Die Familie balsamiert die Seele

Von Luca Adolph

(18.03.20) Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat entschieden. Bis zum 19. April ruht der Spielbetrieb im Amateurfußball. Und nun? Wir hören uns in der Liga um und fragen zunächst die Trainer, was sie in der aktuellen Situation beschäftigt.

Eintracht Münster

Srdjan Kosoric, wie ist die Lage bei Euch? Wie geht Ihr mit der Situation um?
Wir haben uns ganz normal auf das Spiel gegen Beelen eingestellt. Nach der kurzfristigen Absage haben wir dann überlegt, was wir machen. Um den Alltag und die Normalität zu wahren, wollten wir zunächst den Trainingsbetrieb aufrechterhalten. Dann kam die Nachricht vom Sportlichen Leiter Heinz Sievert rein und wir mussten alles überdenken. Einzig positiv ist nun, dass die Sonntage nun für die Familie sind.

Haben die Spieler schon Hausaufgaben?
Diese Dinge sind abhängig davon, wie es überhaupt weitergeht. Mein Co-Trainer Sebastian Klute und ich sind uns einig, dass die Hoffnung zu spielen, relativ gering ist. Ich glaube auch, es wird sich noch weiter verschärfen. Das letzte woran wir nun denken sollten, ist es Fußball zu spielen.

Deine persönlichen Netflix-Empfehlungen?
Ich denke, alle Fußballer, Trainer und Verantwortlichen sollten die fußballfreie Zeit nutzen, um den Leuten, die uns das ermöglichen und sich immer was abknapsen, ein Dankeschön entgegenzubringen. Man sollte sich nun also um sich selbst und seine Liebsten kümmern.

SC Everswinkel

Denis Brandt, wie ist die Lage bei Euch? Wie geht Ihr mit der Situation um?
Es ist fast schon gespenstisch. Wenn unsere Amateurligen da das größte Problem sind, kann ich uns nur beglückwünschen – da bin ich jetzt mal ein Nestbeschmutzer. Die Ligen, in denen sich die Vereine zwischen Profi- und Amateuerbereich bewegen, haben es deutlich schwerer als wir. Dennoch ist der Sport nun wirklich das geringste Problem.

Haben die Spieler schon Hausaufgaben?
Da sind die Jungs von ganz allein aktiv geworden. Da hat einer in die Gruppe geschrieben: "Dienstag ist Trainingstag, denkt daran, was zu tun".

Deine persönlichen Netflix-Empfehlungen?
Ganz ehrlich, ich klinge damit vielleicht wie ein völlig altmodischer Typ, aber ich würde jetzt einfach mal die Sachen machen, die man sonst nicht so macht. Ein Instrument, eine Fremdsprache lernen oder sich auch einfach mal langweilen und nicht permanentem Input aussetzen.

SC Füchtorf

Friddy Hofene, wie ist die Lage bei Euch? Wie geht Ihr mit der Situation um?
Puuh, also ich schaue mir gerade alle möglichen Sendungen an, um mir selber eine Meinung zu bilden. Dabei denke ich immer noch, ich bin im falschen Film. Dabei bin ich bestimmt kein Tiefseher, aber ich glaube schon, dass es die Welt verändern wird. Am Freitag wollten wir eigentlich noch normal trainieren. Im Stundentakt kamen aber immer mehr Meldungen rein und die Spieler haben sich erkundigt, ob wir überhaupt noch trainieren. Daraufhin habe ich mich mit dem Vorstand kurzgeschlossen und den Jungs Bescheid gegeben, dass wir vorerst nichts mehr machen.

Haben die Spieler schon Hausaufgaben?
Auch wir können nicht bei null anfangen. Die Spieler sollen sich soweit es geht mit ein paar Läufen fithalten. Da schreiben wir aber nichts vor. Vor einer Woche hat mich das Thema kaum interessiert oder belastet. Das sieht nun schon anders aus. Da sieht man mal, wie bedeutungslos der schönste Zeitvertreib der Welt sein kann.

Deine persönlichen Netflix-Empfehlungen?
Da kann ich keine Tipps geben. Wir wollten eigentlich ein bisschen Musik machen, aber das wird nun auch schwierig. Lasst uns doch einfach mal abschalten.

GW Gelmer

Hendrik Arenskötter, wie ist die Lage bei Euch? Wie geht Ihr mit der Situation um?
Es ist natürlich nicht schön, weil wir gerade einen Lauf hatten. Im Moment können wir uns da aber eh nicht gegen wehren. Wahrscheinlich erwartet uns auch noch mehr. Ich hoffe einfach, dass es sich bis Mitte nächsten Monats wieder relativieren wird.

Haben die Spieler schon Hausaufgaben?
Die Jungs sind für sich selber verantwortlich. Ob sie jetzt auf den Laufplan der Vorbereitung zurückgreifen oder sich anderweitig fithalten, bleibt ihnen überlassen.

Deine persönlichen Netflix-Empfehlungen?
Ach, ich sauge gerade die Zeit mit meiner Familie richtig auf und kann nur jedem raten, die Zeit mit seinen Lieben zu genießen. Sie sind die, die immer akzeptieren, dass man seine Sonntage weggibt.