Kreisliga A1 MS
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Pause für die große Sause
Von Luca Adolph
(02.05.20) Als vor Saisonbeginn die Tipps der Titel-Aspiranten eingeholt wurden, schlugen die Ortungsgeräte von SC-Füchtorf-Dirigent Friddy Hofene und Münster-05-Coach Roland Böckmann in eine bestimmte Richtung aus. Sie waren zwei von vielen, die den B-Liga-Aufsteiger SC Münster 08 II auch als Favoriten auf die A-Liga-Krone gehandelt hatten. Damit sollten sie scheinbar auch Recht behalten. Nullachts Wahnsinnsquote ließ vereinzelte Zweifler alsbald verstummen. Bereits vor Einbruch der Corona-Pause sorgte der Liga-Primus für einen pflichtbewussten Abstand von elf Zählern auf die Mannen von GW Gelmer. Zeitnah hätten sich also wohl auch die Planungen für gewisse Feierlichkeiten eingeschlichen.
Seit dem 30. April dürfte die Feierlaune der Truppe von Alexander Otte und Julian Wiedenhöft dezent angestiegen sein. Ganz gleich, ob sich die finale Wertung auf die Tabelle nach Abschluss der Hinrunde oder den Stand vom 13. März bezieht: Nullacht darf, sofern der Fahrplan des VFA abgesegnet wird, seine Initialen in die Meistermauer der Kreisliga A1 ritzen. Der Titel wäre dem Team dann nicht mehr zu nehmen. Die Party müsste dennoch auf sich warten lassen. "Wenn wir gestern gefeiert hätten, dann wüsste ich immerhin noch alles", scherzt Wiedenhöft über die nicht stattgefundene Titel-Sause. "Natürlich freut man sich. Den Aufstieg hätten wir aber lieber auf anderem Wege dingfest gemacht. Einige der Jungs haben auch schon angefragt, ob wir uns nicht nur für fünf Minuten in der Kabine treffen und dabei unsere Lieder hören könnten. Das muss aber leider noch warten", sagt er weiter.
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Kader mit Substanz
Rein sportlich betrachtet hat sicherlich schon früh vieles für die Jungs vom Kanal gesprochen. Im Titelrennen um die B-Liga-Meisterschaft hatte sich Nullacht zuvor im Showdown mit SW Havixbeck geschlagen geben müssen. Das Ziel vom Aufstieg wurde dennoch verwirklicht. Der ohnehin schon gestandene Kader wurde zwar punktuell verstärkt, blieb in seinem Kern jedoch aus den Aufstiegshelden bestehen. Dennis Hamsen und Max Ricken gesellten sich aus der ehemaligen Landesliga-Truppe zur Reserve. Hinzu kamen drei vielversprechende Neuzugänge. "Viele haben davon gesprochen, dass unser Kader primär aus Spielern der ersten Mannschaft besteht. Eins, zwei Spieler sind zwar aus der Ersten dazugekommen, das mag stimmen. Wir haben aber von Anfang an gewusst, dass wir auch so eine gute Truppe für die A-Liga stellen werden", sagt Luca Lapke, Spielführer des zweifachen Aufsteigers.
An diesem Statement scheint wahrlich was dran zu sein. Die Frage der Qualität sollte sich jedenfalls nicht stellen. Im Gegenteil: Gleich zum Auftakt watschte das Team drei große Konkurrenten ab. Zunächst musste Westfalia Kinderhaus (0:2) und dann auch der VfL Sassenberg (0:2) dran glauben. Dazu gesellte sich ein 5:1-Kantersieg über die Warendorfer SU. Schon früh war also zu erahnen, wo die Reise des SC Münster 08 II hingehen sollte: Nach ganz oben! Unter dem Strich stehen dafür sagenhafte 18 Siege und ein Remis aus 19 absolvierten Partien. Hinzu kommt ein traumhaftes Torverhältnis von 65 geschossenen und nur elf kassierten Hütten. "Auch, wenn es keinen Zweifel daran gibt, dass wir die Qualität haben, muss ich vor dieser Leistung einfach meinen Hut ziehen. Ich weiß nicht, ob wir ungeschlagen aus der Saison gegangen wären, den Vorsprung von elf Punkten hätten wir aber durchgebracht. So selbstbewusst bin ich", verrät Wiedenhöft.
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Gestandene Gemeinschaft
Dass sich Nullacht keineswegs nur durch sportliche Erfolge ausgezeichnet hat, darf bei all dem Erfolg jedoch nicht in Vergessenheit geraten. In äußerst schweren Zeiten war vor allem der Charakter der Mannschaft gefragt. Der tragische Verlust von Freund und Mitspieler Henri Exner hat die Mannschaft zu Beginn dieser Saison tief getroffen. Gemeinsam biss sich das Team durch, stand sich gegenseitig bei und wuchs so noch enger zusammen. "Da gab es keine Grüppchenbildungen. Jeder war für jeden bereit. Wir haben das zusammen durchgestanden", sagt Wiedenhöft. "Der ganze Prozess hat Narben hinterlassen, uns aber auch zusammengeschweißt. Ich glaube man kann auch sagen, dass wir das ein Stück weit auch für Henri gemacht haben", ergänzt Lapke.
Als eingeschworene Truppe darf sich Nullacht dann in der kommenden Spielzeit auch in der Bezirksliga beweisen. Der Aufstiegsplatz war durch den Rückzug der ersten Mannschaft ohnehin schon gesichert. Ein weiterer könnte nun durch den sportlichen Erfolg der Reserve hinzukommen. Einzig fraglich bleibt dabei, ob die aktuell dritte Garnitur, die unmittelbar nach dieser Saison zur zweiten Garde avancieren wird, ebenfalls den Gang in die Bezirksliga wagen möchte. Davon hängt auch ein möglicher Aufstieg von Nullacht-Verfolger GW Gelmer ab, die im Falle des Versichts, Profit schlagen könnten. "Mit der Ersten werden wir nächstes Jahr in der Bezirksliga spielen. Rein theoretisch haben wir sogar zwei Bezirksliga-Plätze. Bei unserer Zweiten findet gerade eine Abstimmung über ihren möglichen Aufstieg statt. Da ist die Entscheidung noch nicht gefallen", verrät Wiedenhöft, der künftig gemeinsam mit Jens Dietrich Nullachts Erste schleifen wird.
Von den meisten seiner Akteure hat Wiedenhöft auch schon das Go für die kommende Spielzeit erhalten. Zudem verstärkt wird der vermeintliche A-Liga-Champion demnächst durch die Zugänge von Mittelfeldstratege Thilo Dierkes (Westbevern), der reaktivierten Offensivkraft Steffen Dondrup und Torhüter Finn Tomberge. Justin Köster (Sturm) und Lars Osthues (Flügelspieler) stoßen aus der hauseigenen U19-Garde zur ersten Mannschaft dazu. Bis dato verzeichnet Nullacht mit Philip Grabowski lediglich einen Abgang. Ihn zieht es aus beruflichen Gründen nach Belgien. "Wir haben frühzeitig mit den Jungs gesprochen und von rund 90 Prozent Zusagen erhalten. Nicht alle Spieler werden auch dem Kader der ersten Mannschaft angehören. Einige bleiben in der Zweiten. Die Jungs haben in den vergangenen zwei Jahren zu viel Gutes geleistet. Deswegen ist jetzt auch nicht der Zeitpunkt, die Namen der Betroffenen zu nennen", sagt der Coach.
