Kreisliga A1
Des Wahnsinns fette Beute: Der TSV Handorf ist Bezirksligist!
von Finn Bruns
(01.06.25) Norbert Krevert und Helmut Thimatmar hatten schon überlegt, ob sie sich auf den Weg nach Gelmer machen sollen. Dorthin, wo die Reserve von Westfalia Kinderhaus spielte. Der Kreisvorsitzende und der Staffelleiter hatten nämlich die Meisterschale des Fußballkreises dabei. Der bisherige Ligaprimus TSV Handorf lag gegen Everswinkel zur Pause mit 0:2 hinten, während Kinderhaus in Gelmer führte. Aus war Handorfs Traum von der Meisterschaft, vom Aufstieg, vom perfekten Abschied für Frank Busch - zumindest für einen Moment. Doch nach dem Seitenwechsel drehte der TSV auf, verkürzte, glich aus und gewann schließlich mit 4:2. Erstmals seit 2014 wird Handorf in der kommenden Saison in der Bezirksliga vertreten sein.

Der Spielverlauf im Saisonfinale, er passte zur gesamten Saison des TSV Handorf. Eigentlich war die Truppe von der Hobbeltstraße nämlich schon weg vom Fenster, als es in die Winterpause ging. Anfang Dezember ging der Rückrundenauftakt in Sassenberg in die Hose und Handorfs Rückstand auf die Tabellenspitze betrug satte neun Zähler. Hatte irgendjemand damit gerechnet, dass sich der TSV noch einmal ins Titelrennen einmischen würde? Nach der Winterpause verloren die Handorfer jedoch kein einziges Spiel mehr, Schritt für Schritt robbten sie sich an die Tabellenspitze heran. Nach 20 Spieltagen war man erstmals Erster, am 23. Spieltag eroberte der TSV die Tabellenführung von Nullachts Reserve zurück und brachte den knappen Vorsprung schließlich ins Ziel.
Defensive Dominanz und Comeback-Qualitäten
Nicht nur vom TSV Handorf war es eine beeindruckende Saison, die Reserven von Westfalia Kinderhaus und Münster 08 spielten vielleicht den besten Fußball der Liga und auch der VfL Sassenberg wusste insbesondere in der Hinrunde mit seinem unbändigen Siegeswillen zu überzeugen. Schlussendlich setzte sich aber die Mannschaft von Frank Busch durch. Woran das lag, ist bei einem derart knappen Endspurt schwer auszumachen. In jedem Fall stellte der TSV mit lediglich 31 Gegentoren die beste Defensive der Liga. Das ist schon mal eine Erklärung.
Ein weiterer Ansatz ist Handorfs Fähigkeit, auch diejenigen Spiele an sich zu reißen, in denen nicht alles optimal lief. Beispielsweise das Topspiel gegen Nullacht vor vier Wochen. Da lag die Busch-Elf bis tief in die Nachspielzeit zurück und trotzdem gelang ihr am Ende irgendwie der Ausgleichstreffer, der für die Meisterschaft mitentscheidend war. Gegen Beelen und Greffen punktete Handorf ebenfalls nach Rückständen, genauso im entscheidenden Spiel gegen Everswinkel.
Für Handorfs Übungsleiter Busch, der auch beim letzten Bezirksliga-Aufstieg im Jahr 2013 an der Seitenlinie stand, wäre ein schöneres Saisonfinale nicht denkbar gewesen. Der Telgter beendet nach dieser Saison seine Laufbahn und wird in Zukunft nur noch als Besucher neben Münsters Fußballplätzen stehen. Im Mittelpunkt wollte Busch allerdings an diesem 30. Spieltag nicht stehen. Emotionale Verabschiedungen seien überhaupt nicht sein Ding, erklärte er im Vorfeld. Umso mehr wird der Meistertrainer seinem Team für das Comeback dankbar sein.
Spielbericht

Wenn Männer weinen... Buschs dramatischer Traum-Ausstand
von Noah Nieraad
(01.06.25) Puh - damit habe ich zwischenzeitlich nicht mehr gerechnet. Was für eine zweite Halbzeit – und was für ein Saisonfinale! Der TSV Handorf hat sich mit einem spektakulären 4:2 (0:2)-Erfolg gegen den SC Everswinkel die Meisterschaft gesichert. Dabei hatte es zur Pause ganz und gar nicht nach Feierstimmung ausgesehen.
Bereits in der 5. Minute brachte Niko Kinder die Gäste aus Everswinkel in Führung. Der TSV hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz und war um Kontrolle bemüht, ließ aber einige gute Chancen liegen – unter anderem traf Malte Stoffers nur die Latte (31.), und auch Niklas Wemhoff verfehlte das Tor knapp (35.). In der 38. Minute erhöhte Everswinkel auf 2:0 – Lars Ottens ging am Keeper vorbei, traf aber nur den Pfosten, ehe Laurenz Schürmann bei der Rettungsaktion ins eigene Tor grätschte.
Malte Stoffers erzwingt die Wende
Doch was nach einem bitteren Nachmittag aussah, wurde in der zweiten Hälfte zur großen Handorfer Aufstiegsparty. Direkt nach dem Seitenwechsel verkürzte Malte Stoffers nach einem Standard zum 1:2 (46.). Danach nahm das Spiel endgültig Fahrt auf: Lars Dohmen holte mit einem starken Solo einen Strafstoß heraus, den Nils Wegmann souverän verwandelte (64.). Nur vier Minuten später war das Spiel gedreht – erneut war Stoffers zur Stelle, diesmal nach einer präzisen Flanke von Joker Nils Dohmen (68.).
Der SC Everswinkel hatte dem Handorfer Offensivdrang nichts mehr entgegenzusetzen. Spätestens als Niklas Wemhoff in der 75. Minute mit einem traumhaften Volley das 4:2 erzielte – abermals nach Vorlage von Nils Dohmen – verwandelte sich der Sportplatz endgültig in einen Hexenkessel. Die Fans sorgten für Gänsehautstimmung, während sich der TSV in der Schlussphase keine Blöße mehr gab und souverän den Vorsprung über die Zeit brachte. Die Meisterschaft war damit perfekt – und das nach einem echten Kraftakt. Der TSV Handorf krönt eine starke Saison mit einer Aufholjagd, die dem Titel mehr als würdig ist.
TSV Handorf - SC Everswinkel 4:2 (0:2)
Tore: 0:1 Kinder (5.), 0:2 Ottens (38./ET),
1:2 Stoffers (46.), 2:2 Wegmann (FE/64.),
3:2 Stoffers (68.), 4:2 Wemhoff (75.)