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Heimspiel-Geschichtsstunde

Auch mit dem SV Rinkerode Zweiter: Roland Jungfermann.

Jungfermann und das Vize-Drama


Von Mario Lacroix

(16.06.18) Als 'Bayer Vizekusen' wurden sie in Leverkusen belächelt, als die Truppe unter Klaus Toppmöller im Jahr 2002 in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League drei Titelchancen verspielte. Zweiter werden, viel Lob bekommen, aber auch Spott ertragen - damit kennt sich, etwas neckisch formuliert, auch der Gladbach-Fan Roland Jungfermann aus. Er 'feierte' in diesem Jahr die Vizemeisterschaft mit dem SV Rinkerode und scheiterte so knapp wie noch nie.

In seiner durchaus beachtlichen Laufbahn als Seniorentrainer ist Jungfermann genau zweimal aufgestiegen. Einmal mit Saxonia Münster (2001/2002) und einmal mit GW Gelmer (2014/15) - jeweils aus der B- in die A-Liga. Dass er mit Gelmer nur ein Jahr in dieser Klasse verweilte und als Rangzweiter hochging, war Pflicht für einen Verein, der zehn Jahre zuvor noch in der Landesliga gekickt hatte. A-Liga-Meister wurde Jungfermann nie. Und genau dieses Schicksal nagt an ihm, wie Weggefährten berichten und der 52-Jährige selbst bestätigt.

5. Mai 2013: Mit dem SC Greven 09 verliert Roland Jungfermann das Spitzenspiel in Handorf und muss dem TSV am Ende zur Meisterschaft gratulieren.

Spott garantiert

Sowohl mit dem Telekom Post-SV (2009/10), dem SC Greven 09 (2012/13), mit Gelmer und nun mit Rinkerode gelang Jungfermann 'nur' die Vizemeisterschaft. Vier dritte Plätze (je zweimal mit dem TPSV und Greven 09) runden das Bild eines Trainers ab, der erfolgreich arbeitet, dem aber offenbar nie der ganz große Wurf gelingt. Blöde Sprüche muss sich dieser Coach gefallen lassen. "Ich bin mir sicher, dass viele Trainerkollegen hinter meinem Rücken darüber lästern und sagen, dass man mit mir eh nicht aufsteigt", so Jungfermann.

"Das sind ja keine positiven Leute, die solche Sprüche raushauen", sagt Helmut 'Spury' Wellermann. Er war damals der Sportlicher Leiter, der Jungfermann 2010 nach Greven holte. "Ich habe ihn auch nach Gelmer vermittelt", ergänzt Wellermann, der das immer wieder tun würde. "Menschlich und fachlich ist Roland hervorragend. Ich kann nichts Negatives über ihn sagen. Vielleicht ist es ja sein Schicksal. Pech und Glück liegen im Fußball eng beieinander."

"Waren die bessere Mannschaft"

Das kann man wohl so sagen. Wer das Entscheidungsspiel der A-Liga-Meister zwischen Rinkerode und Bösensell gesehen hat, der weiß, welche Kleinigkeiten oder Zufälle über Sieger und Verlierer entscheiden. Mit 3:1 führte der SVR bereits in der zweiten Halbzeit und vergab anschließend beste Torchancen. "Ich bin heute immer noch der Meinung, dass wir die bessere Mannschaft waren", sagt Jungfermann und steht damit nicht alleine.

In der Pause vor der Verlängerung in Havixbeck ließ der Coach dann am Seitenrand eine Ansprache ab, die sich gewaschen hat. Für jeden seiner Spieler hatte er einen knackigen Satz parat. Ihm wäre es "scheißegal, wenn du so lange läufst, bis du kotzen musst". Ein weiterer Spieler "solle endlich seine Eier in die Hand nehmen und das Ding reinmachen". Heiß wie Frittenfett hat Jungfermann seine Spieler immer machen können, so heißt es im Umfeld seiner Ex-Klubs.

"Wie in einem schlechten Film" - das war anno 2010 die Überschrift in der Heimspiel-Printausgabe.

Unfassbares Finish

Zum Beispiel beim Telekom Post-SV, wo Jungfermann in der Saison 2009/10 vier Spieltage vor Saisonende wie der sicherer A2-Meister aussah. Doch eine 0:3-Pleite gegen Borussia Münster II und einem 1:3 gegen den SV Drensteinfurt folgte ein inakzeptables 2:2 gegen den Tabellenletzten SC Greven 09 II. "Ich weiß es noch, als wäre es heute gewesen", erinnert der Coach. Sein Team habe "die schlechteste Saisonleistung abgerufen" und in der Nachspielzeit den Ausgleich von einem Grevener Spieler kassiert, der gerade aus dem Urlaub gekommen war.

Der TuS Altenberge, der im Saisonfinish Carsten Becker vom Hof gejagt hatte und unter Dietrich Schulze-Marmeling die Saison eigentlich nur noch vernünftig zu Ende bringen wollte, stand plötzlich an der Tabellenspitze und wurde Meister.

