wiederholter Wersen-Ausflug geht nach zwei weiteren Jahren zu Ende. "Die insgesamt fünfeinhalb Jahre waren eine sehr intensive, aber auch sehr interessante Zeit. Da denk ich noch mal an das Entscheidungsspiel in der vergangenen Saison zurück, welches wir unbedingt gewinnen mussten. Natürlich hätte ich diese Spielzeit lieber unter normalen Umständen beendet. Am Ende ist aber alles gut. Wir standen kein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz und wären auch diesmal in der Liga geblieben", ist sich Kosoric sicher. Bezüglich seiner Zukunft führt der Ex-Coach weiter aus: "Es geht natürlich weiter. Die neue Herausforderung muss mich sportlich reizen, die Liga spielt dabei fast keine Rolle."

Die Karten werden neu gemischt

Abgesehen von dem Wechsel an der Front, wird die erste Garde zudem durch einen Großteil der Akteure aus der Reserve verstärkt. Dass die stärksten Kicker auch Teil der ersten Mannschaft waren, war dabei nicht immer der Fall. In der Gegend scheint, einiges los zu sein. Zeit, sich mal mit einem Ortskundigen zu unterhalten, der sich am Wersenbogen bestens auskennt.

Wer, wenn nicht Eintracht-Spielführer Fabian Steghaus, würde dafür in Frage kommen oder, Fabian?
Ja, nach Michael Tiedt bin ich wohl der zweitälteste Spieler. Ehrlich gesagt, weiß ich aber gar nicht mehr, seit wann ich bei der Eintracht bin. Neun Jahre müssten es mittlerweile sein.

In der finalen Spielzeit unter Eurem Coach Srdjan Kosoric werdet Ihr Euch doch sicher ein anderes Ende erhofft haben?
Das ist so. Erstmal hat es sich, glaube ich jeder anders erhofft. Es ist aber nicht nur für den Trainer schade, auch für mich. Meine Schuhe werde ich nun an den Nagel hängen und mit der Familie nach Werne ziehen.

Gab es denn überhaupt eine Gelegenheit, sich von der Mannschaft zu verabschieden?
Bis jetzt leider noch nicht so richtig. Bei Lockerung der Maßnahmen werden wir das aber bestimmt hinkriegen. Ich habe da auch schon an ein Abschiedsspiel gedacht und mich mit der Teamfindung beschäftigt. Da man zuletzt nur wenig darüber nachdenken konnte, wurde der Gedanke vorerst wieder verworfen.

2014 hat Euch "Skippi" in der B2 zum Meistertitel geführt. Gemeinsam hat die Eintracht mit ihm das eine oder andere Entscheidungsspiel gewuppt. Wie viel Wehmut birgt seine Entscheidung?
So wie ich ihn kennengelernt habe, bringt die Entscheidung natürlich auch Wehmut mit sich. Er war jetzt zum zweiten Mal bei uns und ist Fußballer mit Leib und Seele. Ich glaube schon, dass ihm das auch schwergefallen ist.

Aljoscha Beuse und Sebastian Klute schlüpfen in die Trainerrolle. Durch Jonas Rotthues kommt ein findiger Co-Trainer hinzu. Alle drei wissen, wie der Hase bei der Eintracht hoppelt, klingt doch astrein?
Als kleiner Verein, der wir nun mal sind, ist es gut, dass wir Leute mit Stallgeruch gefunden haben, wie man so schön sagt. In meinen Augen ist die Suche nach den Nachfolgern auf jeden Fall gelungen.

Den Wersenbogen hin zum Pleistermühlenweg beradeln die Coaches also nicht zum ersten Mal. Sie sind der Mannschaft bestens bekannt. Was meinst Du, welche Stärken bringt das Trio mit sich?
Alle drei sind Taktikfüchse, die sich sehr viele Gedanken um das Spiel machen. Die Jungs können sich über sehr interessante Gespräche über Spielausrichtung und Taktik freuen. Das sind super Typen. Unter "Joscha" habe ich noch in der Zweiten gespielt. Er weiß schon, was er kann.

Die Bedingung des Trainergespanns war eine Fusion mit der Reserve. Werdet Ihr dadurch in Zukunft auch etwas sorgenfreier durch die Landschaft der A-Liga wandern können? Der Kader war zuletzt doch arg gebeutelt?
Nicht immer haben die besten Spieler des Vereins auch in der ersten Mannschaft gekickt. Vor sieben, acht Jahren gab es in der Ersten den einen oder anderen schwierigen Charakter. Manchmal ist es auch gut, sich an denen zu reiben. Einige haben aber lieber mit ihren Freunden in der Zweiten gespielt. Der Zusammenschluss ist aus meiner Sicht die absolut richtige Entscheidung. Vielleicht sind wir dadurch nun nicht mehr auf die Relegation angewiesen – auch wenn es Spaß macht, sie zu gewinnen (lacht). Bei meiner ersten hatte ich überhaupt keine Idee, was uns erwarten würde. Beim zweiten und dritten Mal wussten wir dann, dass es egal war, was vorher passiert ist. Mit diesem einen Spiel konnten wir alles wieder geradebiegen.

Seit nun fünf Jahren gehört die Tour an die Werse schon zum sicheren Pflichtprogramm der A1-Konkurrenz. Mehr als den elften Platz aus der Saison 17/18 gab es jedoch weder unter Kosoric noch unter Christian Hölker zu bejubeln. Wann schleicht sich die Eintracht denn mal in die Top-Ten?
Sowas entscheidet sich über einen Lauf. Eintracht hat begrenzte Möglichkeiten und sie hatte immer auch mit Ausfällen zu kämpfen. Wenn alle Mann an Bord sind, ist das durchaus möglich. Wir sind bestimmt nicht nur aus Glück mit dabei.

Unsere zehn "Barfuß oder Lackschuh"-Fragen:

Werse oder Kanal?
Die Werse natürlich und zwar da, wo sie einen Bogen macht.

Campingstuhl oder Isomatte?
Lieber den Stuhl. Ich bin ja etwas älter, da muss man gemütlich sitzen können.

Cordhut oder Basecap?
Auch, wenn vielleicht nicht jeder glaubt, dass sie zu mir passt, aber die Basecap.

Tiefkühlpizza oder Lieferdienst?
Lieferdienst: IL PIZZAIOLO, wenn es um Pizza geht.

Steakhaus oder Pommesbude?
Aufgrund meines Nachnamens muss ich das Steakhaus nehmen.

Aufstieg oder Entscheidungsspiel?
Das Entscheidungsspiel, Eintracht kann nicht ohne.

Kunst- oder Naturrasen?
Da nehme ich den Kunstrasen, weil der bei uns so schön klein ist.

Abseitsfalle oder Notbremse?
Als Verteidiger habe ich in meiner Karriere keinen einzigen Platzverweis bekommen. Die Abseitsfalle hat gut funktionert.

Torlinientechnik oder Phantomtor?
Als Fußballromantiker natürlich das Phantomtor.

Kießling oder Berbatov?
Trotzdem Berbatov.

In unserer Rubrik "Barfuß oder Lackschuh" stellen wir ausgewählten Persönlichkeiten aus der Fußballszene zehn Entweder-oder-Fragen, die sie möglichst spontan und im Idealfall auch noch mit einer flotten Begründung beantworten sollen.