"Die launische Diva"

von Luca Adolph

(06.10.19) Vielleicht hat die zweite Garnitur des SC Westfalia Kinderhaus die jüngsten Rückschläge auch einfach gebraucht, um dann wieder in Tritt zu kommen. Gegen einen durchaus engagierten FC Münster 05 hat Westfalia den Kampf jedenfalls endlich mal angenommen und beim 2:1-Sieg durchweg Moral bewiesen. Trotz des Erfolgs haftet sich jedoch ein fader Beigeschmack an die Leistung der siegreichen Hausherren.

Über 90 Minuten hatten die Gäste aus Münsters Westen einfach alles reingeworfen, was möglich war. 05-Keeper Lukas Schlatt avancierte dabei eigentlich schon zum Matchwinner, als er zunächst brillant gegen Damian Stanke (85.) und dann auch noch artistisch gegen Kinderhaus-Kapitän Niels Lautenbach seine Pranken an das Geschoss gebrachte hatte (90.). Als er dann jedoch in den Sog eines Gewusels gezogen und von einem Gegenspieler am Kopf getroffen wurde, war nicht nur Schlatt, sondern ganz Münster 05 geschlagen. Bei diesem Getümmel war dieses Ereignis nur leider nahezu nicht erkennbar. Julian Klapdor stocherte also das Rund in das Gehäuse und brach den Gästen somit das Genick (90.+2). "Aus meiner Sicht ein klar irreguläres Tor", sagte Gäste-Coach Roland Böckmann.

Highlight der besonderen Art

Generell hätte sich auch SC-Trainer Stefan Kloer von Schiri Julius Beck eine härtere Linie in einem hart umkämpfenden Spiel gewünscht, nachdem dieser bereits Joel Schürmann nach einem Foul von Faton Syla verloren hatte (45.). "Das habe ich mir letzte Woche schon gewünscht, dass mehr Gelbe Karten gezogen werden, auch gegen uns", betonte Kloer. Die vermeintlich raue Gangart tat dem munteren Kräftemessen der Protagonisten natürlich keinerlei Abbruch, die Teams schenkten sich keinen Zentimeter. Demnach waren es auch nicht die Akteure, die nach rund 25 Minuten für das erste Highlight sorgten, sondern ein ambitionierter Zaungast. Nachdem eine Kerze von SC-Schnapper Nils Hörnschemeyer in hohem Bogen aus der Arena geköpft worden war, bugsierte dieser das Spielgerät schließlich erst im vierten Anlauf über die rund drei Meter hohe Trennwand. Zurecht erntete er dafür heiteren Applaus, schließlich konnte es dann endlich weitergehen.

Wenn Kinderhaus dann mal einen Vorstoß wagte, dann meist mit Kebba Touray über links. Ein Schlitzer von 05-Verteidiger Jan-Niklas Lindtner ließ diesen dann auch gleich alleine auf Torhüter Schlatt zurasen. Seine erste dicke Möglichkeit münzte Touray dann direkt in etwas Zählbares um (28.). Dann bissen sich aber auch mal die Gäste in den Sechzehner der Hausherren und stellten Hörnschemeyer mit einem Schussversuch von Julius Mette auf die Probe (38.). Der war jedoch noch nicht zu überwinden.

Mennberg lässt 05 hoffen

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs war es der Torwart der Hausherren, der in den Fokus geriet. Hörnschemeyer hatte das Leder außerhalb des Sechzehners mit seinen Händen aufgenommen und war dann erst samt Ball in den Strafraum gerutscht. Referee Beck hatte klare Sicht auf die Dinge, ließ jedoch keinen Pfiff ertönen. "Ich weiß nicht, vielleicht hat er da auch einfach den Mumm nicht gehabt", so Böckmann. Mumm bewies dann allerdings 05-Stürmer David Menberg, der wenig später, nachdem er sich im Zweikampf gegen Philipp Hollenhorst behauptet hatte, gnadenlos zum 1:1-Ausgleich vollstreckte (55.).

Im Anschluss erspielten sich beide Teams weitere gute Möglichkeiten, um das Spiel in ihre Richtung zu drehen. Dustin Kurka und Tim Sommer gelang es auf Seiten der Gäste nicht so recht das Spielgerät unter Kontrolle zu bringen und gefährlich auf das Tor zu feuern. Kinderhaus verzweifelte derweil am überragend aufgelegten Schlatt. Der Wille der Hausherren, die Pille dann doch noch im Tor unterzubringen, sollte demnach den Unterschied ausmachen. "Unter dem Strich war das ein Kampfspiel. Für den Kampf haben wir uns in der zweiten Halbzeit belohnt. Wir sind halt so ein bisschen die launische Diva momentan", resümierte Knipser Lautenbach nach dem wichtigen Ausrufezeichen.

SC Westfalia Kinderhaus II - FC Münster 05     2:1 (1:0)
1:0 Touray (28.), 1:1 Menberg (55.), 2:1 Klapdor (90.+2)

SC: Hörnschemeyer - Hundeloh, Schwinn, Hollenhorst - Touray (75., Stanke), Klapdor, Schürmann (46., Jaha), Lübke - Beckers (57., Gorny), Lautenbach, Helmig
05: Schlatt - Alpmann, Schober, Lindtner - Maus, Tannert, Mette, Blanke-Schelle, Sommer - Syla (59., Eylering), Menberg (69., Kurka)