Entscheidungsspiel verpasst

Wenn es auf die Zielgerade ging, so schien es, ist bei Post immer irgendwas schiefgelaufen. Das war auch in der Saison 2005/06 der Fall. Am letzten Spieltag hätte ein Sieg gegen die SG Sendenhorst ein Entscheidungsspiel um die Meisterschaft bedeutet. Post führt mit 2:0, Stürmer Michael Töller hat das 3:0 auf dem Fuß, versemmelt die Chance aber. Sendenhorst kommt zurück und gleicht kurz vor Schluss zum 3:3 aus. In der 90. Minute unterläuft Stefan Beckmann dann ein Eigentor zum 3:4 - es ist der blanke Wahnsinn! Heute weiß Jungfermann, "dass man in den letzten Wochen Spieler braucht, die nicht zu viel nachdenken". Tragisch wird sein Post-Kapitel dadurch, dass im ersten Jahr nach seiner Amtszeit der Marsch in die Bezirksliga gelingt.

Von "schlaflosen Nächten" weiß Paul Kuhsträter zu berichten. Er agierte sowohl bei Post als auch in Gelmer Seite an Seite mit Roland Jungfermann. Kuhsträter habe seinen Kompagnon als Trainer wahrgenommen, der sich "unheimlich viele Gedanken gemacht" habe. Der, über den wir hier sprechen, gibt zu: "Ich habe mich immer hinterfragt: Habe ich den richtigen eingewechselt? Habe ich die Jungs taktisch richtig eingestellt? Ich habe den Fehler immer bei mir gesucht." Zum Glück ist der Mann heute nicht mehr so ungerecht zu sich selbst. "Heute bin ich deutlich entspannter", sagt Jungfermann.

Handorf wechselt die Staffel

Der TPSV ist damals unter ihm ganz klar angetreten, um aufzusteigen. Das gilt nicht für die Station in Rinkerode oder beim SC Greven 09 (2010-2013). Im ersten Jahr waren Kinderhaus und Gievenbeck II die Übermannschaften, im Jahr darauf der aufgepumpte FC Mecklenbeck. Im dritten Jahr wechselte der TSV Handorf die Staffel, um nach sechs erfolglosen Versuchen den Sprung in die Bezirksliga zu packen. Die Handorfer waren eingespielt, während Jungfermann in Greven "die jüngste Mannschaft aller Zeiten" aufgebaut hat.

"Ich war mindestens so erfolgreich wie meine Vorgänger, die aber viel Kohle ausgegeben haben", erinnert der Coach. Wellermann bestätigt: "Greven hat davor schwere Zeiten durchgemacht. Roland hat den Verein wieder auf Kurs gebracht." Nullneuns heutiger Trainer Andreas Sommer, damals für kurze Zeit Sportlicher Leiter, fügt hinzu: "In Greven waren alle mit Rolands Arbeit zufrieden. Er hat Ruhe und Ordnung in den Verein gebracht."

Saison 2014/15: Gelmer steigt mit Miklas Abbenhaus (r.) und Steffen Hemesath unter Jungfermann auf. Als Zweiter hinter dem FC Münster 05.

In Nöte geraten

Abgenutzt hat sich Jungfermann als Trainer, wenn überhaupt, in Gelmer, wo er nach Ab- und Aufstieg mit der Mannschaft ziemlich unnötig in den Abstiegstrudel geriet. Während der Saison 15/16 muss er gehen, ehe Holger Nischk den Klassenerhalt packt. Bemerkenswert: Jungfermann lässt sich danach im Heidestadion blicken. Er zahlt Eintritt, weil er weiß, dass Vereine das Geld gut gebrauchen können.

Für das Vereinsleben habe Jungfermann schon immer was übrig gehabt, heißt es. Fair geblieben ist er sowieso immer. Handorfs Meistertrainer Frank Busch etwa war ziemlich überrascht, als ihm Jungfermann auf der Arbeit eine Flasche vorbei brachte. Der erste Gratulant für Bösensells Fabian Leifken und Mathias Krüskemper nach einem hochdramatischen Match? Roland Jungfermann.

"Von mir aus kann er gerne im nächsten Jahr aufsteigen", sagt Wellermann und reiht sich damit in die Gruppe derer ein, die Roland Jungfermann nicht verspotten, sondern den Erfolg von Herzen gönnen. Das sind nicht wenige.

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2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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Letzte Spielberichte
SC Westfalia Kinderhaus III - Ems Westbevern 1:3
TuS Ascheberg - BW Ottmarsbocholt 2:6
SV Bösensell - Fortuna Schapdetten 3:1
SG Sendenhorst - VfL Senden II 5:0
SG Selm - Saxonia Münster 1:0
SC Everswinkel - SC Füchtorf 3:3
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GW Gelmer - SG Telgte II 2:1
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FC Greffen - 1.FC Gievenbeck II 4:1
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GS Hohenholte - GW Amelsbüren 2:1
BW Aasee - TuS Altenberge 1:4
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1.FC Gievenbeck II - SV Mauritz 1:4
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BW Beelen - TuS Freckenhorst II 4:0
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GW Gelmer - VfL Sassenberg 0:5
BW Ottmarsbocholt - SC Nienberge 0:0
SG Sendenhorst - BW Aasee 6:1
SG Selm - GS Hohenholte 2:2
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GW Gelmer - SC Westfalia Kinderhaus III 3:3
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TSV Handorf - SC Füchtorf 5:1
SV Mauritz - BW Beelen 4:1
SC Everswinkel - SG Telgte II 3:4
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SC Münster 08 II - GW Gelmer 2:1
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SC Füchtorf - BSV Ostbevern 1:0
BW Beelen - FC Greffen 3:2
1.FC Gievenbeck II - SC Everswinkel 1:0
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