"Bösensell ist attraktiv geworden"

Von Christian Lehmann

(10.01.20) Dreimal waren sie in den vergangenen Jahren nah dran, 2018 zogen die Jungs des SV Bösensell gar das bittere Los, trotz des im Entscheidungsspiel gegen den SV Rinkerode errungenen Meistertitels nicht in die Bezirksliga aufsteigen zu dürfen. Diesmal soll es aber klappen - und die Chancen stehen exzellent für den Tabellenführer der Kreisliga A2. Trotz fünf Punkten Vorsprung auf den Verfolger BSV Roxel II traut Mathias Krüskemper dem Braten aber noch nicht. Wir haben mit dem Sportlichen Leiter des SVB gesprochen.

Mathias, ein frohes neues Jahr. Zu Jahresbeginn hat der Sportliche Leiter ja in der Regel etwas mehr zu tun. Plant ihr schon für die Bezirksliga?
Krüskemper: Nein, da halten wir ganz bewusst den Ball flach. Auch wenn wir einige Spiele deutlicher gewonnen haben, wissen wir, dass in dieser Liga jedes Spiel spitz auf Knopf ist. Von außen betrachtet denken sicherlich einige, dass das eine komfortable Tabellenführung ist. Wir hätten wahrscheinlich derzeit auch die besten Wettquoten, aber es sind immer noch 13 Spiele zu bestreiten, in denen viel passieren kann.

Das Beispiel Concordia Albachten hat gezeigt, dass man aus einem gescheiterten Aufstieg auch positive Energie ziehen kann. Nehmt ihr euch das in dieser Saison zum Vorbild?
Krüskemper: Die Entscheidungsspiele mit der errungenen Meisterschaft gegen den SV Rinkerode und der Niederlage gegen Telgte waren eine wichtige Erfahrung für die Jungs. Vor 1300 Zuschauern dort zu spielen, hat die Truppe zusammen geschweißt. Viele Spieler haben daraus einiges mitgenommen und sind an diesen Erlebnissen gewachsen.

Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Jahren ohnehin kaum verändert...
Krüskemper: Inzwischen haben wir eine gute Mischung in der Mannschaft. Der Kern ist um die 27, 28 Jahre alt und spielt schon lange zusammen. Mit Chris Schwarze und Lukas Wiedau haben wir zwar auch zwei Ü30er. Es sind mit Oli Mersmann und Hendrik Evels aber auch ganz junge Spieler dabei. Hinnerk Vedder, der alle Spiele bei uns gemacht hat und wahnsinnig viel Talent mitbringt, könnte sogar noch in der A-Jugend spielen - genauso wie Nils Vornholt und Lutz Kröger, die schon für ein paar Minuten reingeschnuppert haben. Es zeichnet diese Truppe vor allem aus, dass jeder Spieler ohne Probleme ersetzt werden kann.

Wird sich im Hinblick auf die nächste Saison trotzdem etwas ändern? Gibt es Neuzugänge? Bleiben Trainer Fabian Leifken und sein spielender Co-Trainer Christoph Hohmann an Bord?
Krüskemper: Da haben wir in ein paar Tagen vielleicht etwas zu berichten. Aktuell ist in der Trainerfrage noch keine Entscheidung gefallen. Wir werden aber wohl noch einen neuen Spieler hinzubekommen. Das lief über persönliche Kontakte, so ist das in Bösensell. Man kann aber schon sagen, dass Bösensell attraktiv geworden ist. Das Umfeld ist einfach klasse, Du hast hier regelmäßig über 100 Zuschauer am Platz. Ich habe das bei Adler Buldern auch schon ähnlich erlebt. Auf dem Dorf hast Du einfach eine tolle Atmosphäre, da wird Fußball ganz anders gelebt.

Derzeit wird in Bösensell nur zweimal in der Woche trainiert. Müsste das Team den Aufwand im Falle eines Aufstiegs höherschrauben?
Krüskemper: Als ich hier angefangen bin, war ich davon ehrlich gesagt auch nicht so begeistert, ich hätte gerne die Freitags-Einheit dazu genommen. Mittlerweile finde ich es gut, wie das gehandhabt wird. Das hat auch mit Vertrauen zu tun und ist hier inzwischen so etabliert. Die Spieler holen sich eine gute Grundlage in der Vorbereitung und tun auch so was für sich. Ich glaube, dass Fabian und Christoph nichts ändern würden, wenn sie weitermachen. Es gibt daran ja auch nichts auszusetzen. Meistens haben wir in der Hinrunde in der Schlussphase mehr Körner gehabt als der Gegner. 

... und eine exzellente Defensive! Nur zehn Gegentore in 17 Spielen, das gibt es selbst in der Kreisliga nur selten.
Krüskemper: Ja, das ist ein absoluter Topwert, der in der Rückserie schwer zu bestätigen sein wird. Wir haben natürlich mit Tim Schölling und Marvin Holstein zwei Torhüter, die jede Mannschaft gerne bei sich hätte. Das kontinuierliche Torwarttraining von Jürgen Heßler macht sich da auch positiv bemerkbar. Das Wichtigste ist aber, dass das ganze Team gut nach hinten arbeitet.

Du hast es angesprochen. Eure Spieler haben sich durch gute Leistungen und die erhöhte Aufmerksamkeit bei den Aufstiegsspielen in den Fokus gespielt. Florian Bußmann etwa hat in der Hinserie 17 Tore geschossen. Ist denn niemand angesprochen worden?
Krüskemper: Das müsste man natürlich die Spieler fragen. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Ich halte auch nichts von Wechseln im Winter - berufliche oder private Gründe oder die Möglichkeit, zwei oder drei Klassen höher zu spielen, mal ausgenommen. Wenn man bei einem Verein zusagt, dann zumindest für eine Saison. Momentan macht es aus meiner Sicht allerdings auch eher wenig Sinn, Spieler von uns anzusprechen. 

Du bist nicht mehr als Trainer aktiv. Fehlt dir das?
Krüskemper: Um ehrlich zu sein: Ja, es fehlt mir. Aber es war aus beruflichen und privaten Gründen genau der richtige Weg für mich. Ich mache für unsere C-Jugend noch ein Sondertraining und bin auch in der Woche gerne mal am Platz, um mir das Abschlussspiel bei der Ersten anzugucken. Für eine Woche habe ich auch schon das Training übernommen, als Fabian nicht da war. Wir sprechen viel, zum Beispiel über die Aufstellung. Aber ich mische mich nicht ein. Was die beiden machen, ist genau richtig.