Verjüngungskur für Westfalia II

Von Luca Adolph

(04.06.20) Trotz ihrer überraschenden Kürze hat die vergangene Spielzeit der zweiten Garde von Westfalia Kinderhaus deutlich mehr Körner abverlangt als zu erwarten war. An ihren Zielen schlitterte die Reserve vorbei. Ihre Kräfte wirkten dabei merklich gezerrt. Zum Glück hat Spielführer Niels Lautenbach nicht nur aus fußballerischer Sicht Ahnung von der Pille. Nach einer von Leid geplagten Saison hat er als Apotheker natürlich auch das beste Heilmittel für sein gebeuteltes Team parat. Alsbald soll die vom Kapitän begleitete Verjüngungskur, der Truppe frischen Wind einhauchen.

"Unseren Aderlass hatten wir bereits. Es haben sich viele Spieler verabschiedet, die echt lange dabei waren oder aus der Ersten runtergekommen sind. Das ist zwar sehr schade, hat sich aber auch so abgezeichnet", sagt der 30-jährige Kinderhaus-Knipser. Mit Keeper Nils Hörnschemeyer verkündete Stefan Kloer in der vergangenen Woche den bereits zehnten Abgang. Mittlerweile handelt es sich sogar um eine komplette Elf, die die Reserve verlassen wird. Senkrechtstarter Kebba Touray (6 Tore) hinterließ im Probetraining bei der ersten Garnitur einen schmackhaften Eindruck. Coach Marcel Pielage schnappte daher kurzerhand zu. "Kebba ist einer, der ganz wenigen, die sich diese Chance überhaupt verdient haben. Die hat er dann auch genutzt", verrät Kloer.

Lautenbachs Intermezzo

In der Vergangenheit hat sich diese Möglichkeit für die Kicker aus der Reserve recht selten ergeben. In der Regel war es eher die erste Mannschaft, die Spieler für die Zweite abgezwackt hat. "Aus dem Stegreif fällt mir da nur Lautenbach ein, der diesen Weg auch gegangen ist", erinnert sich Kloer. Rund zwei Jahre liegt Lautenbachs Kurztrip nun schon zurück. Damals hatte er lediglich die Vorbereitung begleitet. "Vom Aufwand her war es schwierig, das mit meiner Arbeit zu vereinen. Ich konnte mich da nicht so richtig reinspielen. Außerdem bin ich auch einfach ein zu bequemer Typ. Dreimal in der Woche zu trainieren, war mir schon immer ein Dorn im Auge", sagt Lautenbach, der seither satte 29 Treffer in der A-Liga markierte.

Elf davon erzielte er in der nun abgebrochenen Saison. Zum dritten Mal in Serie ist er damit der erfolgreichste Torschütze seines Teams. Wirklich rund lief es zuletzt trotzdem nicht. Mit ihren Landesliga-erfahrenen Kickern wollte die Zweite eigentlich hoch hinaus. Doch wie jeder weiß, war die Konkurrenz einfach zu heiß. Die Spitze begutachtete Kinderhaus daher nur aus der sicheren Ferne. "Wir waren weit davon entfernt, oben mitzuspielen. So laut schreien wie ich es vor der Saison gemacht habe, werde ich daher so schnell nicht mehr", sagt der Kapitän.

Frisches Blut nach dem Aderlass

Etwas gemächlicher wollen es die Kinderhauser in nächster Zeit also angehen lassen. Durch die Abgänge zahlreicher erfahrener Spieler sinkt vermutlich auch der Druck. Die fünf Zugänge, darunter drei A-Jugendliche, versprechen die zuletzt fehlende Spritzigkeit. Für einen Ausblick ist es jedoch noch zu früh, wie Lautenbach verrät: "Die Neuen sind hauptsächlich Jungspunde. Da wir bisher noch nicht gemeinsam trainiert haben, ist es gerade super schwierig, das Team einzuschätzen."

Als Leitwolf steht der Kapitän zeitnah vor der Aufgabe, die jungen Wilden zu integrieren. Für Lautenbach ist das jedoch keinesfalls Neuland: "Auf dem Platz bin ich jetzt nicht unbedingt als Schreihals bekannt. Für die Jungs habe ich natürlich immer ein offenes Ohr. Wahnsinnig taktisch versiert bin ich jetzt aber nicht. Da bringen die Jungs meist sogar eine bessere Ausbildung mit als ich." Glücklicherweise hat Kinderhaus mit Stefan Kloer und Lino Deitmer dafür auch noch zwei findige Coaches. "Stefan gibt meist die taktische Grundidee vor. Lino leistet dann eher die taktische Feinarbeit. Für sein Alter ist er enorm weit und vermittelt seine Ansätze richtig gut", führt er weiter aus.

Kinderhaus' Wechselbörse:

Die Abgänge:
Moritz Knemeyer (Karriereende)
Chris Helmig (Karriereende)
Ismael Beckers (Karriereende)
Gabriel Gonzalez (Karriereende)
Dennis Hölscher (Umzug)
Mathias Lübke (pausiert)
Chris Rensing (Kinderhaus III)
Lars Gorny (Kinderhaus III)
René Steinke (Kinderhaus III)
Nils Hörnschemeyer (GW Gelmer)
Kebba Touray (Kinderhaus I)

Die Zugänge:
Lukas Schubert
Patrick Beyer (Berlin)
Paul Klee (A-Jugend)
Sammy Kusi (A-Jugend)
Tristan Kruse (A-Jugend)